Naturstrom-AG verlässt die Stadt Forchheim

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Die Biogasanlage in Hallerndorf Foto: Naturstrom-AG
Die Biogasanlage in Hallerndorf Foto: Naturstrom-AG

Der Stromanbieter Naturstrom-AG gibt seine zwei Standorte "ernüchtert" auf und zieht zum Jahresende nach Eggolsheim in das Lindner-Gebäude.

Die Firma Naturstrom verlässt Forchheim. Damit verliert die Stadt nicht nur einen für seine Stromprodukte mehrfach ausgezeichneten Stromanbieter - sondern auch 90 Arbeitsplätze.

Zum Jahresende wird das Unternehmen, das in Forchheim auf zwei Standorte verteilt ist, seine Büros am Paradeplatz räumen und in das ehemalige Lindner-Gebäude nach Eggolsheim umziehen. Bis Juli 2017 werden dann auch die Mitarbeiter, die im ehemaligen Blank-Gebäude in der Nürnberger Straße arbeiten, ihren Standort nach Eggolsheim verlagern.


13 Jahre in Forchheim

Der Naturstrom-Vorstand Thomas E. Banning zieht zum Abschied eine ernüchternde Bilanz. "Wir sind in Forchheim nie willkommen geheißen worden", sagt er rückblickend auf 13 Geschäftsjahre. Die ersten acht Jahre sei er vom damaligen Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) "komplett ignoriert worden". Und die Kooperationsbereitschaft der Stadtwerke sei bis heute "gleich Null", bedauert der Vorstand der Naturstrom-AG.

"Ich habe das so nie aufgefasst", sagt er. Eine Eiszeit habe nie geherrscht, auch wenn nie etwas zustande gekommen sei. "Die Naturstrom AG war von zwei oder drei Jahren auch bei uns im Haus und wir haben unter anderem über die Netztechnik gesprochen", erinnert sich Postler, "und wir haben uns auch das Nahwärmenetz der Naturstrom AG angeschaut." Man habe sich selten gesehen, aber immer wieder Möglichkeiten abgeklopft. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass es an Kooperationsbereitschaft mangelt."

Nachdem die Büroräume in der Äußeren Nürnberger Straße "aus allen Nähten geplatzt" waren, zog ein Teil der Belegschaft auf die Südseite des Paradeplatzes. Doch war von Anfang an klar, dass die Räume nur bis Ende 2016 gemietet werden konnten.

Das Vertrackte: Trotz intensiver Suche nach 1500 bis 2000 Quadratmeter großen Büroflächen konnte der Naturstrom-Anbieter in Forchheim nicht landen. "Wir waren bereit, etwas zu mieten, zu kaufen oder zu bauen", sagt Thomas E. Banning, aber alle Angebote seien geplatzt.

Auch aus der Chance, im Medical-Valley-Gebäude in der Äußeren Nürnberger Straße unterzukommen, sei nichts geworden, obwohl sich Wirtschaftsförderer Viktor Naumann anfänglich offen gezeigt habe.

Von der ablehnenden Haltung in Forchheim profitiert nun der Eggolsheimer Bürgermeister Claus Schwarzmann (BB): "Wir schätzen uns gegenseitig", sagt Schwarzmann über Banning und lobt ihn als "Energie-Player mit Herz und Verstand". Bannings Ideen "passen in die ökologische Gesamtvision der Gemeinde Eggolsheim", freut sich Schwarzmann, "unter anderem wollen wir mit Naturstrom auch die Dorferneuerung in Drügendorf voranbringen."

In Eggolsheim wird der Öko-Stromanbieter eine "1a-Adresse" vorfinden, verspricht der Bürgermeister. Gerade werde das Gebäude der ehemaligen elektrotechnischen Fabrik Lindner für rund fünf Millionen Euro hergerichtet.
Auf dem Gelände werden künftig Schulen (Altenpflegeschule und Fachoberschule) und eben auch die Firma Naturstrom zu finden sein, die dort 4000 Quadratmeter mietet. Obwohl Naturstrom in Eggolsheim mit offenen Armen empfangen wird, könnte es sein, dass das Gastspiel der Firma im Landkreis Forchheim in den nächsten Jahren enden wird: Der Naturstrom-Vorstand ist Gespräch mit der Stadt Bamberg. Im Gegensatz zur Wirtschaftsförderung in Forchheim werde er von den Experten in Bamberg umworben, sagt Banning.

Hinzu käme: Große Städte wie Nürnberg oder Bamberg seien für seine Mitarbeiter deutlich attraktiver. "Denn der Facharbeitsmarkt ist hart umkämpft", betont Banning. Er habe die Erfahrung gemacht, dass es leichter sei, gerade junge Mitarbeiter an die Firma zu binden, wenn der Arbeitsplatz in einer größeren Stadt liege. Die Naturstrom-AG ist bundesweit an zwölf Standorten vertreten, unter anderem in Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Köln, Dresden und Erfurt.

Die Energie-Bilanz in der Region Forchheim sieht aus Bannings Sicht düster aus: "Der Landkreis Forchheim zeichnet sich nicht gerade dadurch aus, dass er sich um erneuerbare Energien kümmern würde. Man ist gegen Windkraft, hat nur ein paar kleine Photovoltaik-Freiland-Anlagen gebaut und bei Biogas geht sowieso nichts mehr. Der Landkreis hat nichts zustande gebracht."

Immerhin: In Hallerndorf und eben in Eggolsheim kann die Firma Naturstrom nun ein Wärmenetz realisieren.