Mit viel Therapie und Kampfgeist will Nadine Reichardt das Laufen wieder lernen und hofft auf eine "Verjüngung" ihrer Tagespflege-Gruppe.
Die Sonne scheint und Nadine Reichardt sitzt mit ihrer Freundin Judith Palla in der Bayreuther Straße in der Sonne. Als sie beschließen nach drinnen zu gehen, steht Judith auf, Nadine nicht. Sie dreht ihren elektrischen Rollstuhl per Handsteuerung, denn Nadine ist seit knapp drei Jahren halbseitig gelähmt.
Es war der 8. Mai 2013. Nadine Reichhardt hat starke Kopfschmerzen. Später stellt sich heraus, dass zwei Aneurysmen in ihrem Kopf geplatzt waren. "Den Tag vergesse ich nicht", sagt Nadine, "da feiere ich jedes Jahr, dass ich überlebt habe."
Ärzte hegen Zweifel am Überleben
Danach sah es am Anfang nämlich nicht aus. Sie wurde in der Erlanger Kopfklinik behandelt und kam dann in die Früh-Reha nach Bad Staffelstein. "Die wird nimmer", habe ein Arzt damals gesagt. Doch er hat Nadine unterschätzt. Mit leichten Spielen kämpfte sie sich zurück.
Nicht nur für sich, sondern auch für ihre drei kleinen Söhne. Damals war Nadine 33 Jahre jung, ihre Söhne zwei, vier und sechs Jahre alt.
Am Anfang sei es sehr schwer gewesen mit der Einschränkung umzugehen - auch für die Söhne. So habe der Kleinste festgestellt, dass seine Mama so komisch rieche. Eben nach Krankenhaus und nicht wie früher zu Hause. Ihre Freundin Judith durfte sie auch erst nach mehreren Monaten besuchen. "Sie hatte Angst, dass ich mit der Situation nicht umgehen kann", sagt Judith und erzählt auch, dass nicht alle Freunde zu Nadine gestanden sind.
Für solche negativen Gedanken hat die 36-Jährige aber gar keine Zeit. Drei Mal in der Woche geht sie zur Physiotherapie, zwei Mal zur Logopädie und zwei mal zur Ergotherapie. Mit diesem Kampfgeist hat sie sich schon Einiges erarbeitet.
Intensivtherapie muss sie zahlen
Mittlerweile kann sie mit Hilfe stehen und ein paar Schritte gehen. "Mein Wunsch ist es, dass ich wieder richtig laufen kann", erklärt die junge Mutter und plant deshalb im Sommer auch eine Intensivtherapie. Diese zahlt die Krankenkasse nicht. "Das ärgert mich sehr", sagt sie, will die Therapie, die mehrere Wochen dauert und täglich mit sechs Stunden Behandlungen sehr anstrengend sein wird, trotzdem machen. Weil Nadine so gute Fortschritte macht, wurde sie kürzlich von der Pflegestufe drei zu zwei herabgestuft. "Man wird quasi bestraft, dass man sich bemüht und Fortschritte macht", findet Judith Palla.
Seit einigen Wochen ist Nadine immer donnerstags bei "Gabi's Tagespflege". "Man verknüpft Tagespflege immer mit alten Leuten", sagt Kerstin Herdegen-Frank, "das stimmt so aber nicht." Die Stationsleitung bei "Gabi's Tagespflege" sieht auch, dass Nadine eine Kämpferin ist und große Fortschritte macht. Trotzdem sei die Anmeldung von Nadine eine Herausforderung für sie und ihr Team gewesen. "Sie ist die einzige in dem Alter, kommt aber gut mit den anderen aus."
Kasse übernimmt Großteil
Das bestätigt auch Nadine: "Mir gefällt es hier gut, aber es wäre schön, wenn noch andere in meinem Alter hier wären." Es müsse doch andere junge Leute geben, die gelähmt sind oder andersweitig gepflegt werden müssen, denkt sie. "Viele Jüngere werden zu Hause gepflegt", weiß Kerstin Herdegen-Frank.
Sie ist sich aber auch sicher, dass durch Gemeinschaft Lebensqualität gegeben wird.
"Sobald jemand eine Pflegestufe hat, wird ein großer Teil der Kosten für die Tagespflege von der Kasse übernommen", versichert sie und muntert dazu auf, dass auch andere Betroffene sich bei ihnen melden können. "Wir würden gerne noch mehr Jüngere in der Tagespflege haben, das ist für uns zwar auch etwas Neues, aber gehört genauso dazu", sagt die Stationsleiterin. Aktuell sind 20 Leute in der Tagespflege in der Bayreuther Straße angemeldet, bis zu 30 können aufgenommen werden.
Hoffnung auf Jüngere
Ob an einem, zwei oder mehrern Tagen in der Woche ist dabei nebensächlich. Interessenten können sich unter 09191-9789366 bei Kerstin Herdegen-Frank melden.
Nadine hofft, dass ein paar jüngere zu ihr in die Gruppe kommen und geht bis dahin weiter fleißig zur Therapie. Heute steht noch Ergo nach Perfetti auf dem Programm. "Wenn ich dann wieder richtig laufen kann, geh' ich zu dem Arzt, der gesagt hat, dass aus mir nichts mehr wird. Dem zeig ich's", ist die junge Mutter überzeugt.
ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie noch weitere Fortschritte machen. Vielleicht geschieht ja ein Wunder, und Sponsoren erklären sich bereit, Ihnen die Intensivtherapie zu zahlen. Viel Glück Ihnen und Ihren Kindern.