Der Liederverein Forchheim studiert Mozarts Requiem ein. Der Chorleiter verlangt dem Ensemble und sich selbst viel ab.
"Dies irae, dies illa ... - der Einsatz muss hier sehr markant sein, die Aussprache hart, wenn es Ihnen hilft: aggressiv." Chorleiter Alexander Ezhelev versucht den fast 80 Sängern des Liederverein-Projektchors für Mozarts Requiem die Nuancen der Intonation plausibel zu machen. Dabei leistet er Schwerstarbeit. Nicht weil die Choristen irgendwie unwillig wären, sondern weil er eine doppelte oder gar dreifache Aufgabe zugleich zu erfüllen hat. Er hat am Klavier den Orchesterpart übernommen, spielt mit der einen Hand weiter und gibt mit der anderen den Einsatz für eine Stimme. Oder er singt eine Passage vor, damit die zweite Stimme punktgenau ihren Einsatz in der komplexen Fugenstruktur des Kyrie findet.
"Das Kyrie", wendet er sich an die 13 Tenöre und 16 Bässe, "muss majestätisch klingen, das Christe Eleison etwas leichter". Die nächsten Takte werden geprobt. Und jetzt ist es genau umgekehrt: Auf ein markantes "quantus tremor" folgen die Frauenstimmen leise und klagend. Ezhelev studiert das Requiem zum ersten Mal mit einem Chor ein, aber er hat vor vielen Jahren als Profisänger an einer Aufführung mitgewirkt. "Es ist für mich eine Ehre und große Herausforderung", sagt er über seine Aufgabe.
So sieht das auch Ralf Engels. Er singt unter Ezhelevs Leitung in mehreren Ensembles des Männergesangvereins Thurn. "Das ist eine ganz intensive Geschichte", meint er, und dass es eine Klasse höher sei als sonst. Deshalb mache er zum zweiten Mal bein einem Projekt des Leidervereins mit.
Auftakt im Mai
Im Mai begannen die Proben des Kernchors. Gisela Steinlein, Vorsitzende des Liedervereins, erinnert sich, wie der Chorleiter öfter mal abbrach: "Was Sie singen, steht hier nicht geschrieben." Am Anfang hieß es oft: "Es ist nicht alles schlecht", langsam steigerte sich die Kommentierung Ezhelevs. "Nicht schlecht" - und kürzlich: "Sehr schön", sagt Steinlein mit Stolz in der Stimme.
Im dritten Jahr
Im dritten Jahr schon leitet Ezhelev den Liederverein. "Wir haben extrem profitiert, seit wir Herrn Ezhelev und seine Frau Elean Belakova zu seiner Unterstützung haben", bekennt die Vorsitzende. Und sie freut sich, dass ihr Chorleiter der Idee der Sängerführung, gerade dieses eher selten aufgeführte Mozart-Werk einzustudieren, so bereitwillig gegenüberstand. Auch wenn es ein krasser Gegensatz ist zu dem Programm der leichten Muse, das der Chor bei seinem Ball im Mai 2018 aufgeführt hat.
Jetzt geht es in die Probenendphase. Das Orchester bilden Profimusiker aus dem Bekanntenkreis Ezhelevs. Sie beginnen am 9. März das Proben; am 16. März treffen sich alle dann in der Kirche zur Generalprobe, an der auch die Solisten teilnehmen. Die Sopranpartie hat Elena Belakova übernommen. Mezzosopranistin Stefanie Weidmann, der Tenor Yajun Yu und der Bassist Hyun Ho Yoo sind die anderen Solostimmen. Belakova ist schon an verschiedenen Opernhäusern aufgetreten; die drei anderen sind Absolventen der Hochschule für Musik in Nürnberg, die am Beginn ihrer Sängerkarrieren stehen.
Aufführung
Mozarts Requiem führt der Liederverein Forchheim am Samstag, 23. März, um 18 Uhr in der St-Johannis-Kirche in Forchheim auf. Die Leitung hat Alexander Ezhelev.