Seit Jahren warten Forchheimer Bürger darauf, dass die Deutsche Bahn (DB) sich bei ihnen wegen der Schallschutzfenster meldet.
Tausende Eigentümer warten. Im "Planfeststellungsbeschluss" der Bahn steht, dass 9200 Haushalte entlang der ICE-Ausbaustrecke Forchheim-Eggolsheim Anspruch auf passiven Schallschutz haben.
Einer, der bislang vergeblich wartet, ist Robert Scholz. Sein Haus steht im Forchheimer Augraben. Scholz ist in der Bürgerinitiative (BI) "Das bessere Bahnkonzept" organisiert. "Wir warten noch auf das von der Bahn seit Jahren angekündigte Schreiben", sagt Scholz. Einen Anspruch auf Schallschutz-Fenster gebe es ja erst, wenn die Strecke in Betrieb genommen werde; aber es laufe nicht einmal die Vorbereitung. "Mit dem Beginn der Bautätigkeiten hätten die Benachrichtigung rausgehen müssen", kritisiert Scholz. Seine jüngsten Nachfragen hätten ergeben, "dass die Bahn noch nicht bereit ist - auf Grund welcher verwaltungstechnischer Probleme auch immer".
Ein anderer, der wartet ist Otwin Schneider.
Als er 1968 sein Haus in der Jean Paul Straße baute, fuhren dort 20 Züge pro Tag vorbei. Heute sind es über 200. Schneiders Gebäude steht auf der DB-Liste jener Haushalte, die Recht auf passiven Schallschutz haben. Doch der Trassenbau in Forchheim habe begonnen und es gebe noch nicht mal ein Ingenieurbüro, das sich des Themas annehme, kritisiert Otwin Schneider.
Er erneuert jeden zweiten Tag die Homepage der Bürgerinitiative Forchheim Nord, deren Sprecher er ist. In einer Excel Tabelle hat er die Eggolsheimer und Forchheimer Adressen aufgelistet, die Recht auf Schallschutzmaßnahmen haben.
Schneider hofft, dass sich viele, so wie er das tut, "auf die Gutachterfirma vorbereiten". Sollten die Gutachter denn nun endlich kommen, werde er jede Frage und jeden Handgriff dokumentieren, sagt Schneider.
Den meisten Mensch sei wahrscheinlich nicht bewusst, dass "die Bahn nach den Aufnahme-Daten der Gutachterfirma die Lärmschutzmaßnahmen für die Zukunft festlegt".
Er habe "kein Vertrauen in die Bahn", sagt der BI-Sprecher unumwunden. Er befürchtet, dass die Bürger "überrollt werden" und fordert alle Forchheimer und Eggolsheimer auf: "Sie sollten ganz genau hinsehen, sich nicht zu einer schnellen Aufnahme drängen lassen"; sie sollten Fotos machen und möglichst Zeugen dabeihaben, wenn die Gutachter kämen.
Ausschreibung läuft
DB-Pressesprecher Frank Kniestedt sagt, das Ausschreibungsverfahren sei am Laufen:fe. "Die Leistungen befinden sich gerade in der Vergabe." Die Eigentümer der Häuser würden "in jedem Fall angeschrieben". Etwa Ende des Jahres, schätzt Kniestedt. Es sei das "ganz normalen Procedere". Wer anspruchsberechtigt sei, das stehe ja ohnehin fest.
Otwin Schneider dagegen ist überzeugt, dass vieles eben nicht fest stehe. So hätten zahlreiche Eigentümer zwar den Anspruch auf einen Lüfter - "aber für die Folgekosten soll der Nutzer aufkommen. Das hat die Bahn so festgelegt, obwohl es kein Gesetz gibt, das besagt, dass die Bahn die Folgekosten abwälzen darf", moniert Otwin Schneider.
Und auch Robert Scholz ärgert sich: Das Eisenbahnbundesamt habe in Sachen passiver Lärmschutz die Anfrage der BI nicht beantworte. Zudem sei das Engagement der Stadt Forchheim beklagenswert. Die Stadt habe "das Zeitfenster für eine Klage gegen das Planfeststellungsverfahren nicht genutzt". Bezeichnend sei auch, dass die Stadt nicht bei der Bürgerinitiative mitmacht. "Ich fände es sinnvoll, wenn die Stadt Mitglied wäre, in anderen Gemeinden ist das der Fall."
Otwin Schneider vermisst ebenfalls eine engagiertere Informationspolitik der Stadt.
Er hat sich bereits darauf eingestellt, dass es zum Rechtsstreit um die Schallschutz-Fenster kommt. Schneider weiß auch schon, wie er sich zur Wehr setzten werde. In der Bundes-Immissionsschutz-Verordnung gebe es einen entsprechenden Paragrafen: Falls sich Hauseigentümer und Bahn nicht einig würden, dann sei das Landratsamt zuständig, um eine Entschädigung auszuhandeln. Schneider findet es eine "ganz tolle Sache", dass es wenigstens diese Paragrafen gebe, um sich zur Wehr zu setzen.