Zwei alte Linden, die am nördlichen Paradeplatz stehen, werden wegen der anstehenden Umgestaltung des Platzes gefällt. Die Kosten für eine Verpflanzung an einen anderen Standort wären enorm.
"Bäumchen wechsle dich": Ganz so einfach wie bei dem bekannten Kinderspiel geht es mit den beiden Linden am Paradeplatz nicht. Vor allem, weil es keine Bäumchen sind, sondern gestandene, 40 Jahre alte Linden. Trotz ihres Alters müssen diese nun wegen der Neugestaltung des Paradeplatzes gefällt werden.
Denn nach dem Umbau des Platzes braucht es eine Feuerwehrzufahrt, die die Bauordnungsbehörde fordert. Die zwei Bäume am nördlichen Paradeplatz, vor dem Sportgeschäft "Sport Wolf", stehen einer ausreichenden Aufstellfläche für die Rettungsfahrzeuge im Weg.
Verpflanzen statt fällen?
Um die Bäume nicht fällen zu müssen, kam bei der Stadtverwaltung der Gedanke an eine Verpflanzung auf. Doch diese Hoffnung hat ein Baum-Experte nun gedämpft. Eine Verpflanzung an einen anderen Standort wäre unverhältnismäßig teuer und aufwendig - so die Einschätzung von Bernd Küster, Experte der Firma Opitz, die auf Großbaumverpflanzungen spezialisiert ist. "Es ist nicht einfach, die Bäume am Paradeplatz zu verpflanzen. Die Probleme überwiegen", sagt Küster.
Ursprünglich war die Stadt für die Verpflanzung von Kosten in Höhe von insgesamt rund 60 000 Euro ausgegangen. Nach sachgerechter Begutachtung kommt der Experte Küster nun zum Ergebnis: Es würde sich bei den zwei Linden um eine sogenannte Größtbaumverpflanzung handeln.
Argumente gegen Verpflanzung
Nach einer Voruntersuchung bräuchte es erst eine mehrjährige Vorbereitungszeit, dann müssten Wurzeln und Ballen freigelegt werden. Wie groß dieser unterirdische Ballen ist, kann Experte Küster nur schätzen. Er geht von bis zu acht Metern aus.
Für eine Verpflanzung müssten auch die Kronen der Linden geschnitten werden. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, sagt der Experte. "Bei den Linden müssten wir die Krone deutlich zurückschneiden", betont er. Nach dem Aufwand bliebe immer noch die Unsicherheit, ob die Wurzeln an ihrem neuen Platz auch richtig anwachsen. Ob die Bäume in ein, zwei oder fünf Jahren vielleicht kaputt gehen, wisse man nicht. "Dieses Risiko wollen wir nicht eingehen", sagt Küster.
Mit dem Aufwand ist auch der Preis explosionsartig gestiegen. Küster geht nach ersten Schätzungen von vielleicht 100 000 Euro pro Baum für eine Verpflanzung aus.
Die Ernüchterung der Stadträte ist deshalb groß. Sie sind sich einig, für das Geld lieber mehrere neue Bäume anzuschaffen. Einstimmig haben die Stadträte deshalb eine Verpflanzung der zwei Linden abgelehnt, sie müssen also gefällt werden. Dafür sollen 60 000 Euro für die Neupflanzung von mittelgroßen Bäumen im städtischen Haushalt für das Jahr 2021 eingeplant werden.
Unbegrünt bleibt der neue Paradeplatz ohnehin nicht. Für die Umgestaltung sollen dort neue Bäume, japanische Schnurbäume, gepflanzt werden. Als Flachwurzler gefährden sie die unterhalb des Platzes liegende Tiefgarage nicht. "Die Bäume sind bereits bestellt", sagt Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD).