Kunden, die sich nicht an Regeln halten: Weilersbacher Einzelhändler spricht Klartext

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Online gab es viel Resonanz für Marc Sauers Worte. Foto: privat
Online gab es viel Resonanz für Marc Sauers Worte. Foto: privat

Desinfektionstücher in den Tomaten, beleidigende Worte, Maskenverweigerer - Marc Sauer, Personalleiter eines Frischemarkts in Weilersbach, macht sich in einem Facebook-Post Luft über Kunden, die sich nicht an Regeln halten. Der FT hat mit ihm gesprochen.

Mit einem emotionalen Post hat Marc Sauer, Personalleiter beim Frischemarkt Bernd Sauer in Weilersbach, viele Menschen erreicht. Darin beklagt er die von manchen Kunden fehlende Bereitschaft, sich an die geltenden Hygiene- und Abstandsregelungen zu halten. Nicht selten werden seine Mitarbeiter dabei sogar beleidigt. Wie das im täglichen Betrieb genau aussieht, schildert er im exklusiven Interview.

Sie haben in einem Post auf Facebook darauf aufmerksam gemacht, dass der ein oder andere Kunde die Hygienevorschriften nicht ernst nimmst. Wie können wir uns das vorstellen?

Marc Sauer: Es sind Einzelfälle, die in der täglichen Masse der Kunden negativ auffallen und meist diejenigen, die sich schon vorher nicht an Regeln halten wollten und für so manche Verwunderung in unserem Team sorgen, zum Beispiel wenn man die Desinfektionstücher nicht in dem dafür vorgesehenen Eimer findet, sondern in den Tomaten in der Obstabteilung, die man dann natürlich großzügig entsorgen muss.

Die von uns eingeführten Hygienevorschriften stellen für manche Menschen eine besondere Herausforderung dar, da sie bereits mit den bestehenden Regularien, die schon vor Corona bestanden, nicht einhundertprozentig einverstanden sind. Dazu gehören beispielsweise auch die Ausweispflicht bei Paketabholung an der Postannahmestelle, die Pflicht alle Waren von der Außenverkaufsfläche zur Kasse zu fahren, das Jugendschutzgesetz an der Lottoannahmestelle, die teilweise begrenzte Verfügbarkeit von Waren in den Regalen.

Gerade zu Beginn der Pandemie gab es ein paar Kunden am Tag, die mit einzelnen Hygienevorschriften Probleme hatten, zum Beispiel sich extra an der Postannahmestelle anstellen zu müssen und die Post nicht innerhalb der Kassenschlange abgeben zu können, oder die Einkaufswagenpflicht pro Person auch für kleine Einkäufe, die jedoch nötig ist, um die Kundenanzahl zu begrenzen. Es gab auch ein paar Maskenverweigerer und natürlich gibt es jene, die es immer noch mit Kleingeld sehr gut meinen, obwohl wir das aktuell durch die Infektionsgefahr nicht so gerne sehen.

Welche Sprüche müssen Sie sich von manchen Kunden anhören?

Gleichzeitig verwundert, jedoch teilweise auch belustigt sind wir über Situationen wie zum Beispiel folgende: Der Leergutbeleg ist zerdrückt und nass, lässt sich kaum scannen: "Ach den hatte die Kleine die ganze Zeit im Mund", nicht gerade hygienisch, auch außerhalb der Pandemie.

Kraftraubend sind auch Kunden, die während der Pandemie nicht nachvollziehen können, dass es sehr viele Artikel gibt, die gar nicht oder nur in begrenzter Menge lieferbar sind oder waren (zum Beispiel Hefe, Klopapier, und vieles mehr). Oder wenn die Waren erst verspätet bei uns eintreffen, zum Beispiel erhalten wir unsere Obst- und Gemüselieferung manchmal erst gegen 7 Uhr, also zur Eröffnung und räumen dann so schnell es geht die Abteilung ein, dass einzelne Artikel ganz unten auf der Palette nicht direkt griffbereit sind, ist ja ganz klar.

Wir können uns seit der Pandemie jedoch über sehr viel Zuspruch freuen, es gibt Kunden, die uns ganz spontan Schokolade oder Blumen an der Kasse schenkten, mit einem Augenlächeln und dem großen Dank "Ihr seid super!" oder die uns auflockernd zur Seite springen und die Situation erhellen, wenn wir in anstrengenden Diskussionen stecken.

Wie reagieren Sie auf Kunden, die sich nicht an die Regeln halten?

Uns allen ist bewusst, dass viele Menschen seit der Pandemie in einer emotionalen Ausnahmesituation stecken, viele haben Angst um die Gesundheit ihrer Familie, um ihre Arbeit, vielleicht auch die Angst, dass es nicht mehr genügend Lebensmittel gibt. Wir können jedoch zu jeder Zeit versichern, dass niemand in unserem Land verhungern muss, auch wenn zehn Sorten Nudeln zeitweise nicht lieferbar waren, gibt es noch 20 andere.

Zu Beginn von Corona mussten wir lernen, mit diesen verstärkten Emotionen umzugehen und es gab sicherlich einige Situationen, in denen hitzig debattiert wurde. Allerdings hat das gesamte Team gelernt damit umzugehen und mittlerweile versuchen wir gelassener an die Sache ran zu gehen. Wir sind ein eingeschworenes Team und heitern uns gegenseitig auf, wer uns häufig aufsucht, hat das sicherlich schon mitbekommen. Der gegenseitige Austausch hilft das täglich Erlebte zu verarbeiten.

Hat dieses Verhalten, sich nicht an die Regeln halten zu wollen, im Laufe des Lockdowns zugenommen?

Gerade zu Beginn der Pandemie - während der Hamsterkaufzeit - erlebte ich eine sehr anstrengende Zeit. Der aktuelle Lockdown hingegen hat nicht sonderlich viel am Kundenverhalten verändert - mit einer Ausnahme: Seit Anfang Dezember wird unsere kleine Annahmestelle für Post regelrecht überschwemmt und stellt auch die Postboten vor große Herausforderungen, dies hat sich auch im neuen Jahr noch nicht geändert. Ansonsten habe ich das Gefühl, dass sich die meisten mittlerweile an die Hygieneregeln gewöhnt haben, denn sie sind ja nicht nur beim Einkaufen präsent, sondern in unserem gesamten Alltag.