Umsatzeinbrüche in der Corona-Krise setzen regionalen mittelständischen und Privatbrauereien im Kreis Forchheim zu. Noch dazu machen ihnen Industriebrauereien das Überleben schwer.
28 Brauereien in Stadt und Landkreis Forchheim kämpfen gegen die Corona-Krise an. Diese begann für die Brauereien mit der Schließung der Gaststätten. Doch schlimmer ist für Georg Rittmayer, Präsident des Privatbrauereienverbands Oberfranken-Bamberg, dass die Industriebrauereien ihre Lagerbestände zu Dumpingpreisen auf den Markt werfen und Gastwirte mit Geld belohnen, wenn sie ihren mittelständischen Bierlieferanten kündigen und zu den großen Konzernen wechseln. "Das ist eine Sauerei und absolut pietätlos", schimpft Georg Rittmayer. "Das ist es, was dem Mittelstand enorm weh tut", sagt Rittmayer. Für gut 25 Prozent günstiger bringen die Konzernbrauereien ihre Lagerbestände auf den Markt. Die regionalen mittelständischen Brauereien können hier nicht mitziehen. Bei den kleinen Brauereien sieht das anders aus. "Wir haben nur Privatkunden, die ihr Bier hier abholen", sagt Christian Volkmuth von der Brauerei Lieberth in Hallerndorf. Die Kunden holen die Bierkästen am Hof ab. "Das tun sie fleißig", freut sich Lieberth. Je kleiner eine Brauerei ist, desto weniger leidet sie unter dem Verhalten der Industriebrauereien und auch unter der Corona-Krise, da sie auch weniger Mitarbeiter hat.
Flaschenbierverkauf
Trotzdem fängt der Flaschenbierverkauf längst nicht alles ab. Denn die Gaststätten sind geschlossen und der Start der Kellersaison verzögert sich. Das Bier für die Gasthäuser fällt zu 100 Prozent weg. "Das ist gerade das Fassbiergeschäft", stimmt auch Peter Schmitt von der Brauerei Vasold und Schmitt in Neunkirchen am Brand zu. Auch die Sommerfeste und Kirchweihen fallen wegen des Verbots von Großveranstaltungen in diesem Sommer unter den Tisch. Damit gehen den Brauereibesitzern auch andere Einnahmen verloren, stellen sie doch das Inventar - die Bierbankgarnituren beispielsweise - für die Feste zur Verfügung. "Wir können nur die Produktion zurückfahren, Kosten sparen und irgendwie durch die Krise kommen", sagt Schmitt. Auch er hat 50 Prozent Kurzarbeit angemeldet, fällt doch mit den Beschränkungen die Hälfte des Umsatzes weg.
Die Gaststätten
Mit dem Essen zum Abholen können die Gaststätten die Verluste ein wenig auffangen. "Das bringt bei den Getränken keinen Umsatz", erklärt Schmitt. Die Wanderer fehlen den Betrieben. Der Neunkirchener Brauereiinhaber Schmitt weiß von Nürnberger Gastronomen, die ausschließlich auf Bierausschank und Biergarten abgestellt sind, dass deren Überleben sehr fraglich ist. Auch Georg Rittmayer hat das Bier aus den Gaststätten, die er beliefert, wieder holen lassen und bei sich verkauft. "Für Brauereien, die nur den Bierausschank oder einen Biergarten haben, ist es eine Katastrophe", bestätigt der Präsident der Brauereien. Denn diese Brauereien haben keinen Verdienst mehr. Die Krise trifft auch seine Brauerei. Vier seiner Mitarbeiter sind derzeit in Kurzarbeit, zwei seiner Auszubildenden helfen in der Hallertau beim Hopfenanbinden.
Fassbierverkauf fällt weg
"Der Fassbierbereich fällt zu einhundert Prozent weg", erklärt Rittmayer. Das schmerze sehr. Für ihn sind die Maßnahmen der Regierung überzogen. Die wirklichen Corona-Probleme sieht Rittmayer bei den Geschäften. Ein ihm bekannter Geschäftsmann habe wegen der fehlenden Umsätze und des Bankrotts seines Geschäfts Suizid begannen. "Das taucht in keiner Statistik auf", sagt Rittmayer. Und nun geht es für die mittelständischen Brauereien weiter bergab, bricht doch auch noch der Umsatz der Kirchweihen weg. Von Fördergeldern sei noch nichts angekommen. Und Hilfskredite müssten zurückbezahlt werden, sagt Rittmayer. Nur hätten etliche Brauereien schon Kredite zu bezahlen, weil sie investiert haben.
Helfer bei Hopfenbauern
Durch die Helfer beim Hopfenanbinden können die Hopfenbauern, denen Saisonarbeiter fehlen, den Brauereien den wertvollen Rohstoff sichern. "An den Kreislauf sollte man denken", appelliert Rittmayer an den Verbraucher. So handeln aus diesem Grund auch vier Mitarbeiter der Klosterbrauerei in Weißenohe, die bei den Lillinger Hopfenbauern arbeiten. Auch die Klosterbrauerei hat Kurzarbeit angemeldet. Der Flaschenbierverkauf läuft. Doch wenn die Kirchweihen ausfallen, werde es schlimm, meint Urban Winkler von der Klosterbrauerei. Letztlich versuchen alle regionale Brauereien, die es oft seit mehreren Generationen gibt, das Beste aus er Krise zu machen. "Ich habe trotzdem die Hoffnung, dass die fränkische Brauereivielfalt erhalten bleibt", sagt Peter Schmitt aus Neunkirchen.