Brauereigaststätten auch in Stadt und Landkreis Forchheim sind vom neuen Lockdown erneut besonders hart betroffen. Denn in der Weihnachtszeit sind die Wirtshäuser normalerweise voll, weil die Leute Zeit haben.
Gastronomiebetrieben, die durch den Lockdown vorerst schließen mussten, stehen im Rahmen der Hilfsprogramme der Bundesregierung neben Überbrückungshilfen November- und Dezemberhilfen zu. Sogenannte Mischbetriebe wie etwa Brauereigasthöfe drohen jedoch durch das Raster der Hilfsprogramme zu fallen, da sie auch mit dem Verkauf von Bier Geld verdienen. Für viele Brauereigaststätten gestaltet sich die Lage dadurch noch ungewisser, als sie durch das wegbrechende Weihnachtsgeschäft ohnehin schon wäre.
Für die 120 der rund 170 oberfränkischen Brauereibetriebe, die eine eigene Gaststätte betreiben, gestaltet sich die Situation durch den Lockdown aktuell besonders schwierig. Wie in jedem anderen Gastronomiebetrieb ist die Frustration der Gäste nach den Schließungen zu spüren, weiß Fritz Hebendanz von der Brauerei Hebendanz in Forchheim. Bietet die an die Brauerei angrenzende Gaststätte normalerweise gerade für ältere Personen Raum für Gespräche, entfällt dieser Gemeinschaftsaspekt nun.
Auswirkungen auf Brauerei
Besonders schwierig ist für die Betreiber der jeweiligen Gaststätten, dass der Lockdown nun in die Weihnachtszeit fällt. "Normalerweise haben wir da im Wirtshaus die meisten Gäste, weil die Leute einfach mehr Zeit haben", berichtet Rafael Thiermeyer von der benachbarten Brauerei Neder. Die Schließung der Gaststätten wirkt sich außerdem auch auf den Brauereibetrieb aus. Die meisten Abholer nehmen üblicherweise nach einem Kneipenbesuch Bier mit, weiß Thiermeyer. Zwar gibt es auch jetzt einige Abholer, die direkt zur Brauerei Neder kommen, Verzögerungen sind aber dennoch zu spüren.
Noch dazu führen die neuen, verschärften Beschränkungen bei privaten Treffen dazu, dass sich die Nachfrage ändert. "Fassbier geht viel schlechter als sonst", meint Thiermeyer.
Auch die Brauerei Hebendanz bekommt zu spüren, dass die sonst um die Jahreswende gefragten Partyfässer nur noch vereinzelt verlangt werden. Dafür erfreut sich Flaschenbier etwas größerer Beliebtheit. Für Fritz Hebendanz ist das nicht weiter verwunderlich. "Man kann ja nur noch alleine essen und trinken und im Stillen genießen", sagt der Braumeister. Probleme hat er aktuell besonders mit der ausbleibenden Rückgabe des Leerguts. Dennoch weiß Hebendanz, dass es viele seiner Kollegen aktuell härter trifft als ihn selbst, der seine Gastwirtschaft verpachtet hat.
Durch das Raster gefallen
Neben dem eingebrochenen Weihnachtsgeschäft belasten aktuell die noch immer ausbleibenden November- und Dezemberhilfen viele Inhaber von Brauereigaststätten. Weil Brauereigasthöfe durch den Verkauf von Bier außerhalb ihrer Wirtschaft als Mischbetriebe gelten, fallen sie aktuell durch das Raster der November- und Dezemberhilfen des Bundes. Antragsberechtigt sind sie nur dann, wenn durch die nun geschlossenen Gaststätten im Vorjahr mindestens 80 Prozent des Gesamtumsatzes erzielt wurden.
Ob die Brauerei Neder noch Wirtschaftshilfen erhalten wird, ist daher trotz der Schließung der Gastronomie noch offen. "Wir haben zwar Novemberhilfen beantragt, ob wir aber Gelder bekommen, ist fraglich. Momentan warten wir selbst noch", verrät Braumeister Thiermeyer. Bianca Kugler, Inhaberin des Thuisbrunner Gasthofes Seitz und der zugehörigen Brauerei Elch-Bräu, schätzt die Lage inzwischen pessimistischer ein. "Wir haben nichts bekommen und werden wahrscheinlich auch nichts mehr kriegen", meint sie.
Letzte Woche habe es noch eine virtuelle Pressekonferenz mit Politikern der verschiedensten Parteien gegeben, bei der die teilnehmenden Brauereien ermutigt wurden, "weiter Dampf zu machen", wie Kugler sagt. Auch wenn sich die bayerische Politik überwiegend einig sei, dass den Brauereigaststätten, die hier eine lokale Besonderheit darstellen, in der existenzbedrohenden Krisensituation geholfen werden müsse, hänge die Entscheidung über eine Änderung der Gesetzeslage derzeit am Wirtschaftsministerium in Berlin, so Kugler.
Laut dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband gibt es trotz des wachsenden Drucks durch Brauereiinhaber und Politiker verschiedener Parteien, wie etwa durch Sebastian Körber (MdL) oder Lisa Badum (MdB), noch keine Antwort von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).
Dehoga: ungerecht
Peter Hötzelein aus dem Vorstand der Kreisstelle Forchheim des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), empfindet die Situation, ähnlich wie die betroffenen Inhaber der Brauereigaststätten, als ungerecht. Brauereigaststätten seien wegen des wegbrechenden Umsatzes in der Gastronomie ebenso vom Lockdown betroffen wie andere Gastronomiebetriebe. Natürlich könne ein Gesetzestext nie jeden Punkt abdecken, weshalb Brauereigaststätten nun auch durch das Raster der November- und Dezemberhilfen fielen. Jedoch müsse man dann versuchen, den Betroffenen ein ähnliches Angebot zu unterbreiten. Wie derartiges Maßnahmen aussehen könnte, ist derzeit aber noch unklar.