Pflanzen-Expertin Kathrin Lunz (45) vertraut voll und ganz auf die Kraft der Kräuter.
Kräuter sind die große Leidenschaft von Kathrin Lunz (45) aus Aufseß. Die gebürtige Hoferin, die 1989 ihr Examen als Krankenschwester abgelegt und 1992 nach Aufseß geheiratet hat, ist ein wandelndes Kräuter-Lexikon. Und sie kann nie genug bekommen. "Ich bilde mich ständig weiter. Deshalb habe ich auch an einem Kurs in Mythologie und Geschichte der Pflanzen besucht", erklärt die geprüfte Kräuterpädagogin.
Dieses Zertifikat hat sie seit 2005. An der renommierten Gundermann Schule hat Kathrin Lunz ihr Basiswissen, das am Amt für Landwirtschaft in Bayreuth erworben hatte, vertieft. Zu den Grundlagen des Kräuterwissens kamen kulturgeschichtliche, biologisch, botanische Aspekte, die Heilwirkung der Pflanzen und ein Exkursions-Führungstraining hinzu.
Wilde Kräuter, wilde Kräfte Das Herbarium mit den getrockneten Blättern, Blüten und Stengeln, das Kathrin Lunz während ihrer Ausbildung angefertigt hat, umfasst mehrere Leitzordner, wird aber nur noch selten benutzt. "Eine Folge des Internets" erklärt die Pflanzen-Expertin, für die es keine Unkräuter gibt. "Das sind wilde Kräuter mit ungeheurer Power. An die muss sich unser Körper erst gewöhnen." Schade findet Kathrin Lunz, dass viele Inhaltsstoffe von Heilpflanzen noch gar nicht richtig erforscht sind. "Dass Huflattich besonders wirksam ist bei Bronchitis und dass die Pissblum, der Löwenzahn gut ist für die Nieren und bei Beschwerden der Bauchspeicheldrüse, bei chronischen Leberentzündungen, Abgeschlagenheit, Diabetes und bei Störungen der Milz hilft, ist seit Jahrhunderten bekannt.
Die Wissenschaft könnte diese Wirkungen belegen", findet die "Kräuterfrau", die aus den Bestandteilen Tees und Tinkturen, Liköre und Kräuterschnäpse herstellt.
"Ich weiß schon gar nicht mehr, wann meine Kinder ein Antibiotikum gebraucht haben." Das bestätigt Tochter Lena(17). "Mamas Ingwer-Tee war klasse, bei meiner Erkältung. Und das, obwohl ich Ingwer normalerweise nicht mag." Mama kennt sich eben aus in Sachen Naturmedizin.
So teilt Lena mittlerweile die Begeisterung für Brennnesseln, Schafgarbe, Bärenklau, Labkraut und tausend andere Pflanzen. Das war nicht immer so. "Eine Zeit lang sind wir mit Mama nicht mehr spazieren gegangen. Die Gute ist völlig ausgetickt, als sie am Wegrand ein Kräutlein fand, das sie uns erklären wollte", lacht Lena.
Keine Angst vor der Natur Kathrin hat daraus gelernt.
Wenn sie jetzt Erlebniswanderungen anbietet, steht das bewusste Wahrnehmen der Natur im Vordergrund. "Ich will Ängste vor der Natur abbauen." Das geschieht auch, indem Kathrin Lunz ökologische Zusammenhänge erläutert oder Aspekte der Wald- und Erlebnispädagogik mit einbaut. Das Rauschen der Bäume, der Gesang von Vögeln oder das Zirpen von Grillen wird zum Erlebnis.
Ausgeschilderte Wege braucht sie nicht. Überall rings um Aufseß findet sie genügend Anschauungsmaterial, das sie den Gästen bei den meist zweistündigen Exkursionen näher bringen kann. Die werden ganz auf die Bedürfnisse der Teilnehmer abgestellt. So hat Kathrin Lunz die Grundschul-Lehrpläne durchforstet, um herauszufinden, welche naturkundlichen Themen hier behandelt werden. Das Ziel: "Ich will den Kindern eine möglichst unmittelbare Begegnung mit der Vielfalt der Natur ermöglichen", erklärt Kathrin Lunz.
Die Lehrer nehmen dieses Angebot dankbar an.
"Mitbringsel" werden veredelt Von den Wanderungen kommt die Expertin selten ohne Trophäen nach Hause. Im Frühjahr hat sie beispielsweise Fichtenspitzen gepflückt, die zu Likör weiter verarbeitet wurden. "Aber auch mit Schokolade überzogen schmecken sie köstlich", findet Kathrin Lunz, die viele der Kräuter auch trocknet und zu Balsam oder duftender Seife verarbeitet. Auch dafür bietet Kathrin Lunz Seminare an. Die Kraft der Kräuter erspüren können Teilnehmer beim verräuchern der Trockenmischungen. "Düfte nehmen wir über das lymphatische System auf", erklärt die Krankenschwester. "Deshalb können wir uns an Gerüche aus der Kindheit sehr gut erinnern, obwohl sie lange zurück liegen. Das gleiche passiert, beim Räuchern der Kräuter.
Da wirkt der seelische Zugang zu den Pflanzen besonders intensiv", ist Kathrin Lunz überzeugt, die sich auch mit der Mythologie der Pflanzen beschäftigt.
So ist der Holunder der Hausbaum, in dem die Ahnen wohnen. Dazu gehört die Geschichte von Frau Holle (Holunder), der Mutter-Göttin, die Seelen empfängt und Seelen zurück auf die Erde schickt. Solche Geschichten gebe fast zu jeder Pflanze. "Das macht den Umgang mit Kräutern noch spannender", findet Kathrin Lunz.