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Kampfhund Bella hat hier keine Zukunft

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Symbolbild Foto: dpa
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Bella ist ein herzensguter Hund, sagt Fabian Schneider, der mit seiner Freundin im Landkreis Forchheim lebt. Allerdings darf Schneider den American Pitbull Red Nose von Gesetzeswegen gar nicht halten. Akzeptieren will Schneider dies nicht.

Einfach einem Tier helfen wollte Fabians Freundin, die sich im Internet in das faltige Gesicht des jungen Hundes verliebte. Die Besitzer aus Sachsen suchten ein neues Zuhause für ihren Vierbeiner, der in deren neuer Wohnung nicht gehalten werden durfte.

Schon wenig später konnte Bella, so der Name des Hundes, mit ihrem neuen Frauchen in den Landkreis Forchheim ziehen. Der Hund freundete sich auch schnell mit Fabian Schneiders Hunden, einem Dalmatiner und einem Jack Russel, an.

Ein soziales Wesen

Die Sache hat, wie Fabian Schneider und seine Freundin inzwischen aber wissen, einen gewaltigen Haken: Bella ist ein American Pitbull Red Nose. Und damit ein Kampfhund, der in die sogenannte Kategorie 1 fällt. Er darf in Bayern demnach eigentlich nicht gehalten werden - unabhängig davon, ob Gutachten dem Hund ein soziales Wesen bescheinigen.

Kategorie 1 bedeutet, dass der Hund unwiderruflich als aggressiv und gefährlich gilt. "Da brauche ich nicht prüfen, ob es anders ist", sagt Bernd Unger aus Petersaurach. Er ist einer der 38 Hundegutachter in Bayern. Die Kampfhundeverordnung sagt nicht, dass der Hund verboten ist, sondern nur, dass der Halter eine besondere Erlaubnis brauche. Um einen Hund der Kategorie 1 halten zu können, benötige der Halter aber einer besonderen Erlaubnis. Dazu müsse der Halter eine saubere Weste haben, einen triftigen Grund und die Zustimmung der Gemeinde.

"Es ist Schwachsinn, einen Hund nach einer Liste zu beurteilen", empört sich Fabian. Er hofft auf viele Unterstützer, die seinen Kampf gegen die Liste und die damit verbundene Einteilung in aggressive und sehr aggressive Hunde teilen. "Wenn man möchte, kann man jeden Hund zum Kampfhund erziehen", sagt Fabian. Das Problem liegt am anderen Ende der Leine, das sagt auch Andreas Brucker, stellvertretender Geschäftsstellenleiter des Deutschen Tierschutzes Landesverband Bayern und Regionalbeauftragter für Oberfranken. Den Abschied von der Liste fordert der deutsche Tierschutzverband schon lange. Die Petition, die vor zwei Jahren eingereicht wurde, um dieses Gesetz zu kippen, wurde aber abgelehnt.

Der Faktor Mensch

Es ist wohl schwierig, dies gerade in Bayern zu ändern, dem Bundesland, das 1994 als erstes die Liste eingeführt hatte. In anderen Bundesländern gibt es dagegen keine Unterteilung, insofern kann ein Wesenstest durchgeführt und damit auch eine Haltung dieser Hunde genehmigt werden.

"Bei der Liste wird das Verhalten des Menschen nicht berücksichtigt", bedauert Brucker. Sicher sei bei den als Kampfhund geltenden Rassen eine gesteigerte Aggressivität eingezüchtet, doch ob diese hervortrete oder verkümmere, liege an der Sozialisierung. "Kinder, die immer misshandelt werden, können auch aggressiv werden und einen Schäferhund kann man ebenso scharf machen", erklärt Brucker, wo das eigentliche Problem liegt: beim Menschen.

Deshalb fordert der Tierschutz schon lange eine Art Hundeführerschein, damit auch der Mensch im Umgang mit dem Hund geprüft wird und der Halter über den Charakter und die Ansprüche seines Hundes informiert wird. Wer einen Kangal hält, einen Hund aus Anatolien, der darauf trainiert ist, eine Schafherde zu hüten, brauche sich nicht wundern, wenn dieser Hund seine Familie als Herde betrachte und diese aggressiv anknurre, sobald sie die Wohnung verlassen wollen.

Schlechtes Image

Wie negativ die Öffentlichkeit beim Anblick eines Kampfhundes reagiert, weiß auch Bernd Unger. "Die Leute laufen schon auf die andere Straßenseite, obwohl der Hund nicht einmal bellt."

Eine gewisse Klientel hat sich Kampfhunde aus Prestigegründen gehalten. Das weiß auch Brucker, der 30 Jahre als Vollzugsbeamter gearbeitet hat. Menschen aus der Rockerszene hielten sich diese Hunde ebenso wie Zuhälter aus dem Rotlichtmilieu. Pitbulls und Kangals wurden und werden gerne für Hundekämpfe trainiert.
Nicht nur im Landkreis Forchheim, auch in der Stadt sind einige Kampfhunde der Kategorie 2, zu der Bullterrier und Rottweiler gehören, gemeldet. Sigrid Mauser, Sachgebietsleiterin des Ordnungsamts in Forchheim, kann nichts Negatives berichten. Die Hunde hätten alle ein positives Gutachten, erhalten. Eher im Gegenteil: Würde jemand einen Hund der Kategorie 1 haben, müsste der ins Tierheim gebracht werden. Doch auch die können ihn hier nicht vermitteln. "Wenn ein Hund der Kategorie 1 ins Tierheim kommt, versuchen wir ihn in Österreich unterzubringen", sagt Andreas Brucker.

Dass Bella in ein Tierheim kommt, möchten aber weder Fabian noch seine Freundin. Die vielen Gespräche mit Gutachtern haben den beiden inzwischen aber auch die letzte Hoffnung genommen. Allerdings gibt es auch in Bayern Gemeinden, die das Halten eines Hundes der Kategorie 1 erlauben. Denn es sind die Gemeinden, die entscheiden.

"Ins Tierheim geben wir ihn nicht", sagt Fabian. Notfalls müssen sie umziehen. Doch er zählt auf die vielen Tierliebhaber und Menschen, die wissen, dass nicht jeder Kampfhund einer ist. Auch der Tierschutzverband will mit einer neuen Petition das Kampfhundegesetz ändern. Auf das Sozialverhalten kommt es an und letztendlich auf die Menschen und ihre Verantwortung.