Otwin Schneider kämpft dafür, dass die Bürger in Forchheim an die wichtigen Informationen und Leistungen kommen.
Otwin Schneider geht mit dem Vorsatz durch die rote Tür, dem Herrn im Container auf den Zahn zu fühlen.
Schneider ist Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Forchheim-Nord. Er kämpft seit Jahren dafür, dass die Menschen entlang der ICE-Ausbaustrecke an jene Informationen und Leistungen kommen, die ihnen zustehen. Und Peter Bergfeld, der Mann im roten Informationscontainer am Forchheimer Bahnhof, ist ein alter Hase des Streckenausbaus.
In seinen letzten Berufsjahren als Planungsingenieur hatte der gebürtige Ostwestfale Bergfeld jene Ausbaustrecke mitgeplant, die bei den Bürgern jetzt so viele Fragen aufwirft. Im Ruhestand hat sich der 72-jährige Ingenieur wieder in den Dienst der Bahn gestellt. Er berät Bürger. "Acht bis zehn" kämen täglich zum Informationspunkt am Bahnhof. "Der passive Schallschutz ist das ganz große Thema", sagt Peter Bergfeld.
Auf Kosten der Bahn ins Hotel
Als sich Otwin Schneider vorstellt, begrüßt Bergfeld ihn mit einem Lachen und einem Kompliment: "Ihr Engagement ist super." Zwar haben sich die beiden noch nie gesehen, aber sie hatten Mail-Kontakt. Bergfeld, der selbst seit 1999 in Forchheim lebt, hat an dem Gast aus Forchheim-Nord sichtbare Freude. Die beiden rücken sich Stühle zurecht und vertiefen sich in ein Fachgespräch über Oberbau-Techniken, über Erschütterungswerte, Schwellen-Beschläge - und über die Informationspolitik der Deutschen Bahn.
Bürger, die vom nächtlichen Baulärm belästigt seien, könnten auf Kosten der Bahn im Hotel übernachten: Ob auf das Angebot der Bahn Verlass sei, fragt Schneider und kritisiert: "Die nächtlichen Arbeiten sind sehr vage angekündigt. Wo sind die Informationsblätter? In welchem Umkreis haben die Bürger das Recht, im Hotel zu übernachten?"
Peter Bergfeld räumt ein, dass sich die Bahn da "weit aus dem Fenster gelehnt" habe. Tatsächlich könnten die vom Lärm belästigten Forchheimer im Hotel schlafen, betont der Bahn-Berater, "aber sie müssen in Vorleistung gehen". Sprich: Sie müssen die Hotel-Rechnung erst selbst bezahlen und dann der Bahn schicken. Bergfeld verspricht Schneider, dass er die fehlenden Informationsblätter "zum Thema machen" werde: "Ich bestehe auf Handzettel."
Und was sei mit dem passiven Schallschutz, fragt Otwin Schneider, "das zieht sich schrecklich hin". Ja, stimmt Peter Bergfeld zu, vielen könne er nicht befriedigend helfen, die nötigen Unterlagen stünden noch nicht zur Verfügung. "Ich musste schon eine ganze Reihe von Leuten wegschicken." Trotz dieser Lücken im Beratungssystem wird Otwin Schneider an diesem Nachmittag immer wieder positiv überrascht. Etwa als es darum geht, an bestimmte Messdaten zu kommen; oder an präzise Auskünfte darüber, welche Häuser die Bahn den Bewohnern abkaufen muss, weil sie zu nahe an den Gleisen stehen. Peter Bergfeld nennt Namen, schreibt Mail-Adressen und Telefonnummern auf. "Da ist Herr Wächter in Berlin zuständig." Oder: "Reden Sie mit Herrn Plenter." Oder: "Rufen Sie Olaf Drescher an."
Ärgere Dinge verhindern
Als Otwin Schneider am späten Nachmittag den Info-Container am Bahnhofsplatz verlässt, fühlt er sich inspiriert. Er habe dazugelernt, sagt der Sprecher der Bürgerinitiative Forchheim-Nord und kündigt an, "gleich morgen" Kontakt zu neuen Gesprächspartnern aufzunehmen.
"Man muss handeln, um ärgere Dinge zu verhindern", so lautet das Motto von Schneiders BI-Arbeit. Nach dem Gespräch mit Peter Bergfeld wird klar, dass handeln vor allem verhandeln bedeutet. "Ich kann nur erläutern, was die Bahn geplant hat", betont Peter Bergfeld: "Doch vieles, was dann wirklich passiert, ist Verhandlungssache." Das gelte auch für die kommenden Monate: Zwar sei die Klagefrist vergangene Woche ausgelaufen, doch diese Frist habe nur für die Kommunen im Bezug auf die Gesamtplanung gegolten, erinnert der 72-jährige Strecken-Experte: "Die einzelnen Betroffenen können weiterhin ihre Forderungen stellen.