Droht in den Dörfern und Städten eine Schädlingsplage, wenn es immer weniger Katzen gibt, die Mäuse und Ratten vertilgen? Tierschützer und Experten erläutern die Zusammenhänge und geben Entwarnung.
Viele Tierschützer lassen mit sicher besten Absichten herrenlose Katzen aus ihren Dörfern kastrieren, damit sich die Tiere nicht unkontrolliert vermehren. Diese werden nach der Kastration wieder ausgesetzt und oft von den Tierschützern gefüttert. Doch das ärgert eine Leserin aus Niedermirsberg, da so die Zahl der Katzen immer weniger werde und Mäusen und Ratten die natürlichen Feinde fehlen.
Stattdessen, so die Leserin, werde in der Natur und der Gastronomie immer häufiger die chemische Keule ausgepackt. Zurück zur Natur, meint sie und fordert: mehr Katzen gegen Mäuse und Ratten, denn sie möchte nicht, dass ihre Katzen vergiftete Mäuse fressen.
Aber da muss zwischen der Landmaus und der Stadtmaus unterschieden werden. Mit den Landmäusen gibt es kein Problem, geschweige denn eine Mäuseplage.
"Sie haben mit den Greifvögeln ihre natürlichen Feinde", sagt Friedrich Oehme, der Geschäftsführer des Bundes Naturschutz. Eulen, Bussarde und Falken, aber auch andere Wildtiere wie Füchse oder Wildkatzen fressen die Nager.
Natürliche Feinde Trockene Jahre bezeichnete man als "Mäusejahre", wenn es besonders viele Mäuse gibt, doch dementsprechend haben dann auch die Bussarde viele Junge. In früheren Zeiten hatten die Scheunen der Bauernhöfe die sogenannten Eulenlöcher. Das ist eine viereckige Öffnung, die der Schleiereule als Einflugloch dient, damit sie in der Scheune Mäuse jagen und dort nisten kann, erzählt Oehme.
Gerüchte um Katzenfänger kommen Marianne Wende, der Vorsitzenden des Tierheims in Forchheim, immer wieder zu Ohren. Sie kann das nicht bestätigen.
Sicher komme es ab und an vor, dass Katzen von irgendwoher im Tierheim landen, was teils daran liegt, dass es sich die Tiere in einem fremden Auto bequem machen, wenn sie Gelegenheit haben. Die Vermisstenanzeigen blieben oft bestehen, wenn die Katzen wieder bei ihren Besitzern sind, weil diese keine Folgemeldung abgeben.
Dass die Katzen kastriert werden, ist für sie selbstverständlich. "Es wäre ein schlechter Tierschutz, wenn wir sie nicht kastrieren würden", betont sie und nennt eine uferlose Vermehrung der Vierbeiner und die Seuchengefahr als Gründe. Wenn sich die Tierschützerin die Statistiken anschaut, kann sie bei Millionen Katzenhaltern keinen Rückgang der natürlichen Mäusefeinde erkennen.
Instinkt und Spieltrieb Die einzigen Katzen, die keine Maus fangen, sind die Katzen, die nur in der Wohnung gehalten werden.
Ob das sinnvoll sei, möchte sie hintan stellen; aber auch kastrierte Katzen jagen Mäuse. "Sie stillen ihren Jagdtrieb und spielen und töten Mäuse auch, um ihrem Nachwuchs zu zeigen, wie man eine Beute fängt", erklärt Wende. Das tun die Wollknäule auch, wenn sie keinen Nachwuchs haben, aus Instinkt heraus. Mäuse und vor allem Ratten sind immer dort, wo es Essen gibt. Es ist der Mensch, der Essensreste in die Toilette spült, auf den offenen Kompost wirft oder Müll ungesichert lagert. Die Wanderratte kommt und bleibt, wo sie Essbares findet. Deshalb gilt in Lebensmittelbetrieben Sauberkeit als höchste Pflicht.
Zu groß für eine Katze Andererseits: "Eine Katze wäre mit einer ausgewachsenen Ratte überfordert", sagt Wende.
Dass Ratten für Katzen eine Nummer zu groß sind, meint auch Reinhold Bertram, Schädlingsbekämpfer der gleichnamigen Firma. Ebenso wie Mäuse könnten auch Katzen in eine Gastwirtschaft oder in einen Supermarkt gelangen: mit den Menschen durch die automatische Tür.
Eine Katze sei aber im Lebensmittelbereich genauso unerwünscht wie eine Maus oder Ratte, erklärt Linda Minke, die technische Leiterin von Rentokil, einer Firma in Sachen Schädlingsbekämpfung.
Die Schädlingsbekämpfung ist im Wandel, sagt sie. Wobei die Bekämpfung selbstverständlich notwendig ist, jedoch immer dem Umfeld und den örtlichen Gegebenheiten angepasst wird, wie Linda Minke betont. Kein Schädlingsbekämpfer lege mit der chemischen Keule los. Von Gift sei ohnehin nicht die Rede.
"Meine Lieblingsmausefalle funktioniert mit Kohlendioxid, dem Stoff, der den Sprudel ins Wasser bringt, absolut harmlos, aber wirkungsvoll", sagt Minke. Sie weiß, dass die Berufsgruppe der Kammerjäger als allererstes auf Prävention, also Vorbeugung setzt. Der Schädlingsbekämpfer schaut, um welche Befunde es sich handelt und wie die Situation ist. "Es gibt auch geschützte Mäusearten", erklärt sie. Das Einbringen eines Organismus' bedinge eben die Ansiedlung eines anderen. Letztendlich komme es doch auf das Verhalten des Menschen an.