Joachim Herrmann im Sommerinterview in der Fränkischen Schweiz

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Johannes Haas (r.) führte Bayerns Innenminister und obersten Touristiker, Joachim Herrmann (Zweiter v. r.), durch die Edelbrennerei der Familie Haas.Carmen Schwind
Johannes Haas (r.) führte Bayerns Innenminister und obersten Touristiker, Joachim Herrmann (Zweiter v. r.), durch die Edelbrennerei der Familie Haas.Carmen Schwind
 
 
Joachim Herrmann und Johannes Haas
Joachim Herrmann und Johannes Haas
 
 
 
Joachim Herrmann und Johannes Haas
Joachim Herrmann und Johannes Haas
 

Als Fan der Region Fränkische Schweiz offenbart sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. So schätzt er die Corona-Gefahr und Potenziale ein.

Der bayerische Innenminister und Vorsitzende des Tourismusverbandes Franken, Joachim Herrmann (CSU), besuchte am Mittwoch die Edelbrennerei von Johannes Haas in Pretzfeld. Ein Thema war der Tourismus in der Region, ein anderes Corona. Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an der Fränkischen Schweiz? Joachim Herrmann: Ich kenne die Fränkische Schweiz schon von Kindheit an. Wenn man in Erlangen zuhause ist, ist das das Gebiet, das vor der Haustür liegt.

Das Wiesenttal zum Beispiel ist herrlich, aber auch die anderen Täler. Oder Gößweinstein als Wallfahrtsort. Es gibt so viele schöne Zielpunkte auch für Wanderungen. Ich bin von Kindheit an begeistert und freue mich immer wieder, wenn ich hierherkomme. Welche touristischen Maßnahmen sind denn für die Fränkische Schweiz geplant? Wir haben ja in den letzten Jahren die Werbung deutlich ausgebaut und sind jetzt dabei, das Ganze mehr auf digital umzustellen, dass das auch eine Zukunft hat.

Immer mehr Gäste informieren sich online über Internet über den Urlaubsort. Nicht nur die Info muss im Internet verfügbar sein, sondern es muss alles online buchbar sein.

Es gibt viele, die wollen die Übernachtung oder Tischreservierung unmittelbar online erledigen. Ich freue mich, dass viele Betriebe hier in der Region auch stärker mitgegangen sind. Gerade in den letzten Monaten während Corona haben wir gemerkt, wie wichtig online ist. Wie werden Gastronomie und Tourismus-Betriebe während dieser Krise unterstützt? Es hat wirtschaftliche Hilfen wie das Soforthilfeprogramm oder Überbrückungshilfen gegeben. Jetzt geht es darum, wieder Werbung für die Region zu machen: Was kann jetzt wieder gemacht werden? Denn man kann ja hier in der Region herrlich unterwegs sein.

Es gibt auch keine Restriktionen mehr. Und hier gibt es auch keine Infektionsgefahr. Die Fränkische Schweiz ist ja verschont geblieben. Und befürchten Sie eine zweite Welle, sind wir da gewappnet? Ich glaube, wenn wir vorsichtig sind und unseren persönlichen Beitrag dazu leisten, dann bleiben wir verschont vor einer zweiten Welle. Die Fragen stellte Carmen Schwind.

Innenminister Herrmann will Tourismus in der Fränkischen Schweiz weiter voranbringen In Limone am Gardasee erfuhr Johannes Haas, Inhaber der gleichnamigen Pretzfelder Edelbrennerei, dass hoher Besuch ins Haus stehe. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hatte sich angesagt.

"Er hat auf Messen immer wieder mal angedeutet, dass er sich unsere Brennerei anschauen möchte. Dass er jetzt wirklich kommt, freut uns natürlich", sagte Haas und erzählte, dass er Herrmann, der Vorsitzender des Fränkischen Tourismusverbandes ist, immer wieder bei Veranstaltungen treffe.

"Wir haben da eine sehr gute Zusammenarbeit. Doch natürlich muss man als Unternehmer immer auch selbst tätig werden und sich präsentieren." In seiner Branche zum Beispiel sei es wichtig, traditionelle Produkte auf neue und frische Art zu präsentieren, denn die Zielgruppe sei jünger geworden.

Pünktlich kam Joachim Herrmann am Mittwoch mit seiner Entourage in der Brennerei an. Haas erklärte seinen Gästen kurz die Anlage und beantwortete Fragen. Zum Beispiel erfuhren die Besucher: "Das Brennen war früher ja Resteverwertung und Haltbarmachen vom Obst."

Haas baut selbst Obst an, kauft aber auch zu, aus der Region. "Das hat sich gut eingespielt. Die Bauern bekommen gutes Geld und wissen, dass ihnen das Obst abgenommen wird. Und ich habe was zum Verarbeiten", berichtet der Brenner. Er findet es aber schade, "dass die Qualität nachlässt".

Sechs Wochen ohne Umsätze

Weiter erzählte Haas, dass er in den ersten sechs Wochen der Corona-Krise keine Umsätze hatte. Dass dann aber über den Online-Versand viele private Stammkunden bestellten. Viele Festivitäten waren wegen Corona ausgefallen und die Gastronomie - an die verkauft er seine Produkte - hatte hohe Einbußen. Haas nutzte die Zeit, um seine Bäume zu pflegen, neue zu pflanzen und einen Bio-Bier-Whisky gemeinsam mit Mike Schmitt, Besitzer der Brauerei Nikl-Bräu, und dem Besitzer des Angushofs bei Ebermannstadt, Thomas Dittrich, zu entwickeln.

"Corona hat eingeschlagen. Das gilt für die ganze Gastronomie", meinte auch Joachim Herrmann und erzählte, dass er vom Berg-Gasthof Hötzelein in Regensberg erfahren habe, dass sich die Umsätze im Juli nur auf 50 Prozent belaufen hätten. Herrmann geht davon aus, dass das verlorene Einkommen in der Gastronomie in diesem Jahr nicht mehr aufgeholt werden könne.

Er berichtete von den Rekorden der letzten fünf Jahre im Tourismusbereich und dem schlimmen Einbruch in diesem Jahr. "Wir wollen alles tun, um den Tourismus voranzubringen", versprach er und meinte, dass es in der Fränkischen Schweiz "durchaus noch einige Besucher mehr geben könnte".

Freizeitdruck nimmt zu

Dem stimmte Bürgermeister Steffen Lipfert prinzipiell zu, verwies aber darauf, dass es gerade zu viele unvernünftige Touristen in Pretzfeld gebe. "Der Freizeitdruck ist da, und wir freuen uns über Touristen, die unsere Region schätzen. Deshalb machen wir auch bei einer Imagebroschüre mit den Nachbargemeinden mit", erzählte Lipfert dem Minister. Der Bürgermeister berichtete aber auch über Probleme mit Wildcampern. Derentwegen hatte er sogar die Polizei informiert, denn durch das Zuparken der Wege kämen im Notfall keine Einsatzkräfte an den Einsatzort. Überall stehen Campingautos und hinterlassen Müll.

In Pretzfeld gibt es keinen Campingplatz. "In den letzten Jahren war man der Meinung, dass Pretzfeld keinen Tourismus braucht", schloss Lipfert.