Der Künstler Harald Winter meint, moderne Kunst sollte neue Sichtweisen eröffnen. Er begründet, warum er sich für "Natural Chaos" entschieden hat und ist gespannt, welche Antworten Mittwoch Abend die Forchheimer geben.
"Ist das Kunst oder kann das weg?" Mit dieser Frage habe der Blödelbarde Mike Krüge schon vor Jahren ein Aperçu geprägt, das gerne verwendet werde, um ein "gewisses Unverständnis" gegenüber zeitgenössischer Kunst auszudrücken, sagt der Forchheimer Künstler und Kunstpädagoge Harald Winter. Die Frage, was überhaupt als Kunst gelten könne, sei seit dem Aufkommen der Moderne nicht mehr wegzudenken. Winter, der auch im Vorstand des Vereins Förderkreis Kaiserpfalz ist, lädt alle Forchheimer ein, diese Frage morgen Abend mit zu diskutieren.
Herr Winter, welches moderne Kunstwerk in Forchheim ist Ihnen das liebste?
Harald Winter: Schwierig zu beantworten für einen, der selbst drei Werke beigesteuert hat. Eines meiner liebsten ist jedenfalls "Der Kreislauf des Geldes" von Hans Dreßel. Jeder greift jedem in die Tasche - aktuell wie nie.
Sollte Forchheim mehr Mut zu moderner Kunst im öffentlichen Raum haben, oder passt das nicht in die Provinz?
Wäre man der Ansicht moderne Kunst passt nicht in die Provinz würde das bedeuten, dass die sogenannte Provinz immer den künstlerischen Entwicklungen hinterherhinken muss. Das tut sie in medialer Hinsicht ja auch nicht. Warum also in der Kunst?
Sie haben Professor Lars Blunck von der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg zu den Kaiserpfalz-Gesprächen eingeladen. Thema: "Was ist (moderne) Kunst?" Was erhoffen Sie sich davon?
Spricht man über moderne Kunst, stößt man häufig auf große Unsicherheit im Umgang mit ihr. Mit Herrn Professor Blunck konnten wir einen renommierten Experten auf diesem Gebiet gewinnen, der mit seinem Vortrag den Zugang zu moderner Kunst erleichtern kann. Das anschließende Gespräch darf dann durchaus dazu genutzt werden, eigene Haltungen zur Diskussion zu stellen.
Die Sparkasse stellt sich zur Feier des 175. Jubiläums moderne Kunst vor ihr Verwaltungsgebäude. "Natural Chaos" hat Arne Quinze sein Werk genannt. Sie saßen in der Jury und stimmten dafür, warum?
Ich habe mich für Quinze stark gemacht, weil er den kraftvollsten Beitrag geliefert hat. Das Werk vermittelt Optimismus, verlangt Aufgeschlossenheit und demonstriert auch eine mutige Entscheidung des Stadtrats. Jetzt muss Forchheim diese Qualitäten nur noch auf möglichst viele andere Bereiche übertragen, um das Versprechen, das das Werk gibt, einzulösen.
Als Künstler experimentieren Sie mit Farben und Installationen. Sie machen selbst moderne Kunst. Würden Sie sich auch zutrauen, sie zu definieren?
Kunst sollte immer wieder neue Sichtweisen eröffnen, Fragen stellen, zum Nachdenken anregen. Sie fordert aber auch einen aufgeschlossenen Betrachter, der zu ästhetischer Resonanz fähig ist.