Landwirte wie der Steinbacher Bernhard Mehl sind es inzwischen leid, sich ständig für ihre Arbeit gegenüber Tierschützern und Umweltverbänden rechtfertigen zu müssen. Denn sinkende Weltmarktpreise für Milch erschweren ihnen schon jetzt das Geschäft.
Tierschutzorganisationen, die Politik und der Bund Naturschutz - alle Seiten setzen den Landwirten zu. "Wir haben es satt", zitiert Werner Nützel, der Geschäftsführer des Bauernverbands Forchheim, beim Stallgespräch bei der Familie Mehl in Steinbach einen der Slogans, mit denen derzeit gegen Massentierhaltung mobil gemacht wird.
Ohne dies direkt auszusprechen, dürfte es den Landwirten nicht anders ergehen. Auch sie haben die dauernden Angriffe satt.
Heimische Produkte
Nicht, dass sie nicht schon genug Ärger hätten. Denn nicht zuletzt politische Entscheidungen und die Anpassung der heimischen Produkte an die Preise des Weltmarktes bewirken ein Sinken des Milchpreises, was in der Summe viele Landwirte zum Aufgeben zwingt.
Die wenigen verbliebenen Landwirtschaften müssen sich vergrößern, um wirtschaftlich arbeiten zu können.
Trotzdem ist Massentierhaltung nicht gleich Massentierhaltung, betonen die Fachleute der Landwirtschaft im Kuhstall bei Bernhard Mehl in Steinbach. Der Familienbetrieb besitzt 80 Kühe. "Das ist ein ordentlicher Tierbestand und doch keine Massentierhaltung", erklärt Nützel erklärt. 0,7 Großvieheinheiten pro Hektar Boden bewegen sich in den Ställen der Forchheimer Landwirte. Kein Vergleich zu den Massenbetrieben in den neuen Bundesländern, wo bis zu 1000 Kühe in einen einzigen Stall gepfercht sind.
Ein weiteres Merkmal von Mehls Landwirtschaft ist, dass "der Betrieb durch die Familie geführt wird", erklärt Reinhard Friedrich. Er ist stellvertretende Kreisobmann. Er erklärt dies, während die Kuh mit dem gelben Nummernschild im Ohr von Landwirt Bernhard Mehl am Maul gekrault wird. Schon mit 14 Jahren, als sein Vater starb, wurde Bernhard Mehl Landwirt.
Mit zehn Milchkühen hatte er angefangen, einige Schweine gab es damals auch noch. Fünf Jahre später übernahm Mehl den Betrieb endgültig. 2007 vergrößerte er den fränkischen Vollerwerbsbetrieb und baute den neuen Kuhstall mit Bauholz aus dem eigenen Wald. 480 000 Euro investierte er damals.
Für die Milch gab es noch vor zwei Jahren 40 Cent pro Liter. Heute sind es nur noch 29 Cent. Auch Mehl schmerzt diese Preisentwicklung. "Die Arbeit und die Kosten sind aber die gleichen geblieben", sagt Stefan Mehl. Er ist der Sohn, der die Landwirtschaft einmal übernehmen soll.
Gutes Grundgerüst
Dennoch blickt der junge Mann optimistisch in die Zukunft. "Wir haben ein gutes Grundgerüst. Wenn wir jetzt erst bauen müssten, wäre das anders", sagt Stefan Mehl mit Blick auf die Kühe, die sich mit der langen Zunge gerade Müsli ins Maul holen.
Auf dem Boden vor ihnen liegt eine Mischung aus Grassilage, Maissilage, Getreideschrot, Raps- und Sojaschrot sowie Stroh. "Das gesamte Futter kann selbst erzeugt werden", sagt Nützel bei der Betriebsbesichtigung. 83 Hektar, davon 74 Hektar Nutzfläche, bearbeitet die Familie Mehl.
Die Familie ist einer von noch 239 Milchviehhaltern, die es im Landkreis gibt. "Die Zahl halbiert sich alle 15 Jahre", sagt Nützel.
1800 Euro investiert
Denn durch die Maßgabe des Greenings darf Grünfläche nicht mehr einfach umgebrochen werden. Der beste Abnehmer für das Wiesengras sei aber nun einmal der Magen der Kuh.
Eine Kuh ist ein Tier, für das die Familie Mehl zunächst 1800 Euro investieren muss, bevor es nach zwei Jahren und zehn Monaten der erste Liter Milch gemolken und verkauft werden kann.
"Dazu müssen sie an 365 Tagen im Jahr früh aufstehen und sich bis in die Nacht um den Viehbestand kümmern, ihn hegen und pflegen", veranschaulicht Nützel.
Alle Teilnehmer des Stallgesprächs bedauern es, dass die Kritiker der Landwirtschaft zu oft einfach gegen die Landwirte reden, anstatt selbst das Gespräch mit ihnen zu suchen. Wer unzufrieden mit den Bauern vor Ort sei, solle einfach auf diese zugehen.