Hoch-Stapler voll Adrenalin

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Auf den Sektflaschen stapelt Roberto Frank insgesamt sieben Stühle.
Auf den Sektflaschen stapelt Roberto Frank insgesamt sieben Stühle.
Die Äxte fliegen, doch die Dame zeigt keine Angst. Alle Fotos: Josef Hofbauer
Die Äxte fliegen, doch die Dame zeigt keine Angst.   Alle Fotos: Josef Hofbauer
 
Sie verbiegt sich, als hätte sie keine Knochen.
Sie verbiegt sich, als hätte sie keine Knochen.
 
Im österreichischen Staatszirkus Louis Knie stellen sich alle auf die Hinterfüße, auch die Ziegen.
Im österreichischen Staatszirkus Louis Knie stellen sich alle auf die Hinterfüße, auch die Ziegen.
 
"Big Ben" fährt Roller.
"Big Ben" fährt Roller.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Sensationen unter der Zirkuskuppel zeigt der österreichische Staatszirkus Louis Knie Junior bis einschließlich Sonntag in Forchheim.

Roberto Frank (33) ist Artist mit Leib und Seele. Er stammt aus der Zirkusdynastie Frank, die im Mittelalter als Gaukler und Seilläufer unterwegs war. Sein Vater war Mitglied der legendären Reitertruppe "Frankordi", die in den größten Zirkus-Arenen und Manegen Erfolge feierten und vielfach ausgezeichnet wurden. Und sein Ur-Urgroßvater hat vor 202 Jahren den "Circus Alberti" gegründet.

Adrenalin pur

Der richtige Nervenkitzel packt den Absolventen der Artistenschule Berlin aber erst am Hochseil. "Wenn ich am Artisteneingang stehe und die Musik höre, die meine Show ankündigt, konzentriere ich mich ganz auf meinen Auftritt. Da läuft es mir eiskalt den Rücken herunter.
Selbst wenn ich jetzt davon erzähle, stellen sich meine Haare auf", erklärt Roberto und zeigt seine muskulösen Arme.
Für die waghalsige Nummer in neun Metern Höhe braucht Roberto Kraft und Balance. Auf vier Sektflaschen stapelt er sieben Stühle, auf denen er einen Handstand vollführt. Das Ganze ohne Netz und doppelten Boden. "Ich könnte eine Sicherungsleine verwenden, aber dann ist der Nervenkitzel weg", findet Roberto, für den seine "Luft-Nummer" Adrenalin pur bedeutet. "Ich brauche das", erklärt Roberto, der seine ersten Gehversuche in der Manege bereits als Kind gemacht hat, als er auf der Hand seines Vaters einen Handstand gemacht hat. Für die Artistenschule entschied sich Roberto mit 14.
Das war die Grundausbildung. "Aber bereits damals habe ich gespürt, dass mich das Trapez mehr anzieht als die Pferde, obwohl mein Vater und mein Onkel Kunstreiter sind. In großer Höhe zu arbeiten, zu spüren, dass die Zuschauer den Atem anhalten, und dann den Applaus zu genießen, ist einfach unbeschreiblich", schildert Roberto. "Klar ist meine Nummer gefährlich, aber das gehört zum Circus-Leben. Unfälle passieren überall", meint der Artist, der auch zusammen mit seiner Frau Nadja (30) auftritt.

Bär fährt Rad

Das Paar turnt an einer Trapezstange. Es scheint, als seien beide aus Gummi, unendlich dehnbar. "Sie ist talentiert", attestiert Roberto seiner Frau, die aus einer Theater-Familie stammt, aber entfernte Verwandte hat, die im Zirkus gearbeitet haben. "Sie war und ist sehr sportlich und konnte bereits Bauchtanz, als ich sie kennenlernte. Jetzt sind wir seit zwölf Jahren verheiratet - und jeden Tag gemeinsam in der Manege." Zurzeit beim österreichischen Staatszirkus Louis Knie Junior.
"Wir haben noch einen Vertrag bis Jahresende. Vielleicht bleiben wir noch ein Jahr, aber wenn nicht, habe ich bereits Angebote", blickt Roberto zuversichtlich in die Zukunft.
Er und Julia sind es auch, die die Zuschauer bei dem Programm als Erstes zu sehen bekommen, gefolgt von den Spaßmachern "Knobi" und "Spaghetti", dem 400 Kilogramm schweren, Rad fahrenden Kamtschatka-Bären "Ben", präsentiert von Harry Francesco, "Pink Violet" und herrlichen Pferden, den "schwarzen Perlen der Manege."
Die zweite Hälfte des Programms umfasst neben dem Hochseilakt von Roberto Frank eine Ziegen- und Hundedressur, die Tellerjongleure Mario und Luigi, Kamele, Pferde und Lamas sowie eine Piraten-Show, ehe die Artisten zum Finale Furioso bitten. Für die Untermalung sorgt eine eigene Band. Der Circus Knie ist noch bis Sonntag in Forchheim.