Ein Jahr lang ist der Forchheimer Künstler jeden Monat in die Hauptstadt gefahren, um seine Eindrücke von einem einzigen Platz festzuhalten.
Wer die Winter-Ausstellungen der letzten Jahre besucht hat, ist mit den Bewohnern aus Harald Winters Wahl-Heimat Castellabate vertraut. Nun hat der Forchheimer Maler nach dem Castellabate-Projekt ein Art Berlin-Projekt gestartet: Ein Jahr lang, seit Sommer 2014, erkundete er den Platz rund um die Zionskirche und natürlich die Kirche selbst. Erkunden heißt für den Zeichner: Menschen, Tiere, Gegenstände und Straßenszenen in einem Skizzenbuch festhalten.
Winter-Töchter gestalten mit
Aus den Skizzen sind Zeichnungen geworden, die Winter nun in der Zionskirche ausstellt - und aus denen er auch einen Kalender gemacht hat.
Seine Töchter Eva (31) und Katharina (35) Winter haben sich um die grafische Gestaltung gekümmert; es ist ein Kalender geworden, der sich dem alten Kalendersystem entzieht: Die Blätter werden nur lose von einer Klammer gehalten und können als eigenständige Bilder verwendet werden.
Wiedersehen mit Dieter George
Die Ausstellung in der Zionskirche wird am 9. Oktober um 11.30 Uhr eröffnet und ist bis zum 31. Dezember zu sehen. Dieter George, der vormalige Kulturbeauftragte der Stadt und langjährige Weggefährte Winters, wird in die Ausstellung einführen.
Ihr Titel "Innen Außen" liefert einen Hinweis auf Winters Verfahren: Nicht nur weil er zeichnend zwischen den Innen- und Außen-Räumen der Kirche hin- und hergependelt ist; sondern weil die Zeichnungen daran erinnern wollen, dass sie nicht einfach abbilden, was das Auge sieht.
Das Innere des Malers überlagere stets das Äußere, sagt Harald Winter, der sich in der Zionskirche auch wieder von seiner experimentierfreudigen Seite zeigt. Und nicht nur den Kalender präsentieren wird, sondern in einer Slide-Show sein Berliner Skizzenbuch aufblättert. Zudem werden Tisch-Vitrinen Einblicke in die Produktion der Berliner Bilder geben. Sie versammeln unterschiedlichste Techniken: Collagen, mit dem PC-Drucker Gestaltetes, Übermalungen, Überdrucktes und so fort. Seine Werke versteht Harald Winter auch als Kunst der Aufmerksamkeit: "Zeichnen verlangsamt die Wahrnehmung, Es zwingt dich, genauer hinsehen."
Als Hommage an Dietrich Bonhoeffer, der ein Jahr lang in der Zionskirche gewirkt hat, fügte Harald Winter seiner Kalender-Blatt-Sammlung eine 13. Zeichnung bei, die Bonhoeffer in verschiedenen Phasen seines Lebens (auch im Kreis seiner Schüler) porträtiert.
Punk gab den Impuls
Der Impuls, in dem "wunderschönen, hellen Kirchenraum" (Winter) auszustellen, ging von einem Plakat aus, das ein Punk-Konzert in der Zionskirche ankündigte. Der Forchheimer besuchte Konzert und Kirche und es entstand der Wunsch, an diesem "spannenden Ort" auszustellen.
Der Förderverein der Zionskirche veranstaltet regelmäßig Konzerte und Ausstellungen, um mit dem Erlös zum Erhalt des Gebäudes beizutragen. Als Harald Winter eine Ausstellung vorschlug, regten die Leute vom Förderverein an, dass der Forchheimer Künstler doch die Menschen in und rund um die Kirche zeichnen könnte. Monat für Monat fuhr Harald Winter dann in die Hauptstadt. So entstand das Skizzenbuch "Annäherung an Berlin".