Landschaftsplaner Thomas Büttner erläuterte die Siedlungsstruktur von Neuses. Prägend sind der Eggerbach, die Marienkapelle und die Anordnung der Gebäude.
Will man das Wesen eines Ortes verstehen, gehört zur Dorferneuerung ein Blick in die Geschichte, auf die Lage des Dorfes und darauf, wie die Menschen hier früher gelebt haben. Landschaftsplaner Thomas Büttner befasste sich im Vorfeld der Dorferneuerung intensiv mit diesen Strukturen, analysierte alte Flurkarten, studierte die Chronik und war im Ort unterwegs.
Die Ergebnisse: Mit seiner Lage im Regnitztal, im Vorland der Frankenalb herrscht in Neuses mildes Klima, vorteilhaft für Ackerbau, Viehwirtschaft und Grünland-Betrieb. Vielleicht ist das der Grund, warum hier seit mehr als 7000 Jahren Menschen leben und arbeiten. Der Name "Neuses" weist allerdings darauf hin, dass dieses ein "neuer Wohnsitz" ist; ältere Siedlungsreste aus dem Mittelalter wurden im Bereich des Gewerbegebietes gefunden. Die exponierte Lage des Dorfes bot durch die Anbindung an die Handelsstraßen zwar Vor- aber auch handfeste Nachteile, wie die teilweise Zerstörung im 30-jährigen Krieg. Die Zahl der Hofstellen blieb mit 36 bis 38 über Jahrhunderte konstant, berichtete Büttner. Erst seit der Industrialisierung wurden es mehr Einwohner.
Für das Straßenanger-Dorf war Wasser immer ein gestalterisches Element, wie der von Anfang an großzügig gestaltete Dorfanger zeigt, um den die Häuser alle ein Stück weit vom Eggerbach entfernt stehen. Die Häuser reihen sich wie Perlen auf einer Kette am Eggerbach entlang. Erst als die Straßen gebaut wurden, wurde der Bach mit Mauern gefasst. Unter dem Ludwig-Donau-Main-Kanal, der Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, sorgten Durchstichkanäle dafür, dass die Wiesen weiterhin gewässert werden konnten.
1850 lag um Neuses herum ein grünes Band von Obstgärten, Wiesen und Äckern: Dieser grüne Mantel existiert in großen Teilen noch heute. Damals war Neuses noch ein Kleinbauerndorf mit etlichen Handwerksbetrieben, das zu wachsen begann, als die Bahnlinie von Nürnberg nach Bamberg gebaut wurde. Ein Holzsägewerk und die Fabrik Lindner wurden errichtet.
Der kompakte Ortskern mit den giebelständigen Häusern blieb bis heute erhalten, auch wenn diese in vielen Fällen inzwischen aufgestockt wurden. Der Landschaftsplaner empfahl, den Bereich des Eggerbaches als Rückgrat des Ortes wieder deutlicher herauszuarbeiten, und bezeichnete die Marienkapelle mit dem Kriegerdenkmal als dessen "Herz".