Kreativ statt kriminell: Designer und Graffiti-Künstler Manuel Dietsch plädiert für öffentliche Sprüher-Wände in Forchheim. Sportinsel, Schulen und Jugendliche könnten von der Idee profitieren.
Meist sind es junge Leute, die Betonwände bunt bemalen. Graffiti ist auf der ganzen Welt zum Symbol eines urbanen Stadtbildes geworden. Längst sind Graffiti nicht mehr nur gesprühte Schmierereien an Bahnunterführungen, sondern gefragte Kunst - auch im ländlich geprägten Landkreis Forchheim.
Wie in Ebermannstadt, wo Sprüher im Sommer 2017 die Ramstertalbrücke in ein großes Gesamtkunstwerk verwandelten. Manuel Dietsch aus Unterleinleiter organisierte die Aktion. Der 38-jährige Designer verschönerte mit seiner Graffiti-Kunst auch ein Silo bei Gosberg. Dietsch ist überzeugt, dass weitere Orte in der Region von den großflächigen Gemälden aufgewertet werden könnten. Er meint: Wenn es öffentliche Graffiti-Wände gebe, würde dies zudem illegales Sprayen eindämmen.
Faszination Graffiti: Großflächige Kunst mit Körpereinsatz
Graffiti ist eine Kunstform, die sich vor allem durch die Jugendkultur Hip-Hop weltweit verbreitete. "Wenn ich den Kopf voll habe mit tausend Dingen, dann denke ich beim Sprühen bloß: Wie bekommst du den Strich gerade hin - und blende alles andere aus", erklärt der Künstler. Wenn von der Sixtinischen Kapelle geschwärmt werde, rede jeder von dem großen Deckenfresko. Die Graffiti-Sprüher würden im Endeffekt ebenso große Dimensionen bedienen.
Auch der Körpereinsatz beim Malen mit der Farbdose mache die Faszination Graffiti aus. "Man führt mit der Hand die Dose und hinterlässt aktiv die Farbe. Das ist kein kleines Malen sondern eher Sport", meint Dietsch. Er hat sogar extra eine Graffiti-Wand in seinem Garten aufgebaut hat. "Während andere am Wochenende durch die Klubs ziehen und trinken, bin ich im Garten und male meine Wand voll." Es brauche viele Jahre, um die richtigen Techniken und Effekte zu lernen, damit die großen Graffiti-Bilder und Figuren am Ende so beeindruckend und realistisch aussehen, wie die Künstler es sich vorstellen. Sowohl privat wie beruflich dreht sich bei Dietsch alles um Kunst. Heute arbeitet er als Designer bei einer Event-Agentur für Adidas.
Mittlerweile stellen ihm sogar Privatleute Wände zur Verfügung, damit er sie mit seinen Graffitis verschönert. Bei der "Kreativ-Mob"-Aktion hat er freischaffende Graffiti-Künstler aus ganz Franken nach Ebermannstadt geholt. Der 38-Jährige aus Unterleinleiter hat zudem mit einer Hip-Hop-Gruppe aus Bamberg ein Rap-Lied über die Wirtshaus-Kultur veröffentlicht.
Plädoyer für "Graffiti-Hall"
Dietsch wünscht sich, dass auch in Forchheim öffentliche Wände zum Sprühen bereit gestellt werden. Dadurch könne die Stadt zudem illegale Schmierereien verhindern. "Wenn sich ein Jugendlicher für Graffiti interessiert, wird er es früher oder später ausprobieren. Da kann man als öffentliche Institution die Weichen stellen", appelliert der Künstler. Auf Nachfrage bei der Stadt Forchheim gebe es für solche Wände noch keine Pläne.
Wie viel Geld in Forchheim jährlich für die Beseitigung von Graffiti ausgegeben werde, werde nicht separat dokumentiert, erläutert Stadtsprecherin Britta Kurth. Noch würden sich die Schmierereien in Grenzen halten. Anstößige Graffiti im Stadtgebiet würden aber zeitnah entfernt.