Goethes Werther bei erster Forchheimer Kriminacht

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Ottilie Arndt. Fotos: Pauline Lindner
Ottilie Arndt. Fotos: Pauline Lindner
Stefanie Mohr
Stefanie Mohr
 
Christian Klier
Christian Klier
 
Tessa Korber
Tessa Korber
 

Friederike Schmöe mit Bart? So war es nun doch nicht bei der ersten Forchheimer Kriminacht. Aber Christian Klier, dessen Gesicht ein Henri-Quatre-Bart ziert wie eine seiner Krimifiguren, sprang für seine erkrankte Bamberger Autorenkollegin ein. Und brachte Goethes Werther mit.

Wie der Nürnberger glaubhaft versicherte - er ist Lehrer an einem Gymnasium - , steht dieses Jugendwerk des Dichterfürsten um einen selbstmitleidigen Suizidenten tatsächlich auf dem Stundenplan der elften Klassen. Und langweilt die Schüler.

In genau diese Situation gerät Kliers Kriminaler Klotz . Privat ziemlich aus der Bahn geworfen, ist Klotz pädagogisch nicht gerade auf der Höhe der Zeit, als er als Undercover-Ermittler in ein Nürnberger Gymnasium geschickt wird und die Deutschklasse einer ermordeten Lehrerin übernehmen soll. "Klotz und der unbegabte Mörder" heißt das jüngste Buch Kliers, aber unbegabte Pädagogen haben auch ihren Reiz. Schmunzeln, nicht nur bei den Insidern, war die Folge. Auf das Zwerchfell hatte es auch seine als erste lesende Kolleginnen Stefanie Mohr angelegt.

Zum Team ihres Ermittlers, des gebürtigen Westfalen Frank Hackenholt, gehört Saskia Baumann, die sich nun mal nur auf Fränkisch verständigt. Und das auch, wenn es um "Dwidder" und "Fäißbugg" geht. Damit war Amüsement für den langen Abend angesagt, auch wenn Mohrs "Glasscherbenviertel" sich um einen aktuelles soziales Thema, die Integration türkisch-stämmiger Familien, dreht. Ein Abstecher auf den Forchheimer Weihnachtsmarkt lenkte die Besucher in heimatliche Gefilde und weckte womöglich auch bei ihnen den im Roman geäußerten Wunsch nach einem fränkischen Bratwurstführer.

Tatort-Musik live


In die Welt der Krimimusik entführte dafür Michael Tessaro am Saxophon, verstärkt durch Georg Stirnweiß am Bass und Jonathan Wagner am Klavier. Drei Töne genügten - und jeder erkannte die Tatort-Titelmusik.

Ottilie Arndt ist ein eineiiger Zwilling. Mit ihrer Schwester recherchiert sie gemeinsam. Für ihren Krimi "Eibengift" in den Eibenwäldern von Paterzell am Ammersee und Gößweinstein und in der Kunsthandelsszene. Eine eigenwillige Welt muss sich da den beiden aufgetan haben. So sehr, dass sie davon ausgiebig plauderte und die eigentliche Lesung auf zwei kurze - allerdings spannungsgeladene - Kapitel beschränkte.

Gemordert wird immer


Auch ein Bestatter mag süße Teilchen. Wenn er sie im "Dienst" verdrückt" muss er aber sorgfältig darauf achten, seine Dienstkleidung nicht zu verbröseln. Das ist menschlich verständlich. Weniger harmlos ist aber die Entdeckung eines Jung-Bestatters in Tessa Korbers Roman: Bei seinem Versuch, eine Leiche einzukleiden, fällt plötzlich ein Projektil heraus. "Gemordet wird (eben) immer", auch Haikku schreibende Japanologen sind davor nicht gefeit.

Der Abend im ausverkauften Rathaussaal bediente vorrangig Humor und Gänsehaut der Besucher. Vorrangig. Dahinter steht aber auch ein guter Zweck. Lions-Präsident Helmut Hutterer übergab der Awo für deren Kinder-Förderprojekt Opstapje 2000 Euro als Reinerlös der Veranstaltung des Lions-Hilfswerks.