Mit rund 50 Bürgern war eine SPD-Veranstaltung zur Südumgehung von Gößweinstein im Scheffel-Gasthof äußerst gut besucht.
Mit rund 50 Bürgern war die SPD-Veranstaltung zur Südumgehung von Gößweinstein im Scheffel-Gasthof äußerst gut besucht. Die Sprecher der SPD, Jürgen Kränzlein, Georg Bauernschmidt, Bernhard Vogel und Ferdinand Haselmeier ,erklärten dabei, dass die Südumgehung für eine erfolgreiche Weiterentwicklung alternativlos sei.
Nicht alle, aber die große Mehrheit der Versammlungsteilnehmer sah dies nach der Vorstellung der Trassen durch Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) ebenso. Erste Planungen zu einer Südumgehung reichen zurück bis ins Jahr 1974.
Der damalige Hollfelder Architekt Franz Neuner kam schon vor über 40 Jahren zu dem Schluss, dass mit einer Umgehungsstraße alle Verkehrsprobleme in Gößweinstein beseitigt wären. Neuner plante damals sogar einen Tunnel mit Tiefgarage unter der Basilika oder eine Schrägbahn von Behringersmühle aus in den Hauptort.
Der siebte Ausbauplan
Inzwischen gibt es schon den siebten Ausbauplan des Staatlichen Bauamts mit einer eigentlich nur noch einzige möglichen Variante: vom Trafohäuschen in Richtung Leutzdorf und von dort eine neue Staatsstraßenverbindung auf die Etzdorfer Straße und über den so genannten "Finsterweg" zur Staatsstraße zwischen Gößweinstein und Pottenstein.
Baut man diese Trasse, müsste sich der Markt finanziell nicht beteiligen. Gößweinstein steht mit der Südumgehung zwar in der Dringlichkeitsliste der Staatsregierung, jedoch erst für 2020 bis 2025.
Klar wurde während der Versammlung, dass eine Umgehung aber auch nur dann kommt, wenn die Gößweinsteiner dahinterstehen und sie mit Nachdruck fordern. Argumente für eine Umgehung sind die hohe Verkehrsbelastung, die zu einer schlechten Aufenthaltsqualität führt, der Schwerlastverkehr, illegales Parken, die Bushaltestelle am Marktplatz, die Leerstände und die zu schmalen Gehsteige.
Wie Bauernschmidt erklärte, lägen die Vorteile für eine Umgehung auf der Hand. Die Staatsstraße könnte zur Gemeindestraße abgestuft werden, was nicht nur zur Verkehrsberuhigung führt. Mit Fördermitteln der Städtebauförderung könnten anschließend die Gehsteige abgesenkt und barrierefrei werden. So könnte ein Fußgängerbereich mit Neugestaltung des Marktplatzes unter Einbeziehung des Rathauses, falls dieses ins Pfarrhaus kommt, entstehen. Wenn möglich, wieder mit einem Brunnen am Marktplatz, wie einst.
Profitieren davon würde nach Meinung der SPD vor allem die Gastronomie mit Außenbewirtung. Man erhofft sich aber auch neue Investoren, die dann Leerstände wie die Gasthäuser "Rose" und "Sonne", die ehemalige Basilikaapotheke oder die Bäckerei am Markt wiederbeleben sollen. "Ein Ort wird nicht durch Autos entdeckt", meinte Haselmeier.
Auch die Arbeitsgemeinschaft (Arge) "Tourismus und Wirtschaft" forderte bereits 2010, den Schwerlastverkehr aus dem Ort zu verbannen und das Halten von Bussen vor der Basilika zu verbieten. Irrig sei die Meinung mancher Geschäftsleute, der Ort würde nach dem Bau einer Umgehungsstraße aussterben, sagte Haselmeier.
Wie Kränzlein erklärte, soll diese erste Veranstaltung zur Südumgehung zu einem Stimmungsbild der Gößweinsteiner führen. Die SPD wolle die Bürger für diese Idee gewinnen.
Da der Markt kürzlich die Erstellung eines integrierten Stadtentwicklungskonzepts beauftragt habe, wolle man laut Kränzlein, dass die Bürger in dieses Projekt einbezogen werden. Hermine Haas fragte, ob bei einer Ortsumgehung größere Parkplätze an den Ortseingängen vorgesehen sind. "Aus unserer Sicht sind keine zusätzlichen Flächen für Parkplätze nötig", antwortete Vogel.
Gegenstimme
Für den früheren Marktrat Reinhard Brendel braucht es nicht unbedingt eine Südumgehung, habe man mit der B 470 doch schon die Nordvariante, die zudem die billigste aller Lösungen sei. Brendel sah die Staatsstraße, die durch Gößweinstein führt, von Mautflüchtlingen missbraucht. "Kann man denn nicht schon in Pottenstein und Ebermannstadt ein Schild aufstellen, dass Gößweinstein für Fahrzeuge über fünf Tonnen gesperrt ist?", fragte Brendel. Außerdem hielt er die Querung vom Trafohäuschen in Richtung Leutzdorf zum Finsterweg für die "größte Sünde". Denn damit durchschneide man eine einzigartige Heckenlandschaft. Brendel schlug vor, von der Leutzdorfer Doline aus eine Verbindung zum Finsterweg zu bauen.
Vogel befand, dass die Bundesstraße nicht als Umgehung genutzt werde. Kommt die Umgehung, werde die Ruhe in Gößweinstein erschreckend sein, befand Brendel daraufhin. Denn nach seiner Meinung ziehe es dann niemanden mehr nach Gößweinstein.
Dies sah Kränzlein anders. Denn mit Burg und Basilika habe man einzigartige Attraktionen im Ort. "Wer diesen Strich in die Landschaft gemacht hat, war noch nie in Gößweinstein", zeigte sich auch Friedrich Leicht skeptisch zur staatlich favorisierten Trasse. "Gößweinstein ist ein sehr attraktiver Ort, der noch attraktiver wird, wenn er verkehrsberuhigt ist", gab Haselmeier Kränzlein recht. Denn Gößweinstein unterscheide sich von vielen anderen Orten durch sein attraktives historisches Zentrum.
Bei der Statistik des Staatsministeriums, die Zimmermann vorstellte, sind nach Meinung von Rainer Polster (FWG) schon Fahrzeuge über 2,5 Tonnen Schwertransporter. Diese Aussage will Kränzlein überprüfen lassen. "Es ist eine Sauerei den Finsterweg, zu beschränken, obwohl dafür Geld ausgegeben wurde", befand Kaspar Neubauer.
Norbert Schreiber betonte, dass es eine Umgehung schon vor 20 Jahren geben müsste. "Denn wegen des Smogs fahren alle schnell durch, weil es im Ort stinkt", so Schreiber. "Dass man meinen Fiat Ducato als Schwerlastverkehr bezeichnet, ist lächerlich", merkte Gärtnermeister Manfred Wiedow an. Er fand es unerhört, dass man am Vortag im Gemeinderat die Trasse durch das Kirchengrundstück im Baugebiet Bauersleite "beerdigt" habe.
"Der Gemeinderat hat dem Seniorenheim zugestimmt und eine Viertelsunde später stößt man die Betroffenen vor den Kopf, indem man ihnen eine Staatsstraße vor die Haustür baut", wies Kränzlein Wiedows Einwand zurück.
Walter Bogner trat mit Nachdruck für die Umgehung ein. "Dass dann weniger Kunden und Gäste kommen, sind veraltete Ansichten", meinte Bogner. Konrad Schrüfer (FWG) ist ein Zweifler der Umgehung. Dass Leute im Ort dann noch ein Geschäft aufmachten, könne man vergessen. Schrüfer will lieber den Finsterweg ordentlich ausbauen. Dies aber zahle dann Gößweinstein und nicht der Staat, konterte Leicht.
Werner Fischer betrachtete das ganze als Tourist. Vor eineinhalb Jahren ist der Hesse nach Moschendorf gezogen, zuvor kam er 30 Jahre lang als Gast nach Gößweinstein. "Gäbe es keinen Durchgangsverkehr mehr, würden auch mehr Touristen nach Gößweinstein kommen", ist Fischer überzeugt. Norbert Grün bezweifelte dies jedoch. "Nur mit pessimistischer Grundeinstellung werden wir in Gößweinstein nichts bewegen. Wir brauchen Visionen", schloss Kränzlein die Diskussion, die in zwei Monaten fortgesetzt werden soll.