Hinweise über die Ansiedlung eines Wöhrl-Outlets im Forchheimer Süden beunruhigen Geschäftsleute im Stadtzentrum.
Der Name Wöhrl, der kürzlich im Zusammenhang mit einer Geschäftsansiedlung in der Boschstraße bei einer nichtöffentlichen Sitzung des Stadtrates gefallen war, macht mittlerweile öffentlich die Runde und löst bei den Geschäftsleuten in der Innenstadt ein deutlich negatives Echo aus.
Stefan Schick, CSU-Stadtrat und Vorsitzender der Werbegemeinschaft, hatte bereits kürzlich von einem "weiteren Sargnagel für die Innenstadt" gesprochen. Christian Frank, der in der Hornschuchallee eine Metzgerei mit Partyservice betreibt, prognostiziert den "Exodus und baldigen Exitus" der Innenstadt. "Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern schon lange zu spät für ein Umlenken", bedauert der Geschäftsmann.
Eingeläutet worden sei das Sterben der Innenstadt schon lange - und zwar mit der Ansiedlung des Globus-Marktes auf der grünen Wiese. Er lässt kein gutes Wort an der Stadtplanung. Die Rahmenbedingungen in der Innenstadt seien viel schlechter als im Außenbereich.
"Das fängt mit den Parkmöglichkeiten an und hört mit den Bestimmungen zum Brandschutz nicht auf", ärgert sich der Metzgerei-Inhaber. Parkplätze seien das A und O für die Kundschaft. Wer denn glaube, dass ein Outlet vielleicht in einem Laden in der Innenstadt münden könnte, der sei mehr als naiv. Damit spielt Frank auf Spekulationen an, die der SPD-Fraktionsvorsitzende Reinhold Otzelberger gegenüber unserer Zeitung geäußert hatte.
Leerstände verschandeln Stadt
Brigitte Kunzl kennt das Forchheimer Geschäftsleben aus dem Effeff. Seit 1978 ist sie Verkäuferin. Sie arbeitet im Modehaus Friedrich am Paradeplatz und bringt die Entwicklung auf eine ganz einfache Formel: "Wenn sich draußen vor der Stadt immer mehr Geschäfte ansiedeln, wird's im Zentrum immer ruhiger." Dies sei für die Innenstadt nicht gut: "Wir haben einen wunderschönen Stadtkern - der aber wird durch die leer stehende Läden abgewertet." Brigitte Kunzl bedauert, dass das Gesicht der Städte nur noch von Outlets und Ladenketten geprägt sei.
Dies lasse eine Stadt wie die andere aussehen. Das hätten ihr schon Kunden bestätigt, die von außerhalb nach Forchheim kämen: "Diese Kunden schätzen hier noch die Beratung _- und nicht zuletzt die Gemütlichkeit und Überschaubarkeit von Forchheim. Das ist gut für uns!"
Negatives Momentum
Die Entwicklung der Geschäftswelt in Forchheim empfindet Frank Brinke, der sein alteingesessenes Fotofachgeschäft am Paradeplatz führt, als nicht sehr schön: "Es gehen halt immer mehr Läden raus aus der Stadt." Ein Trend, der schon lange zu beobachten sei. Das Thema sei nicht neu und werde sich als "negatives Momentum" weiter fortsetzen. Frank Brinke gesteht: "Ich wüsste nicht, welche Mittel es gibt, um dies zu verhindern".
Ähnlich denkt auch Konrad Wolf vom gleichnamigen Sportgeschäft am Paradeplatz. "Was woll'mer machen?", sagt er und zuckt mit den Schultern. Für ihn ist die Innenstadt auch ohne Wöhrl noch reizvoll: "Gott sei dank ist Forchheim so attraktiv, dass immer noch genug Touristen hierher kommen."
Paradeplatzgestaltung tut not
Marion Amtmann, die ein Bettenhaus in der Hauptstraße führt, würde einen Magneten wie Wöhrl lieber in der Innenstadt sehen als im Außenbereich. Man brauche einen vitalen Stadtkern. "Ein Geschäft kann nur dort existieren, wo Frequenz ist", betont sie und verknüpft damit auch den Wunsch, "dass der Paradeplatz endlich attraktiv gestaltet wird".
Klaren Weg einschlagen
Auch Marc Bögelein, der Orthopädie-Schuhtechnik in der Hornschuchallee anbietet, warnt vor der Ansiedlung eines Outlets im Außenbereich: "Ein solcher Magnet zieht die Frequenz nach draußen." Dies sei kontraproduktiv für die Entwicklung der Innenstadt. Man müsse einen klaren Weg in Forchheim gehen, fordert Bögelein hinsichtlich der Wirtschaftsförderung. Wenn man die Innenstadt wirklich stärken wolle, dann müsse dies politischer Wille sein, der nicht nur in Worten Ausdruck finden, sondern auch in entsprechenden Taten umgesetzt werden müsse.
Innenstadt fehlt Verkaufsfläche
"Auch wir wollen weiterhin, dass ein großer Textiler in die Innenstadt kommt - aber wo haben wir die entsprechende Fläche?", gesteht Birgit Müller, die den zurzeit in Vaterschaftsurlaub weilenden Wirtschaftsförderer Viktor Naumann vertritt.
Interessenten für Geschäftsansiedlungen in der Innenstadt gebe es schon, betont Müller, "allerdings wollen die nur in Top-Lagen". Den 1a-Bereich gebe es aber nur in der Fußgängerzone entlang des Bächlas: "Aber schauen Sie sich die Struktur dort an", gibt sie zu bedenken, "alles nur kleine Einzelgeschäfte".
Zusammenschluss gefordert
Man bräuchte einen Zusammenschluss von Hauseigentümern, die durch Verbindungen ihrer Anwesen Raum für größere, durchgängige Verkaufsflächen schaffen, erklärt Birgit Müller.
Dies könne durchaus möglich werden, wenn in Zukunft wieder Immobilien auf den Markt kämen, die derzeit noch ungenutzt seien.