Das zähe Holz der Eibe lässt sich hervorragend Zugbelastungen aussetzen.
Eine stolze Burg überragte einst das schmale Seitental der Trubach. Von der Größe und Bedeutung her war sie sicherlich nicht mit der stolzen Festung der Schlüsselberger, der Neideck, vergleichbar. Aber das ritterliche Leben wurde da wie dort gepflegt, nicht zuletzt die Jagd. Jagdwaffe war neben dem Spieß nicht das Schwert, sondern der Bogen. Fast alle Völker kannten diese Waffe aus geformten Material, das Zug und Spannung aushalten musste.
Die Pirsch war ein probates Mittel, die Kampffähigkeit des Ritters und seiner Knappen zu erhöhen, noch dazu eine Quelle für Festtagsbraten und ein männliches Vergnügen ohnehin. Von der Burg Wolkenstein steht nur mehr ein bescheidener Mauerrest, ein paar Schritte um das Hauseck steht man in einem der - auch in der Fränkischen Schweiz seltenen - lichten Buchenbestände mit Eiben (Taxus baccata) als Untergehölz.
Das zähe, hochelastische Holz war optimal für den Bogenbau und für Armbrüste. Seit Erfindung der Schusswaffen ging deshalb der Eibenbestand ständig zurück, denn forstwirtschaftlich ist sie uninteressant. Der Schatten liebenden Eibe blieben nur Rückzugsgebiete wie die steilen, aber feuchten Hänge der Fränkischen Schweiz. Heute stehen die Eiben unter Naturschutz. In just dieses Rückzugsgebiet machte sich der Geologe Wolfgang Schirmer auf. Sein Forschungsgebiet ist seit jeher die Juraformation, beruflich mehr von der Gesteinsseite her. Aber seitdem er in Wolkenstein wohnt, befasst er sich mit allen naturwissenschaftlichen Erscheinungen und bringt seine Erkenntnisse bei seinen Führungen an den Mann resp. die Frau.
Gesehen hat die Eibe jeder schon: als dunkelgrüne Hecke und als Grabbepflanzung. Dabei schafft das altertümliche Nadelgehölz - "es ist ein Relikt aus dem Erdzeitalter des Tertiär" (Schirmer) - locker etliche Meter. Eher selten bildet es einen richtigen Stamm aus, sondern es verzweigt sich meist schon wenige Zentimeter über dem Erdboden.
So kann man, sieht man so einen bescheidenen Busch, nichts über das Alter sagen. Mit 1500 Jahren steht in Mecklenburg einer der ältesten Bäume in Deutschland. Sowohl bei der Wildform als auch bei den Gartenvarianten sind alle Pflanzenteile hochgiftig - mit Ausnahme der roten Beeren. Sie sollen ja durch Vögel verbreitet werden.
Im zeitigen Frühjahr bilden sich an den männlichen Bäumen die charakteristischen hellgelben Staubgefäße, die weiblichen Blüten sind unscheinbar. Die Trennung in männliche und weibliche Bäume nennen die Botaniker zweihäusig.