Forchheimer Stadtverkehr: Hybridbusse und besseres ÖPNV-Angebot sollen kommen

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Landrat Hermann Ulm und Kollegen bei einer Probefahrt in 2019. Mit der Aktion warb der nun verstorbene Kreisrat und Busunternehmer Rainer Polster für Elektrobusse. Foto: Barbara Herbst/Archiv
Landrat Hermann Ulm und Kollegen bei einer Probefahrt in 2019. Mit der Aktion warb der nun verstorbene Kreisrat und Busunternehmer Rainer Polster für Elektrobusse. Foto: Barbara Herbst/Archiv

Der Landkreis verabschiedet sich vom Vorhaben, ab 2025 Elektrobusse im Forchheimer Stadtverkehr einzusetzen. Dafür wird Hybridantrieb angestrebt. Ist die Idee der Elektrifizierung gestorben?

Wer sich Hoffnungen macht, dass in naher Zukunft die ersten Elektro-Linienbusse im Landkreis Forchheim rollen, wird enttäuscht: Die Mitglieder des Kreis-Mobilitätsausschusses haben einstimmig beschlossen, die Planungen für zwei vollelektrifizierte Stadtbus-Linien in Forchheim (ab August 2025) nicht weiter zu verfolgen. "Um dennoch eine Schadstoffreduzierung zu erreichen, wäre eine ,Lightvariante' mit Hybridbussen denkbar", betont der ÖPNV-Leiter des Landkreises Klaus Hummel.

Die Entscheider berufen sich dabei auf zwei beauftrage, unabhängige Gutachten, die im Sommer ergeben hatten, dass eine Elektrifizierung der Busse im Forchheimer Stadtverkehr mit immensen Kosten verbunden wäre.

Unter anderem müsste Ladeinfrastruktur gebaut werden. Die Busse wären fast dreimal so teuer, alleine die Anschaffungskosten lägen bei bis zu 600 000 Euro, verdeutlicht Hummel. Auch die nicht absehbaren Finanzlücken infolge der Corona-Krise gelte es zu bedenken. Zudem gebe es derzeit nur wenige Anbieter und die Busunternehmen müssten entsprechendes Personal zusätzlich ausbilden.

Hybridbusse mit besserem Angebot

Um im Busverkehr dennoch CO2-Emissionen einzusparen, strebt der Landkreis Forchheim nun zunächst die Teilelektrifizierung der zwei "Pilotlinien" an: Auf den innerstädtischen Bus-Hauptlinien 261 und 262 sollen Hybridbusse vorgesehen werden. Die nächste Neuausschreibung der Stadtbuslinien erfolgt zum 1. August 2025.

Die Busse der Linien 261 und 262 verkehren im Forchheimer Stadtgebiet und halten häufig; durch die vielen An-, Abfahrten und Bremsvorgänge habe die Hybridtechnik hier viele Vorteile, meint Hummel. Durch die Umstellung von reinen Dieselbussen auf Hybridantrieb könne der Schadstoffausstoß auf den beiden Stadtbuslinien um 20 bis 25 Prozent reduziert werden. Des Weiteren wird angestrebt, die Buslinien 261 und 262 zu "begradigen" und den Takt von 30 Minuten auf 20 Minuten zu erhöhen. Dadurch könnten die beiden Bus-Linien besser auf die Bahn abgestimmt werden.

Außerdem könnte das Angebot auf den umgestellten Buslinien durch zusätzliche Linien mit Klein- oder Midibussen (E- oder Hybridantrieb) ergänzt werden, indem sie zum Beispiel Reuth, Kennedyring oder Burk besser erschließen.

Das Planungsbüro, das sich mit dem städtischen Verkehrskonzept befasst, prüft mögliche Linienführungen und Haltestellen. Das ÖPNV-Planungsbüro des Landkreises (Nahverkehrsberatung Südwest) soll Fahrpläne und Buseinsätze entwickeln.

Ziel bleibt trotz "bitterer Pille"

Der Mobilitätsausschuss beschloss am Dienstag das Ende für vollelektrifizierte Stadtbusse zum Ausschreibungstermin 2025. Dennoch solle die E-Technik im Busverkehr nicht komplett verworfen werden, betonen mehrere Mitglieder. "Die Zielrichtung muss weiter sein, die Busflotte in überschaubarer Zeit umweltfreundlich zu machen", sagt FW-Kreisrat Manfred Hümmer und fügt hinzu, dass die VAG in Nürnberg beispielsweise gute Erfahrung mit E-Bussen gemacht habe. Auch der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Kreistagsfraktion Matthias Striebich betont, dass der E-Antrieb künftig günstiger werde, die Reichweite steige und die Förderung erhöht werde. "Das ist natürlich eine bittere Pille, dass wir E-Busse vorerst nicht mehr weiter verfolgen."

Wie fränkische Städte mit alternativen Busantrieben experimentieren

Kronach: Pilotregion für autonomes Fahren

Der Landkreis Kronach ist Pilotregion für autonomes Fahren des Bundesverkehrsministeriums. Ab Ende 2020/Anfang 2021 sollen zwischen Neuses und Kronach zwei elektrische Shuttlebusse autonom fahren. Die Shuttles werden auf einer 5,2 Kilometer langen Strecke von Neuses aus nach Kronach zum Bahnhof, von dort aus über die Industriestraße, erneut zum Bahnhof und wieder zurück nach Neuses verkehren. Das Projekt trägt den Namen Shuttlemodellregion Oberfranken.

Bamberg: E-Kastenwagen ist jetzt Corona-Bussi

Die Stadtwerke Bamberg haben auf drei Linien Hybrid-Busse im Einsatz, drei weitere sollen bis Ende 2020 hinzukommen. Ab 2021 sollen mit dem eCitaro von Mercedes-Benz große Teile des Busverkehrs der Stadtwerke elektrifiziert werden. Im vergangenen Advent haben die Stadtwerke zudem ein Pilotprojekt gestartet: Auf der neuen Ringlinie Nummer 929 ist ein elektrisch betriebener Kastenwagen im Kreis unterwegs. Der eVito ist derzeit als "Corona-Bussi" unterwegs.

Erlangen: Elektrobusse für die City-Line

Die Stadtwerke Erlangen bekommen sieben rein elektrische Nahverkehrsbusse gefördert. Das Bundesministerium für Umwelt (BMU) fördert die Anschaffung in Erlangen mit rund 1,8 Millionen Euro. Die sieben E-Busse werden auf der City-Line verkehren. Das BMU fördert auch die notwendige Ladeinfrastruktur sowie weitere Kosten im Zusammenhang mit dem Einsatz der Fahrzeuge, wie notwendige Werkstattausrüstung oder Schulungen von Fahr- und Werkstattpersonal.

Nürnberg: Der "E-Bus-Port" eröffnet 2021

Die Nürnberger Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) hat 2018 den ersten Elektrobus in Nürnberg eingesetzt. Aktuell sind sieben Elektrobusse in Nürnberg unterwegs. Im Stadtteil Schweinau baut die VAG eine E-Ladetankstelle für Elektrobusse. Der "E-Bus-Port" soll 2021 in Betrieb genommen werden. Bis Ende 2022 will die Nürnberger Verkehrs-Aktiengesellschaft 52 weitere elektrische Linienbusse beschaffen, die vom Bundesumweltministerium gefördert werden.