Seit 16. Dezember sind Friseursalons aufgrund des Corona-Lockdowns bundesweit geschlossen, und das noch bis Mitte Februar, so lautet der Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz. Die Entscheidung stößt auf massiven Unmut und Unverständnis im regionalen Friseurhandwerk.
Wie Claudia Gottstein, Obermeisterin der Friseur-Innung Forchheim, berichtet, stünden viele Unternehmen mittlerweile mit dem Rücken zur Wand und berichteten von erheblichen Zahlungsschwierigkeiten. Die Rücklagen seien vielerorts aufgebraucht.
"Jetzt ist schnelle finanzielle Hilfe von Seiten der Regierung notwendig", mahnt die Obermeisterin in der Pressemitteilung, "doch ist diese mit Blick auf die existierenden Hilfsprogramme für uns Friseure nur bedingt zu erwarten." Denn bedauerlicherweise kämen Friseurbetriebe nicht in den Genuss eines umsatzabhängigen Hilfsprogramms, wie es bei der November- beziehungsweise Dezemberhilfe der Fall ist, sondern die Salons könnten lediglich die anteilige Erstattung der Fixkosten über die Überbrückungshilfe III beantragen. Eine Entschädigung für den entgangenen Unternehmerlohn sowie für die Azubi- und Minijobber-Löhne sei in den Hilfsprogrammen aktuell nicht vorgesehen.
Keine Ausweichmöglichkeiten
Zudem habe das Friseurhandwerk keine einträglichen "Ausweich- oder Kompensationsmöglichkeiten" wie die Gastronomie (To-Go-Geschäft) oder der Einzelhandel (Click & Collect). Zwar ist der Produktverkauf auch für Friseure erlaubt, jedoch sei er im Friseurhandwerk umsatzmäßig verschwindend gering.
"Den größten Kostenanteil in unserem personalintensiven Handwerk machen mit circa 85 Prozent der Gesamtkosten die Löhne aus. Die finanziellen Hilfsprogramme gehen deshalb vollkommen an den Bedürfnissen des Friseurhandwerks vorbei", klagt Claudia Gottstein.
Illegale Dienstleistungen steigen
Die angespannte finanzielle Lage vieler Betriebe veranlasse immer mehr Friseure dazu, gegen die Auflagen zu verstoßen und ihre Dienstleistung bei Hausbesuchen oder im Hinterstübchen anzubieten. Die Abstands- und Hygieneregeln könnten in solchen Fällen oftmals nicht eingehalten werden. "Und die Zahl dieser illegalen Dienstleistungen wird weiter steigen, je länger der Lockdown noch andauert", beteuert die Obermeisterin.
Claudia Gottstein appelliert deshalb im Namen des Forchheimer Friseurhandwerks an die verantwortlichen Politiker, die Hilfen für Friseure rückwirkend zu überarbeiten und anzupassen, um Betrieben schnellstmöglich finanziell unter die Arme greifen zu können und eine Insolvenzwelle zu verhindern.
Hygienestandards eingehalten
Auch fordert die Innungs-Obermeisterin im Namen ihrer Mitgliedsbetriebe die schnelle Öffnung der Friseursalons, um Kunden wieder hygienisch und sicher bedienen zu dürfen und damit dem Wunsch der Bevölkerung nach Wohlbefinden und Normalität nachkommen zu können.
Claudia Gottstein verweist in diesem Zusammenhang auf die Arbeitsschutz- und Hygienestandards der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) in den Salons, die in der Vergangenheit vorbildlich eingehalten worden seien.
Was das Wort eines Politikers Wert ist, zeigt dieser Bericht im „Der Tagesspiegel“ vom 1.9.2020.
“Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht inzwischen bessere Voraussetzungen für gezielte Gegenmaßnahmen bei steigenden Corona-Infektionszahlen als noch im Frühjahr.
Nun, Anfang September, wisse man, „wie wir gut etwa im Einzelhandel im Regelbetrieb damit umgehen können, vor allem wenn wir Masken tragen und Abstand halten, ohne dass es zu Einschränkungen kommt“, sagte der CDU-Politiker am Rande eines Klinikbesuchs am Dienstag in Bochum.
Spahn wurde sogar noch konkreter: Mit dem Wissen von heute hätte der Lockdown nicht so drastisch ausfallen müssen. Friseure und auch Einzelhandel müssten nicht mehr schließen, außerdem würde es auch keine Besuchsverbote in Pflegeeinrichtungen mehr geben.
„Wir können heute diese Abwägungsentscheidung zwischen Schutz und Alltag besser treffen, weil wir mehr wissen, weil wir mehr Erfahrung haben“, so Spahn. Er betonte, generell bleibe es richtig, dass Abstand, Hygiene und Alltagsmasken die „besten Waffen“ und vergleichsweise milde Maßnahmen im Kampf gegen das Virus seien.“
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