Forchheim: Lehren aus dem Laden-Leerstand

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Foto: Andreas Oswald
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Das City-Management — so eine fraktionsübergreifende Forderung — soll dafür künftig dafür sorgen, dass solche Aufkleber in Forchheim nicht mehr nötig sind. Fotos: Andreas Oswald
Das City-Management — so eine fraktionsübergreifende Forderung — soll dafür künftig dafür sorgen, dass solche Aufkleber in Forchheim nicht mehr nötig sind.  Fotos: Andreas Oswald
 

Die Stadtratsfraktion der CSU warnt vor einer Abwärtsspirale und fordert ein City- und Leerstandsmanagement. OB Kirschstein ist prinzipiell einverstanden.

Von Andreas Oswald und Ekkehard Roepert

Sagt der eine: "Du, ich geh' mal in die Stadt". Fragt der andere: "Willst' wohl etwas alleine sein?" Mit diesem makaberen Scherz bringt der Forchheimer Geschäftsmann Peter Fritzsche das Problem auf den Punkt: Die Innenstadt wird zunehmend unattraktiver - für die Kunden gleichermaßen wie für die Geschäftsleute. Ein Teufelskreis: immer mehr leerstehenden Läden, immer weniger Lust auf einen Einkaufsbummel.

Auch Peter Fritzsche schließt seinen Laden, um sich auf lukrativere Geschäfte zu konzentrieren: "Total Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe" schreit ein roter Aufkleber an den Scheiben der Parfümerie Lorber. Hier haben sich 26 Jahre lang Damen mit Düften verwöhnen und mit Gesichtsmassagen verschönen lassen. Ende September ist Aus. Die Blütezeit der Parfümerie Lorber sei gewesen, als gegenüber noch das alte Krankenhaus existiert habe, erzählt Fritzsche. "Das war der Standort schlechthin, um Mitbringsel für den Krankenbesuch zu besorgen oder den Notkauf eines Schlafanzugs."

Im Mai 2013 hatte Fritzsche das Geschäft übernommen und muss jetzt feststellen: "Die Innenstadt wird immer unattraktiver - das spürt man am Umsatz." Nachdem er auch noch eine Zeitarbeitsfirma betreibt, ist ihm beides zu viel geworden. "Ich will mich nicht verzetteln", erklärt er seinen Abschied aus dem Parfümeriegeschäft.


Rund 50 leere Läden

Wenn alles gut geht, wird es bei Lorber nicht zu einem Leerstand kommen: am vergangenen Freitag habe er mit einem Interessenten aus der "Kosmetikwelt" gesprochen, verrät Peter Fritzsche.

Dennoch: Die Zahl leer stehender Läden steigt auf Besorgnis erregende Weise. Das empfindet zumindest die Stadtratsfraktion der CSU so. Daher haben die Schwarzen einen "Antrag zur Optimierung des Citymanagements" gestellt, der in der heutigen Ratssitzung zur Sprache kommen soll. Udo Schönfelder, der Fraktionsvorsitzende der CSU, wird nicht müde, auf die Defizite hinzuweisen. Ihm sei klar, dass das Thema mit "vielen Schuldzuweisung behaftet" sei. Daher schlägt er vor, nicht mehr über die Vergangenheit zu reden und endlich eine "ganzheitliche Aufnahme der Leerstände" zu organisieren.

Hinter dem Begriff "ganzheitlich" verbirgt sich das Konfliktpotenzial. Denn: Wirtschaftsförderer Viktor Naumann vertritt die Auffassung, dass nur jene Läden als Leerstand bezeichnet werden könnten, die auch auf dem Markt sind. Dagegen definiert Udo Schönfelder: "Ein Leerstand ist ein Leerstand, wenn das Objekt nicht genutzt wird - unabhängig davon, ob es aktuell auf dem Markt ist oder nicht."

Der CSU-Stadtrat ist vor wenigen Wochen durch die Altstadt geradelt und hat jeden ungenutzten Laden fotografiert. Seine Dokumentation zählt 50 Leerstände.

Auch wenn ein Objekt nicht auf dem Immobilien-Markt angeboten werde, sei es die Aufgabe eines City-Managers, bei den Besitzern "Überzeugungsarbeit" zu leisten, fordert Schönfelder. "Forchheim könnte zu einer Kulissenstadt verkommen. Der Citymanager muss öfter mal die Türklinke betätigen." Das ehemalige Brauhaus ist für Schönfelder ein Paradebeispiel: Geduldige Überzeugungsarbeit habe dazu geführt, dass auf dem Areal nun gebaut werde.


"Pseudo-Leerstände"

Zu dem von der CSU geforderten Leerstands-Management gehört auch, die "Pseudo-Leerstände" abzuschaffen. "Wenn ein Laden keine feste Öffnungszeiten und wenn er selten offen hat", dann handele um Pseudo-Leerstand, meint Schönfelder.

Seine Partei fordert, dass rasch Eigentümer-Aussagen gesammelt und dem Stadtrat vorgelegt werden. Udo Schönfelder: "Es muss jemand benannt werden, der dem Stadtrat in vier Wochen die Liste vorlegt. Mir fehlt der Nachweis, dass genug getan wird. Wir brauchen eine Analyse mit den Aussagen der Eigentümer, was sie vorhaben."

Halbjährlich müsse diese Analyse im Stadtrat erneuert werden, fordert der CSU-Fraktionsvorsitzende: "Andernfalls droht uns eine Abwärtsspirale. Die Leerstandsquote hat längst alles überholt, was zuletzt thematisiert wurde. Man wird als Stadtrat fast jeden Tag darauf angesprochen."

Die CSU sieht einer Wende im Leerstandsmanagement optimistisch entgegen, weil der SPD-Oberbürgermeister das Thema "vorantreiben" wolle und sich "partnerschaftlich" verhalte, so die Einschätzung von Udo Schönfelder.

Tatsächlich sagt Uwe Kirschstein: "Nach meiner Kenntnis ist man sich im Stadtrat fraktionsübergreifend darüber einig, dass wir als Stadt Forchheim mehr für die Innenstadt tun können und auch müssen." Das "ob" sei also klar, betont Kirschstein - zu diskutieren ist aber noch über das "wie". Dazu sei unter anderem "die Ausarbeitung eines klar beschriebenen Stellenprofils" erforderlich. "Ich habe mich deshalb zu diesem Thema schon vor der Sommerpause mit den Fraktionsführern zusammengesetzt. Wir waren uns darüber einig, dass in den Fraktionen entsprechende Vorschläge erarbeitet werden sollen, um dann ein konsensfähiges Ergebnis erzielen zu können: Die Wichtigkeit dieses Themas erfordert, dass das weitere Vorgehen von einer breiten Basis getragen wird." Umso mehr sei er deshalb erstaunt darüber, kritisiert Uwe Kirschstein, dass das Thema Citymanagement "nun von der CSU-Fraktion auf die parteipolitische Ebene gezogen worden ist".

Der OB erinnert daran, dass auch ihm "eine attraktive Innenstadt mit vielfältigen Angeboten an Waren, Dienstleistungen und Freizeitmöglichkeiten ein besonders wichtiges Anliegen" sei. "Dazu bedarf es einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren: Das sind unter anderem die Immobilienbesitzer, die Geschäftsleute und Wirte, aber auch die Stadt, die mit verschiedenen Maßnahmen und Aktivitäten unterstützen kann."