"Prognosen pessimistisch": Industriekonzern streicht massiv Stellen an Standort in Oberfranken

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Forchheim: Industriekonzern Loparex streicht massiv Stellen - "Prognosen pessimistisch"
Düstere Zeiten bei Loparex in Forchheim: Rund ein Viertel der Stellen im Werk werden gestrichen.
Forchheim: Industriekonzern Loparex streicht massiv Stellen - "Prognosen pessimistisch"
Loparex Germany GmbH & Co. KG

Der Folienhersteller Loparex hat weitreichende Stellenkürzungen am Forchheimer Standort verkündet. Nun äußert sich das Unternehmen zu den Hintergründen.

  • Forchheim: Folienhersteller Loparex streicht massiv Stellen 
  • Rund ein Viertel der aktuellen Belegschaft betroffen 
  • Mitarbeiter in Versammlungen informiert
  • Unternehmen äußert sich zu Hintergründen des Abbaus

Der Folienhersteller Loparex plant einen massiven Stellenabbau im deutschen Werk des Konzerns in Forchheim. Das bestätigte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber inFranken.de. Die Prognosen seien "pessimistisch", bisherige Kosteneinsparungen seien nicht ausreichend gewesen, heißt es. Der Industriebetrieb äußert sich auch zu den genauen Hintergründen der Entscheidung. 

Loparex-Werk in Forchheim baut 184 Stellen ab - Kürzungen betreffen "alle Abteilungen"

Insgesamt seien 184 Stellen bei Loparex in Forchheim von den geplanten Kürzungen betroffen, erläutert der Sprecher. Im Werk seien derzeit rund 680 Menschen beschäftigt. 85 Beschäftigten werde gekündigt - "der restliche Stellenabbau folgt über Personalreduzierungen durch Frührente, Ablauf von befristeten Verträgen und generellen Fluktuationen", erklärt das Unternehmen.

Zu den Gründen heißt es: "Wie andere Hersteller in der Trennfolien- und -papier-Industrie ist auch Loparex von einer Kombination aus steigenden Produktionskosten und abnehmenden Auftragsvolumina betroffen, da viele unserer Endkunden im vergangenen Jahr einen Rückgang ihres eigenen Geschäfts verzeichnen mussten."

"Leider bleiben die Prognosen für unsere wichtigsten Märkte pessimistisch, da die derzeitige wirtschaftliche Unsicherheit voraussichtlich auch in der zweiten Jahreshälfte und darüber hinaus anhalten dürfte", so der Ausblick bei Loparex. Die Kürzungen betreffen demnach "alle Abteilungen und Funktionen am Standort, inklusive des operativen Geschäfts". 2022 habe der Konzern "eine Vielzahl an Kostensparmaßnahmen in allen Bereich umgesetzt, einschließlich F&E-Versuche, Lagerhaltung, Instandhaltung und Reisen". Nach der Einführung von Kurzarbeit am Anfang dieses Jahres "gehen wir mit den geplanten Stelleneinsparungen nun den nächsten Schritt", erläutert der Sprecher. 

Folienhersteller sieht keine Insolvenz-Gefahr - wirtschaftliche Lage aber "angespannt"

Die Beschäftigten seien "am 13.06. durch hybride Mitarbeiterversammlungen über den geplanten Stellenabbau informiert" worden, heißt es. "Kollegen, die direkt vom Umstrukturierungsplan betroffen sind, bekamen im Zeitraum vom 14.06. bis zum 16.06. eine persönliche Kommunikation mit weiteren Informationen", so der Sprecher. Das Unternehmen betont in diesem Zusammenhang, man wolle "eine faire und gerechte Behandlung aller betroffenen Kollegen" gewährleisten. Der Plan sei am 12. Juni 2023 dem Betriebsrat in Forchheim vorgestellt worden. "Formelle Verhandlungen mit dem Betriebsrat bezüglich der Umsetzung werden in Kürze beginnen – unser Plan ist es, dass dieser Prozess bis zum Anfang der Sommerferien abgeschlossen ist, um unseren Mitarbeitern zeitnah Klarheit über ihre genaue Situation zu geben", so die Prognose.

Bei Forchheim handle es sich um den einzigen deutschen Standort von Loparex. Der Stellenabbau sei "Teil einer größeren globalen Kostensenkungsaktion". Somit werde "die Personalsituation aktuell auch an anderen Standorten analysiert", heißt es. Die Gefahr einer Insolvenz sieht man bei dem Folienhersteller derzeit aber nicht, so das Unternehmen. "Jedoch ist die wirtschaftliche Lage für unsere Branche sowie bei unseren Endkunden weiterhin angespannt – bei bestimmten Kunden wird aktuell mit einem Geschäftsrückgang von bis zu 60 Prozent in diesem Jahr gerechnet", erklärt der Firmensprecher. Derweil kündigt Siemens den Bau einer neuen Mega-Fabrik in Forchheim an. 

Die Fabrik in der Zweibrückenstraße in Forchheim wurde nach Unternehmensangaben ursprünglich 1854 gegründet. 1912 wurde die Produktion demnach von Hammerfolie auf Rollenware umgestellt, um die steigende Nachfrage zu befriedigen. Die Fabrik sei 1938 von Unilever übernommen worden - in Zusammenarbeit mit der BASF begann sie laut Loparex 1941 mit der Herstellung von PVC. 1997 war die Fabrik "ein anerkannter Weltmarktführer für coextrudierte Folien aus Polypropylen (PP) und Polyethylen hoher Dichte (HDPE) und einer der ersten Hersteller, der biologisch abbaubare und kompostierbare Optionen anbot", heißt es zur Geschichte des Unternehmens. Nach mehreren Fusionen ist das Forchheimer Werk seit 2019 Teil der US-amerikanischen Loparex-Gruppe. Mehr Nachrichten aus Forchheim findet ihr hier.