Forchheim baut ein eigenes Modell

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Angelehnt an das Modell des Kieler Architekturbüros Zastrow und Zastrow (Bild) will auch Forchheim Häuser für Flüchtlinge bauen. Doch soll das "Forchheimer Modell" großzügiger sein, so dass die Wohnungen dem Standard des sozialen Wohnungsbaus genügen. Illustration: Zastrow
Angelehnt an das Modell des Kieler Architekturbüros Zastrow und Zastrow (Bild) will auch Forchheim Häuser für Flüchtlinge bauen. Doch soll das "Forchheimer Modell" großzügiger sein, so dass die Wohnungen dem Standard des sozialen Wohnungsbaus genügen.  Illustration: Zastrow

Mindestens 100, wahrscheinlich aber 500 anerkannte Flüchtlinge werden in der Stadt leben. Wo und wie sie wohnen werden, darüber sind sich die Politiker nicht einig, zumal Neid-Debatten verhindert werden sollen.

Aus dem Kieler wird ein Forchheimer Modell. Was darunter zu verstehen ist, hat Alexander Dworschak (Geschäftsführer der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft GWS) den Stadträten im Planungsausschuss erläutert. "Den anerkannten Asylbewerbern muss zügig Wohnraum zur Verfügung gestellt werden", sagte der GWS-Chef. Sein Vorschlag: In der Jean-Paul Straße sollen auf 1200 Quadratmetern 22 neue Wohnungen für 98 Menschen entstehen. Das Kieler Modell sieht vor, "sehr bescheidene Wohnverhältnisse für möglichst viele" zu schaffen, sagte Dworschak. Zwölf-Quadratmeter-Zimmer mit je zwei Betten, diese Ausstattung findet Dworschak aber nicht ratsam. Denn wenn die Unterkünfte für Flüchtlinge nicht mehr benötigt würden, entsprächen sie nicht dem Standard des sozialen Wohnungsbaus. Der Umbau wäre zu kostspielig.

Daher Dworschaks Vorschlag für ein "Forchheimer Modell": In der Jean-Paul-Straße Unterkünfte zu bauen, die ohne großen Aufwand (Herausnahme einer Wand) in etwa 60 Quadratmeter große Dreizimmer-Wohnungen umgestaltet werden können. Außerdem werde es einen 50 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum geben, der zugleich als Büro dient.

Das Echo auf das Forchheimer Modell: Lob und Skepsis. Im Vergleich zu Nürnberg etwa sei man in Forchheim schon weit mit den Überlegungen, Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen, sagte Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO). Dennoch sei weiter unklar, ob die Kommunen wirklich bauen werden, betonte Dworschak. "Wir müssen immer noch die Entscheidung über die Förderprogramme abwarten."


Was heißt Integration?

"Wir kommen nicht drum rum, anzufangen", sagten Manfred Hümmer (FW), Holger Lehnard und Hans-Werner Eisen (beide CSU) unisono. Uneins waren sich die Räte jedoch darüber, ob die geplante Vorgehensweise nicht mehr Probleme schafft als löst. "Integration heißt nicht, Konzentration auf ein Haus", warnte Manfred Hümmer vor multiethnischen Konflikten. Zudem gebe es rund 500 Forchheimer Bürger, die seit Jahren auf Wohnraum warten. Neid-Debatten seien zu befürchten. Daher der Vorschlag des FW-Stadtrates: Deutsche Wohnungssuchende, die auf den Wartelisten stehen, in das Forchheimer Modell integrieren. "Wenn Einheimische Tür an Tür mit Neuankömmlingen leben, dann dient das der Integration."

OB Franz Stumpf meinte, dass Manfred Hümmers "hehre Gedanken hintangestellt" werden sollten: "Wir sind in Not und es wird wohl nicht nur 100 anerkannte Flüchtlinge in Forchheim geben. Ich fürchte, es werden 400 bis 500 auf uns zukommen."

Mathilde Hartmann (CSU) widersprach Hümmers Vorstellung von Integration: Es sei eher förderlich, wenn Flüchtlinge verschiedener Herkunft und Religion zusammenleben: "Dann sind sie gezwungen, Deutsch als gemeinsame Sprache zu sprechen und sie können Toleranz lernen." Die eigentliche Sorge sei aber, dass es in der wohnungssuchenden deutschen Bevölkerung nicht gut ankommen werde, "wenn extra Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge freigehalten wird".