Finstere Gestalten wollen den Egloffsteinern ans Eingemachte

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Etwas argwöhnisch schauen die Egloffsteiner Stammtischbrüder schon drein, als die Wörschtfohrer ihre Ansprüche auf etwas Fleisch und Suppe geltend machen. Fotos: Löwisch
Etwas argwöhnisch schauen die Egloffsteiner Stammtischbrüder schon drein, als die Wörschtfohrer ihre Ansprüche auf etwas Fleisch und Suppe geltend machen. Fotos: Löwisch
 

Die Egloffsteiner Stammtischbrüder lassen sich ihre Sau gerade so richtig schmecken, als plötzlich merkwürdige Gestalten die Szenerie betreten.

r Stammtisch-Sau hat am Samstag das erwartete Ende gefunden. Nachdem das Schwein ein Dreivierteljahr lang von der "Polstersmutter" gefüttert und gepflegt worden war, kamen am Freitag in aller Früh drei Metzger, um das Schwein zu schlachten und in seine Einzelteile zu zerlegen.

Aufmerksam und erwartungsfroh beobachteten dies die Mitglieder des Stammtischs "Zum Hansela", die das Schwein gekauft hatten. Einerseits um ein feines Schlachtfest feiern zu können. Andererseits um alte Bräuche neu zu beleben. Das mit den Bräuchen begann bereits, nachdem das Kopffleisch gar gekocht war: Dem zünftigen Kesselfleischessen folgten ein paar Stunden später die ersten Kraut- und Leberwürste.

Kaffee zur Erholung

Der 87-jährige Walter Betz hatte für die Eröffnung des Schlachtfestes ein Gedicht verfasst und zur Gaudi aller auch gekonnt vorgelesen.
Am Nachmittag gab es "zur Erholung", wie Stammtisch-Präsident Heinz Schäfer betonte, Kaffee und Kuchen, ehe am Abend der Höhepunkt folgte: feine Braten, Rippla und Schäuferla. Dazu wurden Klöße und feine Soßen gereicht.

Das gute Essen sprach sich im Dorf schnell herum, und ehe man sich versah, waren fünf "Wörschtfohrer" zur Stelle, die ihren Teil an der Sau einforderten. Als Frauen verkleidet und mit furchterregenden Masken auf den Gesichtern, betraten sie schweigend den Gastraum. Mit einem Kochlöffel auf einen Blecheimer einschlagend, bewegte sich die Gruppe zielstrebig zum Fleisch-Büfett. Die Stammtischbrüder beobachteten das Geschehen angemessen argwöhnisch und setzten alles daran, die Maskenträger zu identifizieren.

Unter den Blicken des Schlachtfest-Capos Günter Polster durften sich die Wörschtfohrer dann aber doch einige Fleischstücke und auch etwas "Wörschtsuppn" in den mitgebrachten Blecheimer schütten. Früher, so erinnerte sich Georg Distler, waren es meist Taglöhner und arme Leute, die sich als Wörschtfohrer verkleidet haben, um ein kleines Stück von einem geschlachteten Schwein zu ergatterten.

Bis zu drei Gruppen waren damals demnach erlaubt. Sie kamen abends in die Stube, wenn das Tagesgeschäft des Bauers erledigt war und es zur Feier des Schlachtfestes Schweinebraten gab.

Um die Wörschtfohrer zu ärgern, hatte mancher Bauer früher Sägemehl in einige Würste gestopft, sodass die Wurst beim Erhitzen durch das aufquellende Holz quasi explodierte. Davon wusste der 80-jährige Erich Wirth zu berichten.

Nachdem die Wörschtfohrer zufrieden und, mit Würsten versehen, von dannen gezogen waren, kam der gemütliche Teil des Abends: Es wurden alte Lieder gesungen, die zum Anlass eines Schlachtfests entstanden sind.
Lilo Meier hat die alten Lieder ausgegraben, die Texte kopiert und auf ihrer Quetsch‘n vorgespielt. Und alle sangen mit.