Fällung der 400 Jahre alten Linde in Burk: Besitzer erklärt die Hintergründe

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Der Pächter des Grundstücks hat eine Absperrung rund um die Burker Linde angebracht. Foto: Ronald Heck
Der Pächter des Grundstücks hat eine Absperrung rund um die Burker Linde angebracht. Foto: Ronald Heck

Der Bauausschuss wollte die Baumfällung aussetzen. Ein Gutachter stellte aber fest, dass die Linde gefährlich marode ist. Nun äußert sich der Besitzer.

Die Entscheidung, dass die Linde in der Burker Straße nicht mehr zu retten ist, hätten sich die Besitzer nicht leicht gemacht. Im Sommer bemerkten sie, dass der mächtige Baum auffällig viele Blätter verliert, erinnert sich Michael Deinlein. Daraufhin informierte seine in Burk lebende Mutter, das Amt für öffentliches Grün der Stadt Forchheim. Andreas Geck vom Grünbetrieb schaute sich die krank wirkende Linde an und empfahl ihnen, den Sachverständigen Roland Dengler zu Rate zu ziehen. Im Oktober begutachtete der Experte aus Lauf den Baum, führte Vermessungen und Untersuchungen durch. Sein Ergebnis ist eindeutig: Die Linde müsse dringend und unverzüglich gefällt werden.


Ankündigung stößt im Bauausschuss auf Unverständnis

Michael Deinlein zahlte nach eigenen Angaben über 1300 Euro für das Gutachten, das er vorletzte Woche auch an das Grünamt der Stadt versandte. Die anstehende Baumfällung wurde vergangene Woche den Mitgliedern des Bauausschusses im Anschluss der Sitzung mitgeteilt. Die Nachricht stieß bei einigen Stadträten auf Unverständnis. Das sei ein unsensibles Vorgehen, meinte zum Beispiel Gerhard Meixner (FGL). Manfred Hümmer (FW) betonte, dass die Linde prägnant für das Ortsbild sei und von außen noch vital wirke. Die Ausschuss-Mitglieder entschieden, die Fällung vorerst zu stoppen. Das Gremium wollte das privat in Auftrag gegebene Gutachten sehen und prüfen lassen, ob der Baumbesitzer finanziell unterstützt werden kann, die Linde zu erhalten.

Deinlein begrüßt diesen Vorschlag und betont, dass er das Gutachten der Öffentlichkeit bereit stellt. Demnach könne die Linde aus Verkehrssicherungsgründen nicht mit Baumkrone erhalten bleiben.
Laut dem Baumexperten könne maximal ein Stück des Stammes stehen bleiben. Außerdem bestehe aktuell Gefahr im Verzug, so dass schnell gehandelt werden müsse, betont Deinlein.

Seine Familie bedauere es sehr, dass die Linde in so einem schlechten Zustand ist. Bereits 1978 habe sie erfolglos beantragt, dass der Baum als Naturdenkmal aufgenommen wird. Die Ursache des schlechten Zustands liege laut dem Gutachten vermutlich bereits Jahrzehnte zurück. Bei Straßenbauarbeiten könnten die Wurzeln der Linde verletzt worden sein. Das Wurzelwerk ist vom Hallimasch-Pilz befallen, der Schädlings-Pilz habe sich inzwischen sehr ausgebreitet.


Stamm kann unter Umständen erhalten bleiben

"Unsere Absicht war es immer, den Baum zu erhalten. Insofern würde ich es begrüßen, wenn der Stamm zumindest teilweise stehen bleiben kann", meint Deinlein. Der Besitzer möchte bei der Stadtrats-Sitzung am Mittwoch dabei sein und zusammen mit Roland Dengler klären, welche Möglichkeiten es gibt, die Sicherheit rund um die Linde zu gewährleisten. Auch die Folgekosten müssten diskutiert werden.

Deinlein hofft, die offen Fragen, wegen des dringenden Handlungsbedarfs direkt am Mittwoch oder kurz danach zu klären. Der Pächter des Grundstück in der Burker Straße 32, der dort ein griechisches Restaurant betreibt, hat mittlerweile rund um den Baum ein Absperrung angebracht. Falls ein Stück des Stammes erhalten bleiben kann, könnte dort zudem eine Informationstafel an die rund 400 Jahre alte Linde angebracht werden, schlägt der Baumbesitzer vor.


Linde ist ein Zeitzeuge der Burker Stadtgeschichte

Alter Der Baum ist eine Winter-Linde (Tilia cordata), die schätzungsweise 300 bis 400 Jahre alt ist. Die Linde stammt wahrscheinlich aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648). Möglicherweise handelt es sich um eine Friedenslinde aus dem Jahr 1648.

Zustand Die Linde ist laut Gutachten stark von einem parasitären Fäulepilz (Hallimasch) befallen, der ihr Wasser und Nährstoffe entzieht. Der Pilz lebt in der Wachstumsschicht der Linde zwischen Splintholz und Rinde. Der Stamm ist daher mittlerweile kernfaul. Aufgrund der Ergebnisse des Sachverständigen Roland Dengler musste die Baumkrone weitgehend gekappt werden. Dengler vermutet ein Eindringen des Pilzes im Zuge der Baumaßnahmen für Straße, Gehsteig, Mauer und Parkplatz in den 1960er Jahren. Die Lebenserwartung der Linde ist aufgrund des Pilzbefalls sehr gering.

Standort Die Linde zeigt möglicherweise einen alten Burker Ortskern am Schlehenbach an. In der Umgebung befinden sich heute noch zwei Häuser aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg ("Schwedenschänke"), die die verheerenden Kriegswirren überstanden haben. Die Linde gehörte bis 1986 zum "Gasthof zur Linde Josef Kainer", zuvor Lindenberger und "Georg Schellersche Gastwirtschaft".