Jahrelang wuchs der Baum an der Straße zwischen Burg und Flugplatz Feuerstein. Nun hat ihn das Tiefbauamt gefällt. Der Bund Naturschutz kritisiert das.
Mächtig stand sie da und ragte mit ausufernden Ästen 'gen Himmel. Die Linde an der Kreisstraße zwischen Burg und Flugplatz Feuerstein, sie erfreute Wanderer und Spaziergänger aus Nah und Fern. Nun ist sie weg.
"Eine Frau, die regelmäßig dort unterwegs ist, hat uns informiert, dass sie abgeholzt wurde", sagt Christian Kiehr vom Bund Naturschutz (BN). Der Vorsitzende der Ortsgruppe Ebermannstadt-Wiesenttal kritisiert die unerwartete Fäll-Aktion. Er bemängelt: "Es ist nur ein Baum und ich bin kein Fundamentalist. Das Vorgehen ist aber nicht nachvollziehbar."
Leitplanke stand seit Herbst
Zur Vorgeschichte: Erst im Herbst 2016 wurde die Straße modernisiert und im Zuge dessen vor der Linde eine Leitplanke installiert. "Bei solchen Investitionen und bei so einem Aufwand, den wir durchaus begrüßen, ist davon auszugehen, dass kontrolliert wird, ob der Baum gesund ist. Das interessiert sicher nicht nur Naturschützer, sondern auch die Steuerzahler", argumentiert Christian Kiehr.
"Damals ist nicht aufgefallen, dass es dem Baum nicht gut geht. Und die Leitplanke kann wiederverwendet werden", entgegnet Holger Strehl, Pressesprecher des Landratsamts.
Einige Monate nach den Baumaßnahmen wurde die Linde Mitte Februar von Mitarbeitern des Kreis-Tiefbauamtes zugeschnitten. "Aus verkehrstechnischen und pflegerischen Gründen", wie Strehl erklärt. Aber nicht zur Zufriedenheit aller.
Einseitiger Kahlschlag
"Der Beschnitt war zu einseitig, die eine Seite kahl, die andere noch voller Äste", räumt Strehl ein. In Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) am Landratsamt sollte dieses Ungleichgewicht korrigiert werden. "Dabei fiel den Mitarbeitern durch einen Riss im Baum auf, dass er im Inneren morsch war", begründet der Pressesprecher, warum man sich dazu entschied, die Linde zu schlagen und die Leitplanke abzubauen. "Der kranke Baum hätte auf die Straße fallen können und der Kreis wäre in Haftung gewesen."
Ein Argument, das Christian Kiehr durchaus versteht. "Den Schuh möchte ich mir auch nicht anziehen", sagt der Naturschützer. "Wir hätten uns aber gewünscht, dass das Tiefbauamt nochmal mit der UNB Rücksprache hält, um zu prüfen, ob der Baum zu retten ist." Diesen Informationsaustausch gab es nach FT-Informationen jedoch nicht. Auch in der UNB hat man wohl erst von der Sache erfahren, als es die Linde schon nicht mehr gab. Laut Holger Strehl ist das aber nichts Ungewöhnliches. "Man kann nicht wegen jedem Baum anrufen."
Christian Kiehr findet das schade. "Es geht nicht darum, jemanden an den Pranger zu stellen. Wir wollen Bewusstsein schaffen. Woanders werden Aktionen mit Nistkästen gemacht und hier wird ein Baum einfach mal schnell gefällt." Sein Vorschlag wäre gewesen, die Krone fachmännisch symmetrisch abzuschneiden, gesunde Äste stehen zu lassen und dem Baum die Chance zu geben, sich trotz der morschen Stelle zu entwickeln. "Am Ebermannstadter Friedhof wird das auch so gemacht. Aber das ist jetzt zu spät", sagt Christian Kiehr enttäuscht.