Einladung zum "Umwegtanken"

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Für die Verbraucher ist die Erdgas-Tankstelle in Forchheim die teuerste weit und breit. Aber aus Sicht des Betreibers, der Stadtwerke Forchheim, ist die defizitär arbeitende Tankstelle vor allem ein Beitrag zum regionalen Klimaschutz. Foto: Ekkehard Roepert
Für die Verbraucher ist die Erdgas-Tankstelle in Forchheim die teuerste weit und breit. Aber aus Sicht des Betreibers, der Stadtwerke Forchheim, ist die defizitär arbeitende Tankstelle vor allem ein Beitrag zum regionalen Klimaschutz.  Foto: Ekkehard Roepert

Ein FT-Leser wirft den Forchheimer Stadtwerken eine "unseriöse Preisgestaltung" an der Erdgas-Tankstelle vor.

Das Netz der rund 900 Erdgas-Tankstellen in Deutschland ist so gewoben, dass der Autofahrer etwa alle 25 bis 30 Kilometer tanken kann. Das reicht aus, sagt unser Leser Stefan L., doch die Sache habe für den Verbraucher einen Haken: "Erdgas-Tankstellen haben wegen der oft weiten Entfernung zur nächsten Konkurrenz-Tankstelle häufig ein faktisches Marktmonopol."

Solch eine Monopolstellung auszunutzen, wirft Stefan L. den Forchheimer Stadtwerken vor: "Die Preisgestaltung der Stadtwerke Forchheim sind unseriös und wettbewerbswidrig."
Der Vorwurf ruht auf folgender Beobachtung: In ganz Franken liegen die Tankpreise unter dem, was bei der Tankstelle der Stadtwerke beim Globusmarkt bezahlt werden muss. Dort kostet das Kilogramm Erdgas seit zwei Jahren konstant um die 1,169 Euro.


Zum Vergleich: An der Autobahn-Tankstelle Werneck bei Schweinfurt zahlt der Kunde 1,119 Euro pro Kilogramm; an der Tankstelle Erlangen-Bruck: 1,059 Euro; an der Tankstelle Bamberg-Ost: 1,059 Euro, im Süden von Hof: ebenfalls 1,059 Euro.
Die Tankstelle beim Globus in Forchheim scheint also frankenweit die teuerste zu sein. Ein Kilogramm Erdgas kostet hier elf Cent mehr als an vielen anderen fränkischen Tankstellen. Würden die gut 100 Autogas-Nutzer im Landkreis Forchheim zum Tanken nach Bamberg und Forchheim fahren, müssten sie mindestens 40 Kilometer Umweg in Kauf nehmen und würden beim "Umwegtanken" (wie unser Leser das nennt) ziemlich genau die 2,20 Euro verlieren, die sie beim zuvor beim Tanken von 20 Kilogramm eingespart hätten.

"Also", folgert Stefan L., "hat die Forchheimer Tankstelle ein faktisches Monopol, weil sie - von Berufspendlern einmal abgesehen - keine Ausweichverluste fürchten muss."
Diesen Vorwurf höre er "nicht zum ersten Mal", sagt Christian Sponsel, der bei den Stadtwerken die Abteilung Service Anlagen/Netze leitet. Doch es gehe nicht darum, dass die Stadtwerke sich "die Taschen voll machen wollen". Im Gegenteil, betont Sponsel: "Trotz der Preisgestaltung zahlen wir bei Erdgas-Anlage drauf." Lediglich aus Klimaschutzgründen habe der Aufsichtsrat beschlossen, die Anlage weiterzutreiben.
Die Stadtwerke haben eine Stellungnahme für Kunden ausgearbeitet, um auf den Ärger ihrer Kunden reagieren zu können. Darin heißt es: "Der Energiepreis ist richtigerweise ein wesentlicher Bestandteil der Preisgestaltung, aber nicht der bestimmende."

Der entscheidende Kostenblock einer Erdgas-Tankstelle sei nicht der Erdgaspreis, sondern der Strompreis für den elektrischen Kompressor. Der wird benötigt, um den Tankdruck von 250 bar erzeugen zu können. Tankstellen, die an einem Hochdruck-Netz liegen, können sich diese Technik sparen und haben daher einen Marktvorteil.


Regionaler Umweltschutz

Auch die Stadtwerke hatten anfangs überlegt, die Erdgas-Tankstelle neben das Hochdruck-Netz in der Karl-Bröger-Straße zu bauen, erinnert sich Christian Sponsel. "Aber da fährt keiner hinter zum Tanken." Daher befindet sich die Tankstelle heute am Globus-Markt. Mit der Folge, dass sie "seit der Inbetriebnahme defizitär ist", bedauert Sponsel. "Um kostendeckend zu arbeiten, müsste das Kilogramm Erdgas über 1,20 Euro kosten."
An dieser Problematik hatte übrigens auch die Tankstelle in Ebermannstadt zu beißen. Sie war fern des Hochdruck-Netzes gebaut, verlangte etwa 1,109 Euro pro Kilogramm und wirtschaftete defizitär. Die Tankstelle schloss im Juli. So hat nun Stefan L. weiter die Wahl, ob er unterwegs tankt - oder dem Werben von Christian Sponsel folgt.

Der gibt Folgendes zu bedenken: "In Forchheim tanken Sie 16 Prozent physikalisches Biogas. Die Stadtwerke Forchheim sehen ihr Engagement in den Weiterbetrieb der Bioerdgas-Tankstelle als Beitrag zum regionalen Klimaschutz."