Experten des Amt für Landwirtschaft wollen Bestand an gefährdeten Tier- und Pflanzenarten erhalten. Dabei suchen sie den Dialog mit Grundstücksbesitzern.
Kein Zweifel. Das 6947 Hektar große Wiesenttal mit seinen Seitentälern gehört zu den bedeutendsten Schutzgebieten für vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Hinzu kommt das 906 Hektar große Schutzgebiet "Walberla und Katzenköpfe". Über 90 Prozent dieser Flächen sind in Privatbesitz, weshalb Andreas Knorr, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Grundstückbesitzer zu einen "runden Tisch" gebeten hat, um den Status Quo der 60 registrierten Schutzgüter bewahren zu können.
Aus forstwirtschaftlicher Sicht seien die Schluchten-Wälder ebenso erhaltenswert wie die Orchideen-Buchenwälder, Auwälder oder mit Hainsimsen durchsetzten Buchenwälder, erklärte Roger Sautter. Die kühlfeuchten Ahorn-Eschen- Schluchtwälder seien recht krautreich und beherbergten seltenere Farne wie die Hirschzunge oder den dornigen Schildfarn.
Mehr Totholz
In den Laubwäldern seien das gelbe Buschwindröschen, die Nieswurz, Schwalbenwurz oder Türkenbund beheimatet. Hier genüge es, die naturnahe Bewirtschaftung in gewohnter Weise fortzuführen. Einziger Wunsch: Der Anteil von Totholz-Bäumen soll erhöht werden, denn hier fänden einzelne Tierarten ihre Rückzugsräume.
Das Wiesenttal und seine Seitentäler seien aber auch botanische Schatzkästchen, wie verscheidene Mehlbeeren-Arten, der Märzenbecher, die strauchige Kronwicke und die Kugel-Teufelskralle beweisen. Zu den landesweit bedeutsamen Schmetterlings-Vorkommen zählten die Bestände des Ameisenbläulings und der "spanischen Flagge", die ein blütenreiches Revier, insbesondere den "Wasserdost", liebt. Als unscheinbar, aber absolut schützenswert, nannte der Referent auch das "dreimännige Zwerglungenmoos" und das grüne Koboldsmoos, das sich besonders auf den abgestorbenen Nadeln von Fichten und Tannen wohl fühlt und ein kühles, feuchtes Klima bevorzugt.
Als charakteristisch stellte Sautter im Gebiet um das Walberla die Mittelwaldbewirtschaftung heraus, die gekennzeichnet ist durch die Brennholzgewinnung. Da die Bäume immer wieder auf Stock gesetzt würden, dringe genug Licht auf den Waldboden, so dass sich hier Wärme und Licht liebende Arten entfalten könnten. Nur der Anteil der Biotopbäume, könnte erhöht werden, wünschte sich Sautter.
Fledermaus-Paradies
Förster Ludwig Dippold von der Bayerischen Forstverwaltung schwärmte von einem "Fledermaus-Gebiet der Superlative". Die Fränkische Schweiz sei das einzige Gebiet in Nordbayern, in dem die Mops-Fledermaus, die Bechstein-.Fledermaus, das Große Mausohr und die Nymphen-Fledermaus gemeinsam vorkämen. Während die stark gefährdete Mops-Fledermaus Baum- und Felsspalten als Lebensraum benötige, sei die Bechstein-Fledermaus auf Höhlenbäume angewiesen. Davon gebe es noch zu wenige. Um den Bestand des Großen Mausohres zu sichern, müssten die "Wochenstuben" in den Dachstühlen von Kirchen und Schlössern weiterhin zugänglich sein. Neun solche Quartiere mit bis zu 2000 Tieren seien hier festgestellt worden, unter anderem in Oberailsfeld.
Winzige Windelschnecke
Als schützenswerteste Arten an den Fließgewässern listete Tanja Weinhold die Bachmuschel und die schmale Windelschnecke auf, von der hundert Exemplare auf einer Ein-Euro-Münze Platz haben. Die Referentin verwies auch auf den besonderen Schutzstatus der Kalktuff-Bäche, deren Kolken Lebensraum für den Feuersalamander darstellten. An die Grundstücksbesitzer appellierte Weinhold, Anpflanzungen und Quellfassungen zu unterlassen.
Robert Zintl erklärte, dass gerade im Bereich der Quellen die seltenen Gelbbauchunken gefunden worden seien. Er verwies auf die Bedeutung der Kalk-Magerrasen als Orchideen-Standorte. Besonders die Bienenragwurz habe sich in den vergangenen Jahren stark ausgebreitet.
Neunauge und Mühlkoppe
Magere Flachland und Mähwiesen zeichneten sich durch ihren hohen Artenreichtum aus. Sie dürften allerdings nicht zu stark gedüngt werden, sonst gehe diese Vielfalt verloren. Besonders der Ameisenbläuling sei auf solche Standorte angewiesen.
Zu den am meisten gefährdeten Fischarten gehörten laut Victor Schwinger von der Fischereifachberatung Oberfranken der im Zeubach und Ailsbach beheimatete Steinkrebs, sowie das Bachneunauge und die Mühlkoppe. Pilzkrankheiten und die Krebspest setzten dem Steinkrebs am meisten zu. Und natürlich der zunehmende Nährstoffeintrag sowie die Überdüngung von Gewässern.
Gabriele Töpfer-Hofmann listete eine Vielzahl von Vögeln auf, die sich in dem Naturschutzgebiet besonders wohl fühlten. Dazu zähle der Eisvogel ebenso, wie die Dorngrasmücke oder der Wendehals, der auf ausgehöhlte Bäume als Nistplatz angewiesen sei. Als Ersatz nehme er aber auch Nistkästen an. Der Neuntöter fühle sich nur dort wohl, wo es viele Insekten gibt, gleichzeitig aber auch Dornenhecken, an denen er seine Beute aufspießen kann. Immerhin seien rund um die Ehrenbürg 30 Reviere des Neuntöters registriert worden.
34 Uhu-Paare
Vom Uhu, einem Felsenbrüter, seien 34 Brutpaare bekannt. Daneben seien 16 Brutpaare des Wanderfalken registriert worden, wobei anzumerken sei, dass sich Uhu und Wanderfalke aus dem Weg gehen und nie im gleichen Revier auftreten. Grau- und Schwarzspecht, Bussard, Baumfalke und Pirol komplettierten die Liste der bedrohten Vogelarten, deren Überleben von insektenreichen Freilandflächen abhänge.