Die Gosberger Konservenfabrik Stahl ist endgültig am Ende. Ihre Eigentümer sehen sich als Opfer von regelwütigen EU-Bürokraten und werfen auch Landrat Glauber mangelnde Unterstützung vor.
Wenn das Jahr 2012 zu Ende geht, endet auch die Geschichte der Gosberger Firma Stahl. Bis 2009 hatte das mittelständische Unternehmen Konserven befüllt, vorwiegend mit Weißkraut aus der Region.
Das endgültige Ende der Firma führen die Eigentümer Reinhard und Rudolf Stahl auf mehrere Ursachen zurück. Zum einen habe es keine Nachfolgeregelung gegeben. Hinzu kamen seit Jahren Probleme mit dem Landratsamt Forchheim. Genauer: mit dem dortigen Abteilungsbereich "Lebensmittelkontrolle", der Vorgaben der EU umsetzen muss. "Zuletzt mussten wir vor drei Wochen den Tiefbrunnen im Hof zurückbauen. Zuvor war er zwölf Jahre stillgelegt. Der Tiefbrunnen hatte beste Wasserqualität, wir haben sogar eine eigene Limonade produziert", sagt Reinhold Stahl mit Bitterkeit in der Stimme.
Mehr als sechs Jahre Streit Warum sie den Brunnen jetzt zurückbauen mussten, sei ihnen ein
Rätsel. Der Streit mit den Behörden habe sich mehr als sechs Jahre hingezogen. Damals wäre die Schließung des Brunnens noch für 2500 Euro möglich gewesen, dann habe das Wasserwirtschaftsamt wieder andere Vorstellungen gehabt.
Jetzt habe man rund 10.000 Euro dafür in die Hand nehmen müssen. Ein Grund sei die sehr träge Behandlung durch die Behörden, einschließlich des Wasserwirtschaftamtes Kronach gewesen. Auf eine Antwort habe man in der Regel ein halbes Jahr warten müssen. Wie von wasserwirtschaftlicher Seite zu erfahren war, liegt der Brunnen im Wasserschutzgebiet der Ehrenbürggruppe, die mehrere tausend Menschen versorgt.
Nachdem die wasserrechtliche Erlaubnis abgelaufen und der Zweck der Nutzung nicht mehr gegeben war, wurde die Verlängerung seitens der zuständigen Behörde verweigert.
"Der Schutz des Grundwassers für Trinkwasser ist vorrangig, Trinkwasser ist eins Lebensmittel Nummer eins ", heißt es in einer Stellungnahme.
Glauber sieht keine Alternative Landrat Reinhardt Glauber (FW) betont in diesem Zusammenhang, dass das Landratsamt in diesem Falle lediglich ausführendes Organ des Wasserwirtschaftsamtes Kronach sei. Es habe keine Alternativen zu den Fachvorgaben gegeben. Die Sicherheit des Grundwassers habe Vorrang. Das habe er auch den Unternehmern Stahl zu erklären versucht.
Auch die Modernisierung des Silos ist offenbar angemahnt worden. "Man weiß gar nicht mehr, was da alles an Regelungen auf einen zukommen kann", klagt Reinhold Stahl. Viele andere Mittelständler hätten ähnliche Probleme und deshalb inzwischen aufgegeben. "In der ganzen Zeit habe ich keinen Landrat hier gesehen.
Er hätte doch einmal sich einschalten müssen, wenn er merkt, dass wir schließen müssen", ärgert sich Stahl.
Er fühlt sich von öffentlicher Seite in Stich gelassen: "Die wollen den Mittelstand doch einfach niederknüppeln." Nachdem die Silos für Weißkraut ohne entsprechenden Umbau nicht mehr zugelassen wurden, mussten die Brüder Stahl die Reißleine ziehen. Sie konnten das mit den Bauern vereinbarte Weißkraut nicht mehr verwerten. 13 Silos stehen seit Jahren leer und warten schon zu lange auf eine neue Verwendung.
"Ein richtiger Familienbetrieb" 130 Jahre gab es die Firma Stahl. Erst mit Hauptsitz in Nürnberg, zusätzlich in Neustadt/Aisch und ab den 40er Jahren in Gosberg. Jetzt schließt mit Gosberg auch der letzte Betrieb.
Reinhard Stahl hatte nach der mittleren Reife eine Ausbildung als Obst- und Gemüsekonservierer gemacht und die Ausbildung als Konserventechniker abgeschlossen. 2009 mussten die Stahls die Produktion dann allerdings einstellen. "Auf Intervention der Behörden, da wir die Auflagen nicht mehr erfüllen konnten", erinnert sich Reinhard Stahl.
In der Produktion habe die Firma durchgehend acht Mitarbeiter beschäftigt. Dazu seien in der Saison nach Bedarf weitere zehn bis 15 Helfer gekommen. Vor allen Dingen Sauerkraut haben die Stahls verarbeitet, hinzu kamen Blaukraut, Gurken, Paprika, Rote Beete, Sellerie. "Die Produktion von Gurkenessig würde ich gerne auch in Zukunft so weit wie möglich beibehalten. Weiteres muss man noch sehen", sinniert Reinhold Stahl.
Jetzt werden aber erst einmal die Anlagen verkauft. Vieles ist bereits weg.
Ein Gang durch die Anlage zeigt deutlich, dass viele Jahre weder in Gebäude noch in Maschinen investiert wurde. Der Pasteurisator, das Herzstück einer jeden Konservenfabrik, steht einsam im Raum. Er muss bis Ende Januar 2013 Platz machen. Dann greifen Mietverträge für die neuen Nutzer der Räume. Die Gebäude werden vermietet. "Gott sei Dank bleibt das gesamte Anwesen in der Hand der Familie Stahl. Unser Vater Kurt starb vor 40 Jahren. Als Buben sind wir hier schon eingestiegen", denkt Reinhold Stahl zurück. "Unsere Kunden sind auch traurig, wir halfen aus, auch am Sonntag", ergänzt sein Bruder:"Wir waren eben ein richtiger Familienbetrieb." Reinhold Stahl dreht den Schlüssel am Büro. Ein allerletztes Mal. Er braucht ihn jetzt nicht mehr.
Natürlich will "der Staat" (wer ist dieser blöde Kerl eigentlich?) nicht den Mittelstand "niederknüppeln". Diese martialische Ausdrucksweise ist vollkommen unangebracht.
Wie subtil dem Artikel zu entnehmen ist, ist nichts mehr investiert worden. Dann braucht man sich allerdings nicht wundern, wenn die Lebensmittelkontrolle das ein oder andere zu beanstanden hat. Man muss eben einen Betrieb ständig modernisieren.
Und auch frage ich mich ernsthaft, ob das Angebot der Firma Stahl, zu deren Kunden wir auch vor ca. 20 Jahren zählten, noch zeitgemäß ist. Längst dominieren den Markt der Konserven die großen Konzerne. Und vor einem Jahr sah die Sortimentsliste der Fa. Stahl noch genauso aus wie vor 20 Jahren. Das konnte nicht gut gehen.
Zweitens, was "Brüssel" angeht. Was glauben Sie denn, wer in der Kommision das Sagen hat? Die Deutschen und im geringeren Maß die Franzsosen. Europa, das sind wir! Und solange wir nichts besseres nach Brüssel schicken als abgehalfterte Ministerpräsidenten (Mappus, Stoiber) - was wundern wir uns da?
Frische Lebensmittel sind eh viel gesünder und schmecken vor allem besser.
...bei allem Mitgefühl über das Ende der Stahl`s darf nicht vergessen werden, daß seit etlichen Jahren in GOSBERG nichts mehr investiert wurde. Und ich bin schon froh, daß die Lebensmittelkontrolle ü b e r a l l
genau hinsieht. Nicht umsonst wurden in Forchheim in den letzten Jahren "grobe Mißstände" z. B. bei Bäckern und Metzgern aufgedeckt.
Es ist traurig aber wahr!
Wir brauchen diese Hohlköpfe und Brüssel nicht!
Dieses erzwungene Einheits- Europa brauchen wir auch nicht,den es ist ein Geschwür das zerstört werden muss!
Es ist schon erstaunlich, wieviele kleine Betriebe, nicht nur hier in Franken, wegen des Brüssler Regulierungswahns aufgeben müssen, weil der Aufwand, um die zahlreichen Aufalgen zu erfüllen, einfach zu hoch sind. Siehe u.a. auch das Schlachthaus einer bekannten Forchheimer Metzgerei in der Hauptstrasse. Aufwand zur Erfüllung der Normen zu hoch, Übernahme, jetzt Insolvenz des übernehmenden Unternehmens. Da wundert man sich nicht, dass die Innenstädte immer leerer werden, es rennen ja auch alle in die Großmärkte ausserhalb der Städte, anstatt lokale Produkte zu kaufen.
Ein deutsches Gestz, mit dem ich öfters zu tun habe, umfasste 50 Seiten. Die Neufassung aus Brüssel über 600!