Cornelia von Aufseß ist ehrenamtliche Klinikseelsorgerin, Trauerrednerin und Trauerbegleiterin. Jede Chance, Menschen über sich nachdenken zu lassen, findet sie unterstützenswert.
Baronin Cornelia von Aufseß spendet Trost. Ihre Freundin Helga Schramm und sie versuchen in Seminaren Menschen in schwierigen Lebenszeiten so zu begleiten, dass diese ihre Gefühle sortieren lernen und damit eigenverantwortlich das eigene Leben in die Hand nehmen. "Eine Reise zu den eigenen Gefühlen hat Versöhnungspotenzial für das ganze Leben", sagt Cornelia v. Aufseß, die sich als gläubige Christin sieht.
Durch persönliche Krisenzeiten lernte sie körperliche und geistige Erschöpfung kennen, haderte mit ihrem Schicksal, klagte Gott an. "Ein ziemlicher Tiefpunkt in meinem Leben, das sich bis dahin eigentlich nur auf der Sonnenseite abgespielt hatte." Ärzte konnten der Mutter von drei Kindern nicht recht helfen.
Ich sehe deine Tränen In dieser Phase fiel ihr ein Buch von Jorgos Canacakis in die Hände.
Der griechische Diplompsychologe und Psychotherapeut, der sich erst nach einer Karriere als Sänger und Theaterregisseur mit dem Thema Trauer auseinandersetzte und Bücher schrieb wie: "Ich sehe deinen Tränen" oder "Ich begleite dich durch deine Trauer". "Da wurde mir klar, dass ich im Grunde enttäuscht war, dass mein Lebensplan nicht so aufgegangen war, wie ich ihn mir vorgestellt hatte", berichtet die 55-Jährige. Diese Erkenntnis brachte sie auf den Weg, sich mit ihren durcheinandergeratenen Gefühlen zu beschäftigen. Die Ausbildung zur Trauerbegleitung bot ihr den schmerzhaften und klärenden Prozess, sich mit vielen Erfahrungen auszusöhnen.
Heute ist einer ihrer Leitsätze: "Wer denken will, muss fühlen wollen." Trauer braucht Zeit.
Lernen, sich mit den Umständen und Gegebenheiten, die bis zu der nicht mehr tragbaren Situation geführt haben, "anzufreunden". Das bedeutet auf dem Weg dahin, Abschied zu nehmen von Idealvorstellungen, Ungutes loszulassen und sich besinnen auf das, was wesentlich für das eigene Leben war und ist. Auf diesem Weg werde man unabhängiger vom Urteil anderer und dem Wunsch, anderen Menschen gefallen zu wollen. Trauerarbeit ist Versöhnungsarbeit.
Ein Weg zur Aussöhnung mit dem eigenen Leben führt über die Biografie-Arbeit. "Nur wer sich mit den Schatten der eigenen Vergangenheit auseinandersetzt, hat auch eine Chance auf eine lebenswerte Zukunft", findet die Trauerbegleiterin. Dazu müssen die eigenen Ansprüche und Erwartungen auf den Prüfstand. Das ist keine leichte Arbeit.
Ihre Freundin Helga Schramm und sie erleben immer wieder, wie schmerzhaft die Verletzungen aus der Kindheit und Jugend im Erwachsenenalter ins Leben drängen, ohne dass man weiß, warum das Leben auf einmal so mühsam, so wenig freudvoll, so bedrängt erlebt wird.
Eine Verwandlung "Abschied, Verlust und Tod verwandeln uns. Wir aber dürfen uns entscheiden, ob wir immer trauriger werden oder ob wir uns für das Leben entscheiden", sagt Cornelia von Aufseß. Man habe immer eine Wahl: Man kann sich zurückziehen, sich von der Außenwelt abkapseln und davon überzeugt sein, dass man alles ganz allein schaffen wird. Das könne zum "Sterben" mitten im Leben führen.
Burnout und Depression können die Folgen sein.
Man könne sich aber auch an andere Menschen wenden und sich ihnen für eine Zeitlang mit allem Unglück, aller Bedrängung und Trauer anvertrauen. Cornelia von Aufseß sagt: "Wer sich überwindet und auf Menschen zugeht, um seinen Schmerz zu teilen, findet leichter zurück ins Leben." Dabei gebe es kein Rezept oder eine Lösung, wie dieser Weg auszusehen hat. Cornelia von Aufseß hält Vorträge über das Thema Gefühle, um den Zuhörern Mut zu machen, die Ressourcen für die eigenen Gefühle zu suchen.
Cornelia von Aufseß ist auch Trauerrednerin für Menschen, die nicht kirchlich bestattet werden können oder wollen. So wurde sie bereits mehrfach als Trauerrednerin bei Beerdigungen im Friedwald in Ebermannstadt gebucht.
"Im akuten Trauerfall den Hinterbliebenen beizustehen, über den Verstorbenen zu sprechen und Geschichten zu hören und eine schöne Abschiedsfeier mit ihnen zu planen, betrachte ich als ein besonderes Geschenk", sagt sie. Nirgendwo könne so offen über die Sehnsucht nach Gott gesprochen werden wie im Falle des Todes, wenn alle, sonst so haltbaren Masken fallen.
Mehr als ein Gefühl im November Allein das Wort Trauer wirke abschreckend. Dabei beinhalte dieses Wort so viel mehr, als es im November Raum bekäme. Es sei eine Auseinandersetzung Defiziten und Mängeln, die alle mitbekommen hätten und die - wenn man achtsam mit ihnen umginge - Chancen eröffnen würden, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Die Trauer sei nicht nur ein Thema für den Monat der dunkleren Jahreszeit.
Eine Medaille hat immer zwei Seiten und so gehöre zu der Medaille der Liebe immer die andere Seite mit der Trauer. "Ohne die Trauer kann die Liebe nicht richtig blühen und ohne die Liebe wird die Trauer sehr schwer", lächelt Cornelia von Aufseß.