Baustelle an der A73 bei Fochheim: Die 45-Millionen-Euro-Strecke

2 Min
Die Forchheimer Trubbach-Brücke wurde jüngst erneuert und zeigt ein gelungenes Beispiel für transparenten Lärmschutz. Foto: Ekkehard Roepert
Die Forchheimer Trubbach-Brücke wurde jüngst erneuert und zeigt ein gelungenes Beispiel für transparenten Lärmschutz. Foto: Ekkehard Roepert

Am Montag beginnen die Arbeiten an der A 73 in Forchheim. Drei Jahre lang werden Lärmschutzwände gebaut, Fahrbahnen saniert und Brücken erneuert.

Einst war es eine Regional-Autobahn. Anfang der 70er-Jahre fuhren täglich 14 000 Fahrzeuge an Forchheim vorbei. Heute ist die A73 eine internationale Straßenverbindung, die mit täglich 48 000 Fahrzeugen ihre Kapazitätsgrenze erreicht hat.

Als die Schallschutz-Wände entlang der Forchheimer Stadtautobahn gebaut wurden, konnte niemand ahnen, dass knapp 20 Jahre später die Deutsche Einheit kommen und die Verkehrssituation komplett verändern würde. Für die Anwohner wurde der Straßenlärm unerträglich, natürlich nicht nur in Forchheim. Das Bundesverfassungsgericht (BVG) befasste sich schließlich mit der veränderten Situation. Und sprach ein Urteil, das der "nicht voraussehbaren Wirkung" Rechnung trug.

Konsequenz aus dem BVG-Urteil von 2007: Die Bürger haben Anspruch auf "nachträglichen Lärmschutz". Das ist der Hauptgrund, warum sich ab Montag die Stadtautobahn in eine Baustelle verwandeln wird.

Thomas Pfeifer, Chef der Autobahndirektion Nordbayern, legte dem Stadtrat am Donnerstag nochmal die Situation dar: Der Lärmpegel habe sich in Forchheim nach 30 Jahren so drastisch verändert, dass die Anwohner auf der Ostseite plus 5,8 Dezibel und auf der Westseite plus 4,1 Dezibel (im Vergleich zur Prognose) hinnehmen müssen. Rechtsanspruch auf Lärmschutz hätten auf der Ostseite daher 206 Anwesen, auf der Westseite sind es 67 Anwesen.

Thomas Pfeifer listete auf, was die Autobahndirektion in drei Jahren in Forchheim investieren werde: 14 Millionen in den Lärmschutz, 20 Millionen in die Sanierung von Brücken und weitere 10 Millionen Euro in die Erneuerung der Fahrbahnen. In Summe sind das 45 Millionen Euro im Stadtgebiet.

Michael Probst, Sachgebietsleiter bei der Autobahndirektion Nordbayern, verdeutlichte die optischen Veränderungen, die der nachträgliche Lärmschutz mit sich bringen wird: Die Schutzwände im Stadtnorden zum Beispiel werden teilweise von 3,50 auf 8,50 Meter Höhe wachsen. "Im Osten wird eine 3,5 Kilometer lange Wand gebaut, das sind 17 000 Quadratmeter . Im Westen sind es 10 000 Quadratmeter."

Eine 10 000 Quadratmeter große Schallschutzwand bestehe aus 800 Einzelteilen, die in drei Monaten eingebaut werde. "Der Bau wird alles andere als einfach", sagte der Ingenieur Michael Probst. Denn während der dreijährigen Bauphase soll der Verkehr "jederzeit vierspurig aufrecht erhalten werden". Um Raum für vier Spuren auf einer Fahrbahnrichtung zu schaffen, wird die Fahrbahnseite provisorisch um 1,50 Meter verbreitert. Nur so könne das Baufeld vergrößert werden, um das Material herbeizuschaffen, sagte Probst, der von einer "straffen Planung" sprach, die Samstagsarbeit mit einschließe - und notfalls "die Sonntage als Reserve".

"Da steht den Forchheimern eine spannende Zeit bevor, denn die Autobahn ist ja nur eine Großbaustelle neben dem ICE-Ausbau", sagte Bürgermeister Franz Streit (CSU), der den erkrankten Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) vertrat. Der Name Stumpf fiel in dieser Stadtratssitzung wiederholt: Seiner Hartnäckigkeit sei es zu verdanken, dass der Nachträgliche Lärmschutz in Forchheim überhaupt möglich geworden sei.


Neuer Fahrstreifen auf der A73?

Einige kritische Anmerkungen gab es bei allem Lob für die Präsentation von Pfeifer und Probst dennoch: Bereits die Prognose der 70er Jahre sei "völlig daneben" gelegen, erinnerte Manfred Hümmer (FW). Warum denn die Autobahndirektion so sicher sei, dass es bei den aktuell annähernd 50 000 Fahrzeugen bleibe: "Schon jetzt können wir täglich einen Stop-and-go-Verkehr auf der A73 beobachten", sagte Hümmer: "Denkt die Autobahndirektion auch an den Ausbau eines Fahrstreifens?"

Tut sie nicht, sagte Direktionschef Pfeifer: So etwas wie die Deutsche Einheit werde sich kaum wiederholen. "Die A73 ist jetzt eine normal ausgelastete Autobahn." Franz Noffke (Rep) meinte, dass es in 30 Jahren täglich 65 000 Fahrzeuge geben werde: "Forchheim wird zum Nadelöhr."

Anita Kern (SPD) mokierte sich über den nicht erklärbaren Widerspruch der Tempobeschränkung, die es in Erlangen gebe, in Forchheim aber nicht. Wenn die Geschwindigkeitsbeschränkung mit der Sicherheit zu tun habe, müsse man schließen, dass in Forchheim "zu wenig passiert", hakte Sabine Dittrich (FGL) nach. Und Gerhard Meixner (FGL) betonte, dass die "regelmäßigen schweren Unfälle zwischen Forchheim-Nord und Forchheim-Süd" die Stadt längst zum "Unfallschwerpunkt" gemacht hätten. Warum es in Forchheim dennoch keine Tempo-Reduzierung gebe? Dazu könne er zum jetzigen Zeitpunkt keine öffentliche Aussage machen, sagte der "um Verständnis" bittende Pfeifer.

Dateiname : 
Dateigröße123 : 
Datum : 
Download : jetzt herunterladen