Diakonie übernimmt Gräfenbergs Kindergarten

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Die Trägerschaft in dem mit den Jahren heruntergekommenen Gräfenberger Kindergarten geht in die Hände der Diakonie über. Foto: Petra Malbrich
Die Trägerschaft in dem mit den Jahren heruntergekommenen Gräfenberger Kindergarten geht in die Hände der Diakonie über. Foto: Petra Malbrich

Seit Wochen diskutiert Gräfenberg über die Zukunft der Einrichtung. Am Ende einer so emotionalen wie faktengesättigten Diskussion entspricht der Stadtrat dem Wunsch der evangelischen Kirche.

Die Verhältnisse im und um den Gräfenberger Kindergarten sorgten viele Wochen für Zündstoff. Mit Spannung erwarteten Eltern, Erzieherinnen und Vertreter der Kirche deshalb, wie sich der Stadtrat in Sachen Kindergarten positioniert.
Aus der anfänglichen Frage - muss der Kindergarten komplett neu gebaut werden oder reicht eine Sanierung? - wurde schnell die Frage nach der Trägerschaft. Dies spätestens dann, als die evangelische Kirche im August den Antrag stellte, diese an das diakonische Werk Bamberg-Forchheim zu übertragen.


Verzicht auf Defizitvereinbarung

Nach einer nichtöffentlichen Sondersitzung zum Thema fuhr Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD) mit Mitarbeitern der VG und einem gut gefüllten Katalog mit Wünschen und Forderungen zum Treffen mit der Diakonie. Diese sicherte zu, 98 Prozent dieser Punkte bedingungslos zu übernehmen. Selbst auf eine Defizitvereinbarung wurde verzichtet. Davon ausgenommen ist aber die Umbau- oder Neubauphase, die mit zwei Jahren angesetzt worden ist.

Trotzdem schien die Stimmung im Stadtrat nicht eindeutig zugunsten einer Trägerschaft der Diakonie. Vor diesem Hintergrund holte sich die Verwaltung eine Rückversicherung im Landratsamt. Sie wollte wissen, ob die Trägerschaft eines Kindergartens die Stabilisierungshilfe, die Gräfenberg seit drei Jahren erhält, gefährdet. Das Landratsamt sprach in diesem Zusammenhang von einer "erheblichen Gefährdung", wie Kämmerer Ernst Steinlein den Räten berichtete.

Dass diese Anfrage an das Finanzministerium weitergegeben worden ist, erklärte Steinlein weiterhin. "Ist es wert, diese Gefahr hinzunehmen?", fragt Nekolla in die Runde. Mehr noch: Es gebe ein Subsidaritätsgebot, demzufolge möglichst ein freier Träger vergleichbare Aufgabe übernehmen soll. Nekolla und und die Verwaltung sprachen sich auch vor diesem Hintergrund dafür aus, dass die Diakonie die Trägerschaft übernehmen soll.
Hans Derbfuß (CSU) monierte, dass erst am Morgen des Sitzungstages bei staatlichen Stelle nachgefragt worden sei, ob die Stabilisierungshilfe durch eine Trägerschaft gefährdet sei. Erst dann mithin, als die Entscheidung pro Diakonie auf wackeligen Beinen gestanden sei. "Dann müssten wir ureigenste Aufgaben wie die Wasserversorgung auch aus der Hand geben. Man kann alles abgeben", empörte sich Hans Weber (FW). Auch Werner Wolf (FW) sprach sich für eine Trägerschaft der Stadt Gräfenberg aus.

Er könne sich gut vorstellen, dass die Kirche die Trägerschaft in einigen Jahren wieder übernehmen könne. Dass Gräfenberg deshalb gleich aus dem Konsolidierungsprogramm fliege, bezweifelte Wolf indes.


Nicht aus dem Bauch heraus

Nekolla hob seinerseits nochmals hervor, dass die Abgabe der Trägerschaft an die Diakonie der Wunsch der evangelischen Kirche war. Er bat darum, keine Entscheidung aus dem Bauchgefühl heraus zu treffen. "Die Diakonie hat bereits mitgeholfen, die Situation zu entspannen. Den Kindern ist egal, wer der Träger ist, solange sie in schönen renovierten oder neuen Räumen sind", sagte Nekolla.

"Die Diakonie ist keine Heuschrecke, die über uns herfällt und uns aussaugt. Sie hat alle Forderungen erfüllt", betonte Matthias Striebich (Grüne). Die SPD-Stadträtinnen Antje Rammensee und Elisabeth Meinhardt, aber auch Heiko Kracker (GBL) brachten pädagogische Aspekte in die Diskussion. Hier habe die Diakonie Erfahrung, die Verwaltung hingegen nicht.

"Dass die Verwaltung den Kindergarten übernehmen kann, hat sie schon in Thuisbrunn erwiesen", sagte dagegen Wolf. Er erinnerte auch an den anstehenden Ausbau der Mittagsbetreuung. Mit der Übernahme der Kindergartenträgerschaft könnten hier Synergieeffekte genutzt werden.
Lars Laufer (CSU) erinnerte an seinen Amtseid. Diesen erfülle er nicht, wenn er mit einem Votum für eine städtische Trägerschaft möglicherweise die Strukturhilfe aufs Spiel setze.
Nach einer kurzen Pause entschied sich der Gräfenberger Stadtrat schließlich dafür, die Trägerschaft für den Kindergarten an die Diakonie zu übergeben. Die Fraktion der Freien Wähler sprachen sich komplett dagegen aus.