Blumig schildert die Leiterin der Landesgartenschau die Vorteile solch einer Veranstaltung den Stadträten. Doch die sehen neben Blüten auch Dornen.
Hin- und hergerissen zwischen Wunsch und finanzieller Wirklichkeit bewegte sich der Stadtrat als die Geschäftsführerin der Bayerischen Landesgartenschau, Dagmar Voß, die Ziele und Grundsätze des grünen Events erläuterte und dessen Vorteile für Kommunen pries. Vor dem Hintergrund der vielen offenen Baustellen, die der Stadt in den nächsten Jahren auf der Tasche liegen, war die Diskussion mehr von Skepsis als von Begeisterung geprägt. Die Meinung zu einer Bewerbung Forchheims für eine Landesgartenschau geht nicht nur zwischen den Fraktionen sondern auch innerhalb der politischen Lager auseinander.
Den Anstoß zu einer Bewerbung hatte Gartenfreund Wolfgang Spörlein im vergangenen Jahr im Beirat für Umwelt- und Naturschutz gegeben. Die Betreibergesellschaft der Bayerischen Landesschau hat inzwischen Mitte Februar der Stadt mitgeteilt, dass sich
Forchheim für die Austragung einer solchen Veranstaltung eigne. Im Gegensatz zu Spörlein, dem die ehemalige Schultheiss-Lehmgrube als Gartenschau-Gelände vorschwebt, ist bei den Planern die Gestaltung und Nutzung der historischen Wallanlagen, der Wiesen und Parks entlang der Stadtmauer, als innerstädtische Grün- und Naherholungsfläche auf großes Interesse gestoßen. Diesen Bereich barrierefrei für alle Bevölkerungsschichten nutzbar zu machen, bei einer städtebaulichen Aufwertung der nördlichen Altstadt, sei dabei ein nachhaltiges Ziel.
Gartenschau als Motor
Als Ziele und Grundsätze von Gartenschauen in Bayern nennt Dagmar Voß fünf Punkte: 1. Eine nachhaltige Stadtentwicklung. 2. Die Schaffung von Landschafts- und Freiräumen oder deren Optimierung und Weiterentwicklung. 3. Das in Einklang bringen von sozialen und ökologischen Erfordernissen. 4. Die Schaffung und Sicherung von Erholungsangeboten, wertvollen Grünbeständen, Landschaftselementen und klimarelevanten Freiflächen. 5. Information der Bevölkerung über fragen des Gartenbaus, des Umweltschutzes und der Stadtentwicklung.
Maßnahmen, die sowieso auf der Agenda einer Stadt gestanden haben, würden mit dem Motor der Gartenschau als Gesamtkonzept mit einer unverwechselbaren Handschrift umgesetzt, bekräftigte die Landschaftsarchitektin. Als Beispiel nannte sie die Gartenschau in Bamberg mit der Umwandlung der ehemaligen Erba Industriegeländes in eine Wohn-und Parkanlage.
Festgelegte Zeitschiene
Für die Landesgartenschauen, die vom Bayerischen Umweltministerium im Benehmen mit dem Landwirtschaftsministerium in den Jahren 2024 bis 2026 vergeben werden, muss die Bewerbung bis 29. Juni diese Jahres abgegeben werden. Wenn der Zuschlag erfolgt, wird eine Durchführungs-Gesellschaft gegründet. Danach erfolgt die Auslobung eines Wettbewerbs. Am Beispiel von Wassertrüdingen lässt sich ablesen, dass vier Jahre nach der 2011 erfolgten Bewerbung die intensive Planungsphase mit allen Beteiligten beginnt (2015 bis 2017). Dabei geht es um Kostenberechnungen und die Einreichung des Förderantrags. Im Jahr darauf erfolgt der erste Spatenstich zum Baubeginn. Zwei Jahre später erfolgte in Wassertrüdingen 2019 die Eröffnung.
Am Ende der Ausstellung stehe der Rückbau der Ausstellungsbereiche, damit das Gelände möglichst schnell zur kostenlosen Benutzung durch die Bevölkerung zur Verfügung stehe, erklärte Dagmar Voß.
Genaueres zu den Investitions- und Personalkosten konnte die Gartenschau-Geschäftsführerin allerdings nicht sagen. Das hänge von der Größe der Veranstaltung ab. Nur soviel: Die Durchführungsgesellschaft habe zwei Geschäftsführer - einer davon komme aus der Stadtverwaltung. Darüber hinaus benötige die GmbH aber noch mehr Personal - wie viel verriet Dagmar Voß aber nicht.
Eindeutige Absage
Man fühle sich zwar "gebauchpinselt", dass man eine Landesgartenschau durchführen dürfe, erklärte CSU-Stadtrat Markus Schmidt, stellte jedoch zugleich unmissverständlich klar: "Das ist aber nicht machbar". Gerade in der Zeit bis 2024/2026 habe man in der Stadt viele Baustellen, von Schulsanierungen, über das Kolpinghaus bis zum Rathaus-Umbau. Wobei Schmidt die Königsbad-Sanierung gar nicht erwähnte. "Von daher fällt für mich die Sache komplett herunter", betonte der CSU-Stadtrat. Sein Fraktionskollege Holger Lehnard gestand ein, dass er Anfangs zwar euphorisch gewesen sei - dies habe sich mittlerweile allerdings gelegt. In Bamberg habe man zwar mit der Umwandlung von Konversionsflächen, wie der Erba-Industriebrache, zu Parkanlagen gute Arbeit geleistet - in Forchheim aber habe man solchen Bedarf und solche Flächen nicht. Weder von der Zeitschiene noch hinsichtlich des finanziellen Aspektes sei dies machbar. "Wir können uns das jetzt nicht leisten", betonte Lehnard. Wobei er auch von den Folgekosten für die Landschaftspflege warnte. Bamberg zahle jährlich 160 000 Euro für die Instandhaltung der Anlage.
Zuspruch- aber viele offene Fragen
Natürlich sei die Frage welche Kosten- und Folgekosten auftreten, wenn man sich bewerbe, erklärte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD). Gleichzeitig verwies er auf den "schönen Stadtpark" für dem man schon jetzt einen Pflegeaufwand habe. Die Gartenschau wäre ein "gutes Momentum", um den Stadtpark voranbringen zu können. Er er verstehe die Bedenken, räumte Kirschstein ein, aber es gehe um die Entwicklung der Grünachse als Auftrag aus dem Prozess des Integrierten Stadtentwicklungs-Konzeptes (ISEK).
Ludwig Preusch (FW) betonte, er sei nicht so negativ eingestellt als die Vorredner aus der CSU. Er sehe die Sache als Vorsitzender eines Gartenbauvereins. Preusch stellte fest, dass es Handlungsbedarf bei der Sanierung der Stadtmauer und im Stadtpark gebe und fragte nach, ob auch der Kellerwald hinzukommen könne.
Dagmar Voß betont, das man sich auf die Wallanlagen und die Wiesen und Parks entlang der Stadtmauer beschränken sollte. Die Keller könnte man für Führungen ins Rahmenprogramm mit aufnehmen. Und sie machte hinsichtlich der Äußerungen des Oberbürgermeisters klar: "Ich kann Ihnen nicht raten, den Stadtpark aufzupeppen".
Manfred Hümmer (FW) räumte ein, dass er die Bedenken von Schmidt und Lehnard zwar nachvollziehen könne, er könne sie jedoch in diesem Umfang nicht teilen. Es gehe um nachhaltiges Planen und intelligente Lösungen. "Ich sehe riesen Chancen in der Thematik", betonte Hümmer. Er sprach von lokaler Wertschöpfung, von einem Gewinn für Handel, Gastronomie und Tourismus. Allerdings sei der zu erwartende Besucherandrang auch ein logistische Herausforderung, die mit Kosten verbunden sei. Anita kern (SPD) wollte wissen, ob bei Gartenschauen andernorts der Kostenrahmen eingehalten worden sei. Dagmar Voß erklärte, dass man beispielsweise in Bayreuth eine "Punktlandung" hingelegt habe. Sie kenne keine Kommune, wo der Kostenrahmen überzogen worden sei. Franz Noffke (Rep) betonte die Wichtigkeit bei der Planung "die Bürger mitzunehmen".
Heike Schade (Grüne Liste) warnte die Skeptiker davor "gleich den Deckel zu zu machen". Ihre Parteikollegin Anette Prechtel indes zeigte sich zurückhaltender: Man sei zwar für innerstädtisches Grün - "wir können aber noch nicht sagen, ob wir einer Gartenschau zum jetzigen Zeitpunkt Priorität einräumen". Mn könne dies ja auch durchaus zu einem späteren Zeitraum tun. Erst müssten die bestehenden Widersprüche und Fragen geklärt werden. "Ins Kalte Wasser zu springen, ohne zu wissen, was passiert, dies halt ich nicht für vernünftig", betont Anette Prechtel.
Es gehe nur um ein Kenntnisnahme des Vortrages, stellte SPD-Stadtrat Reinhold Otzelberger fest. Außerdem: "Es gibt kein Chance ohne Risiken".
Als Chance für die Stadt sieht auch Ulrich Schürr von den Jungen Bürgern eine Landesgartenschau. Mn dürfe die Veranstaltung nicht nur vor dem Hintergrund der Kosten sehen sondern sollte sie als Impuls nehmen um Dinge zu finanzieren, für die es Zuschüsse gebe.
Die Zerrissenheit der Gefühle formulierte Hand-Werner Eisen von der CSU so: " Derzeit sehe ich ein ambivalentes Verhalten - einerseits wird gerufen 'Gartenschau komm her', andererseits heißt es 'Gartenschau bleib' weg".