Heutzutage beschäftigt der Streit um die Rechtmäßigkeit einer Kurtaxe die Gemeinden. Orte wie Egloffstein, Ebermannstadt, Pottenstein und Waischenfeld wetteiferten schon 1965 um Urlauber.
Der Tourismus spielte schon vor 50 Jahren eine wichtige wirtschaftliche Rolle in der Fränkischen Schweiz. Dank des damals andauernden "Wirtschaftswunders" herrschte in Deutschland Vollbeschäftigung und die Reallöhne stiegen innerhalb von 20 Jahren (1950 bis 1970) um das Zweieinhalbfache. Ein Blick in die Lokalzeitungen des Jahres 1965 bestätigt die vorherrschende Aufbruchstimmung.
So vermeldet der Tourismusverband Franken (1965 hieß er noch Fremdenverkehrsverband Nordbayern) jubelnd: "Der Trend nach oben hielt im nordbayerischen Fremdenverkehr an. 1 856 469 Fremdenmeldungen bedeuteten ein Plus von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1 800 228). Die Übernachtungszahlen kletterten um 2,9 Prozent in die Höhe: von 6 848 396 auf 7 044 259."
Die Zahl der Übernachtungstage Bemerkenswert im Vergleich zu jetzt waren auch die
Übernachtungstage der Urlauber: Die längste Aufenthaltsdauer meldet mit 18,1 Tagen Unterleinleiter, gefolgt von Pottenstein mit 15,5 Tagen. Auch Tüchersfeld liegt mit 14,7 Tagen verhältnismäßig hoch. Danach folgt Egloffstein mit 12,1 Tagen. Gößweinstein verzeichnet 8,7 Tage, Streitberg 8,9, Behringersmühle 8,8, Muggendorf und Waischenfeld je 8,1, Heiligenstadt 7,9, Obertrubach 7,4 und Ebermannstadt vier Tage. Im Vergleich: Heutzutage liegt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei 3,5 Tagen.
An dem zu verteilenden "Tourismuskuchen" wollten natürlich viele Gemeinden hier teilhaben. In Ebermannstadt wählte man laut Tageszeitung "mit großer Mehrheit den Fremdenverkehrsfachmann Hans Mayer, den Inhaber des hiesigen Verkehrsbüros" zum neuen Chef des Fränkische- Schweiz-Ortsvereins. Jener soll sich vor allem "um die Instandsetzung der Wanderwege und die Verbesserung der Wegemarkierungen" kümmern.
Für den Spätherbst wurde "ein neuer Prospekt für Ebermannstadt vorgesehen, und zwar mit zeitgerechten Aufnahmen vom neuen Stadtbad und anderen schönen Landschaftsbildern. "Mit der Werbung steht oder fällt der Fremdenverkehr", hatte man schon damals erkannt.
Naturschönheiten und Denkmäler In Pottenstein tagte im Sommer 1965 der Hauptausschuss des Fränkische-Schweiz-Vereins (FSV). Auch in diesem Gremium hatte man den Wert des Fremdenverkehrs für die wirtschaftliche Entwicklung der Region längst erkannt. Wie der erste Vorsitzende, Landrat Franz-Josef Kaiser, sagte, "sollen die Naturschönheiten und historischen Denkmäler herausgestellt werden, um sie mit dem Fremdenverkehr zu verknüpfen".
Deshalb gründete der FSV einen "Kulturausschuss", dem der Gößweinsteiner Zahnarzt Amandus Deinzer vorstand: Seine Hauptaufgabe bestand darin, "die Arbeit
des Fränkische-Schweiz-Vereins zu beleben und den Erfordernissen der Zeit anzupassen". Darunter verstand Deinzer auch die Erhaltung der Dorfweiher, der alten Brunnen und Fachwerkhäuser und auch der Dolinen und anderen Besonderheiten, die typisch für die Fränkische Schweiz seien und daher für den Fremdenverkehr einen "besonderen Wert und Reiz haben".
Rundwanderwege für Autofahrer Gutgeheißen wurde schon damals der Vorschlag an die Ortsgruppen, "Rundwanderwege für Autofahrer" anzulegen, die für eine eine- oder zweistündige Wanderung ihren Wagen an einer geeigneten Parkstelle stehen lassen können.
Eine erfolgreiche Fremdenverkehrssaison war das Jahr 1965 für die Stadt Waischenfeld, wie die Jahreshauptversammlung des Heimat- und Verschönerungsvereins, der gleichzeitig auch die Funktion eines Fremdenverkehrsvereins innehatte, erkennen
ließ. Erster Vorsitzender Karl Herzing berichtete: "Während 1964 zirka 9500 Übernachtungen vermittelt wurden, waren es 1965 schon 11 250 Übernachtungen."
Auch in Egloffstein war man zufrieden: Verkehrsamtsleiter Hans Derbfuß registrierte sogar 300 Übernachtungen mehr als im Vorjahr. Den Grund für diese Aufwärtsentwicklung, so seine Ausführungen, "findet man in der Ausdehnung des Pauschalreiseverkehrs auf weitere Orte sowie in der erweiterten Fremdenbettenkapazität. Von den 460 Betten, die im Ort zur Verfügung stehen, stellen allein die privaten Vermieter 210. Insgesamt 16 823 Übernachtungen fielen daher auf das private Herbergsgewerbe. Aber auch die Hotels und Gaststätten konnten einen guten Erfolg melden. 55 Prozent aller Buchungen gingen von Berliner Reisebüros aus.
Auch das Amtliche Bayerische Reisebüro in München sowie das Deutsche Reisebüro in Frankfurt vermittelten Erholungsaufenthalte".
In Egloffstein entstand ein weiterer Parkplatz vor dem Schwimmbad. Bürgermeister Hans Daut will, so war zu lesen, im Schwimmbad ein Bäderhaus errichten und Zug um Zug dazu übergehen, medizinische Bäder dort verabreichen zu lassen. Egloffstein erhielt 1965 außerdem "einen neuen Buntprospekt, der in zahlreichen Exemplaren an rund 1000 Reisebüros zum Versand kommt". Das Wirtschaftswunder war auch in der Fränkischen Schweiz angekommen.