Mit langem Applaus verabschiedete der Stadtrat den Kulturbeauftragten Dieter George, der 29 Jahre lang das kulturelle Klima in Forchheim geprägt hat. Und der den Besuchern im Rathaussaal zum Abschied mit Richard Wagner zurief: "Kinder, macht was Neues!"
Klug, wortgewandt und mit Witz - Dieter George blieb sich auch bei seinem letzten offiziellen Auftritt im Rathaus treu. Die Feierstunde, die die Stadt dem Kulturbeauftragten nach 29 Jahren bescherte, nutzte der promovierte Germanist und Historiker am Donnerstag vor dem versammelten Stadtrat, um noch einmal grundsätzlich zu werden.
Er erinnerte daran, dass "Kultur von Haus aus der schwache Faktor der politischen Palette" sei; dass es kein Zufall sei, dass sie traditionell unter den Fittichen der Könige und Fürsten stand. Und weil Kultur weder sozial, noch ökonomisch, aber eben doch "wesentlich" sei, rief George dem Stadtrat noch einmal einen seiner Leitsätze der vergangenen Jahre zu: "Kultur braucht Raum."
Das habe Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) erkannt, als er vor drei Jahrzehnten die "Kultur zur Stabsstelle gemacht" habe. Wie wohl sich Dieter George als Leiter dieser Stabsstelle gefühlt hat, das brachte er am Donnerstag bewegt zum Ausdruck. Dem Personalratsvorsitzenden Dieter Walda dankte er, dass er, George, "ein Außenseiter", in der Stadt "mit Wärme" aufgenommen worden sei. Dem Stadtrat dankte er für die beständige "Aufgeschlossenheit". Und seinem Freund aus Kindertagen, Franz Stumpf, dankte George für eine "warmherzige Laudatio".
Darin hatte Stumpf betont, dass sich George den Ruf als kulturelle Autorität schlechthin in Forchheim erworben habe. Wer gut beraten sein wolle, sagte der Oberbürgermeister, sollte auch weiterhin auf die "große Erfahrung und das immense Wissen" Georges zurückgreifen.
Stumpf erinnerte daran, wie variabel George die Kulturräume in Forchheim genutzt habe: Beispielsweise um "hochklassige Oratorien aufzuführen"; um auch die leichtere Muse zu pflegen und einen Jazzfrühschoppen in der Kaiserpfalz zu etablieren oder indem er die Eckpunkte beim Thema Kulturhalle mitbestimmte.
Mann mit legendärem Wissen
Franz Stumpf ließ durchblicken, dass Dieter George (der auch seine Reden schrieb) mehr für ihn war als ein Freund; zugleich nämlich eine Art Mentor. "Du hast mir immer die inneren Zusammenhänge von Entscheidungen sowohl in der kommunalen wie auch in der hohen Politik erklären können, die ich sonst nicht erkannt hätte."
Eröffnet hatte die Feierstunde der Forchheimer Pianist Lucky Schmidt mit einer Klavier-Fantasie. Neben Franz Stumpf würdigten auch Personalratsvorsitzender Dieter Walda das Wirken Georges. Er habe "die Forchheimer Kulturwüste belebt", sagte Walda. Und Hubert Forscht (Vorsitzender des Jungen Theaters) dankte George nicht nur für 250 Veranstaltungen im Jungen Theater. Vor allem für die Veranstaltungsreihe "Wie es mir gefällt", die George mit entwickelt hatte. "Legendär" sei die kulturelle Bildung Georges, sagte Hubert Forscht und wies das Auditorium darauf hin, dass bereits am heutigen Samstag die Gelegenheit besteht, die "Legende" bei einer Lesung von Gedichten im Jungen Theater zu erleben.