Debatte um Wohnraum verschärft

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OB Uwe Kirschstein (vorne Mitte) fütterte die Debatte um die Wohnraumnot mit belastbaren Zahlen. Foto: Pauline Lindner
OB Uwe Kirschstein (vorne Mitte) fütterte die Debatte um die Wohnraumnot mit belastbaren Zahlen.  Foto: Pauline Lindner

Es wird schwer für die Stadt Forchheim, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Das belegen Zahlen, die zur Versammlung des Mietervereins vorgelegt wurden.

Gefühlt haben es die Bürger längst, jetzt ist es gewissermaßen amtlich: Forchheim gehört zu den 160 Kommunen in Bayern mit angespanntem Wohnungsmarkt. Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) brachte das Gutachten des Instituts Wohnen und Umwelt zur Diskussionsrunde (Thema: Bezahlbarer Wohnraum) des Mietervereins mit.

In Auftrag gegeben hatte das Gutachten das Justizministerium, um angespannte Gebiete identifizieren zu können. Zwei der fünf Bewertungs-Kriterien erfüllt die Stadt: überdurchschnittliche Mietbelastung und hohe Nachfrage. Die Neubautätigkeit dagegen wird als ausreichend bewertet.

Ein Konsequenz aus der Einstufung "angespannte Wohnungsmarkt" ist, dass die Mietpreisbremse gilt. Ob sie allerdings ein wirksames Instrument ist, die Situation zu entlasten - trotz der verbesserten Rückforderungsmöglichkeiten für Mieter bei überteuerten Mieten -, sieht selbst Traugott Hübner vom Mieterverein skeptisch. Auch der bislang fehlende Mietspiegel für Forchheim könne kontraproduktiv sein, weil sich eine Tendenz zum Angleichen bei älteren Bestandswohnungen entwickeln könne.

Kirschstein stellte die Fakten zusammen, die die Anspannung hervorgerufen haben: In zehn Jahren wuchs die Große Kreisstadt um 2000 Einwohner. Bei einer durchschnittlichen Wohnungsbelegung mit 1,9 Personen bedeutet das mehr als 1000 benötigte Wohnungen. Waren es sieben Jahre lang gut 100 Wohnungen, für die ein Baugenehmigungsverfahren angestrengt wurde, stieg die letzten Jahre die Zahl auf 200. Rechnerisch sind das 100 mehr als es dem Zuwachsausgleich entspräche. Aber der Trend zu mehr Single-Wohnungen - laut Hübner ein sehr relevanter Auslöser - ist auch in Forchheim vorhanden.

Immer weniger Baurechte

Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der unbebauten Grundstücke mit Baurecht von 399 auf 348. Mit dem neubeschlossenen Baulandmodell hofft die Stadt entgegensteuern zu können, dass sie 348 Mal in "Erschließungsvorleistung" gegangen sei, ohne dass eine einzige Wohnung entstand. Die Chance besteht durch den modifizierten Bauzwang: ein fünfjähriges Fenster mit Ablösemodellen.

"Die Mietpreisbremse schafft keine einzige neue Wohnung, löst also unser Grundproblem nicht", brachte Peter Beugel als Vertreter von "Haus und Grund" ein. Er sieht eine zielführendere Lösung durch Verbesserung der Wohnbeihilfen, eine Wohngeldreform.

Welche Gruppe hat einen besonderen Bedarf an Wohnraum, wurde Alexander Dworschak (GWS) gefragt. "Die das wenigste Geld haben", war seine eindeutige Antwort. Sie sind auch das Klientel, um die sich seine Wohnungsgesellschaft im städtischen Auftrag besonders zu kümmern habe. Ihr käme die von Beugel angesprochene Reform am meisten zupass.

Deshalb begrüßt er, dass Innenminister Herrmann den Zugang zum "geförderten Wohnungsbau" auf 60 Prozent der Bevölkerung ausdehnen will. Denn zwischen 2010 und 2015 stieg die Miete bei Erstvermietung von 5,50 Euro auf 6,50 Euro; von 2016 bis heute aber auf 8,50 Euro - allein durch Baukosten-Steigerungen. Dem will der Verband der Wohnungswirtschaft entgegenwirken, ergänzte Wolfgang Bonengel vom Haus für Wohnungswirtschaft. Durch serielles und modulares Bauen bei Geschosswohnungen.

Inzwischen seien Anbieter auf dem Markt mit Quadratmeterpreisen von 2100 bis 3200 Euro je nach Standard. Er betonte: "Wir nehmen die Miete, die wir zum Finanzieren brauchen, nicht die, die wir bekommen können." Trotzdem könne sie nicht niedrig sein, denn den Forchheimer Genossenschaften fehlten Vorratsgrundstücke oder Erbpachtmöglichkeiten wie seinerzeit mit der Pfründnerstiftung.

Dworschak folgert daraus: "Der Privatinvestor muss animiert werden, weil die Genossenschaften den Bedarf nicht abdecken können." Und auch: "In die Höhe wachsen." Dabei sieht er die statischen Probleme beim Aufstocken auf bestehende Gebäude wie auch die Vorbehalte zu einem veränderten Stadtbild.

"Die Stadt ist mitten im Wandel, ihr Bild wird städtischer", fasste der Oberbürgermeister seine persönlichen Beobachtungen seit seinem UMzug nach Forchheim zusammen. Veränderung im Außenbereichen müsse mit Aufmöblen der Ortskerne einhergehen, war die Quintessenz mehrerer Diskussionsbeiträge. Ein Gebiet für private Aktivitäten sah Maria Wagner in der Wiesentstraße, im Scheunenviertel. Die Ortskundige geht sie von bis zu 140 möglichen Wohneinheiten aus.