Die Herzen von Otto Wohlleib und Jürgen Niedersteberg schlagen für alte Autos. Ohne einen bestimmten Buchstaben im Kennzeichen macht ihr Hobby aber nur halb so viel Spaß.
Seit einiger Zeit steht nun ein "H" neben der Zahl am Kennzeichen des Matra Murena. Der rot glänzende Lack des Talbot ist noch original. 24 000 DM hat der Wagen, der im Jahr 1983 vom Band gegangen ist, gekostet. 10 000 Exemplare des Autos sind zwischen 1981 und 1984 verkauft worden. Geschätzte 1000 Modelle stehen heute noch bei Liebhabern und Autonarren in der Garage. Otto Wohlleib aus Neunkirchen ist einer von ihnen.
"Ich hatte das Auto in der Zeitung gesehen und es hat mir gefallen. Gerade weil es ein Kunststoffauto mit feuerverzinktem Rahmen war", erinnert sich der 69 Jahre alte Kfz-Meister. Aber der Franzose gefiel ihm auch seiner schnittigen Form wegen. Seinen alten Opel gab Wohlleib deshalb ab.
Und auch das Kennzeichen, das er anschließend von der Zulassungsstelle erhalten, hielt Wohlleib für passend: "AH", das stand für ihn für "Alter Herr". Und nun mit dem "H" war auch so richtig klar, dass es es sich um ein historisches Auto handelt.
Von nun an unternahm Wohlleib auch alltäglichste Fahrten in seinem Matra Murena: zum Einkaufen oder auch, um mit ihm in den Urlaub zu düsen.
Und weil Wohlleib Mitglied und Tourenleiter des ersten Automobilclubs in Neunkirchen war, fuhr er mit dem schnittigen Sportwagen auch bei Rallyes mit.
Als einen Oldtimer mit "H" wie "historisch" im Kennzeichen hatte Otto Wohlleib allerdings eher seinen alten Käfer, Baujahr 1949, im Visier. Das taubenblaue, fast schrottreife Auto hatte er 1979 auf einem Bauernhof gesehen.
Einige Besonderheiten Er regelte das Geschäftliche und schraubte fortan vier Jahre lang an dem Käfer herum. Schwarz-weiß lackiert, steht er nun in in Wohlleibs Garage - allerdings ohne "H" im Kennzeichen.
Dafür war der Käfer bereits im Fernsehen zu bewundern. "Bei einem Käfertreffen in Bad Camberg war ein Filmteam da und suchte für die Glücksspirale meinen alten Käfer raus. Wir mussten dann nach München zu den Filmstudios fahren, und mit dem Käfer wurden dann Aufnahmen gemacht. Beispielsweise wurde eine ältere Frau damit zur Bank gefahren", erinnert sich Wohlleib.
Der Käfer hat einige Besonderheiten. Die Heckscheibe in der Form einer Brezel zum Beispiel oder auch der batteriebetriebene Blinker, der an der hin teren Seitenfensterleiste herausfährt und gelb blinkt.
Vorn am Armaturenbrett ist eine Vase befestigt.
Sie erinnert mit den Plastikblumen an das Flair der Wirtschafstwunderjahre. Jetzt, wo es draußen nass und kühl ist, stehen Wohlleibs Oldtimer in der Garage.
Mindestens 30 Jahre alt Doch wer das Historische mit dem "H" auch im Kennzeichen sichtbar machen möchte, muss das Auto das ganze Jahr angemeldet haben.
Ferner muss er dafür pauschal 191 Euro Kraftfahrzeugsteuer bezahlen. Unabhängig davon, wie groß der Hubraum ist. Das gilt für alle Autos, die mindestens 30 Jahre alt sind, Der Versicherung dagegen genügt es, dass ein Oldtimer 25 Jahre alt ist. Der Käfer, als normales Auto gerechnet, liegt aber unter dem Steuerbetrag.
Deshalb verzichtete Wohlleib auf das "H" im Kennzeichen. Denn auch so kann sich wohl jeder denken, dass der Käfer schon einige Jahre auf dem Buckel hat.
Bei dem Matra Murena lagen die Dinge anders "280 Euro Steuer müsste ich bezahlen. Er hat 2200 Kubik und 150 PS", meint Wohlleib. "Und das für fünf Monate", ergänzt Jürgen Niedersteberg, der Vorsitzende des Neunkirchner Automobilclubs. Niedersteberg hat auch einen Oldtimer mit dem "H" im Kennzeichen: einen MG B, Baujahr 1978.
"In meiner Jugend fuhren die Leute alle Fahrzeuge, die ich nie haben konnte. Und ich wollte ein offenes Fahrzeug, damit man die Gegend riechen kann. Nun habe ich ihn mir geleistet. Meine Frau hat den MG B entdeckt", sagt er.
Da der Wagen aus den USA kommt, hat er eine Linkssteuerung.
Mit dem begehrten "H" im Kennzeichen ist das Auto nun ganzjährig einsetzbar und darf zudem in allen Umweltzonen gefahren werden.
Das "H" bekommt man nicht nur wegen des Alters, da müssen noch ganz andere Dinge beachtet werde. Erst nach einer Tüv- Prüfung, kann ein "H" beantragt werden.
"Es wird zum einen das Aussehen des Autos geprüft. Ob man noch länger damit fahren kann. Die Teile und Tuningteile beim Umbau müssen außerdem zum ungefähren Baujahr passen. Für die Teile müssen sogar Gutachten vorgelegt werden", berichtet Niedersteberg.
Das Auto in grellen Farben zu lackieren, verbietet sich deshalb von selbst. Das Erscheinungsbild eines Oldtimers muss in sich stimmig sein.
Eingefleischte Oldtime-Fans kennen die Bestimmungen, aber sie sind ohnehin Seelenverwandte.
Jürgen Niedersteberg hat das einmal bei einer Urlaubsfahrt in Unterfranken erlebt. Da hatte er Probleme mit der Benzinpumpe und musste anhalten. Ein Oldtimerfahrer aus Essen fuhr deshalb extra zurück und bot seine Hilfe an. "Er bekam das Auto wieder flott, indem er mit einem Hammer gegen die Benzinpumpe geklopft hat. Die hat einen Magneten und hängt deshalb manchmal", erinnert sich Niedersteberg.
Mit der Benzinpumpe hatte auch Wohlleib bei seinem Matra einmal Probleme, auf den bergigen Straßen Italiens: "Doch zufällig hatte ich noch eine dabei." Oldtimer-Freunde wie er wissen eben, was ihre blecherne Lieblinge so brauchen.