Corona-Bekämpfer am Telefon: "Gerade vor Weihnachten fällt es schwer, Familien zu separieren"

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Für einige Wochen im Team des Contact Tracing Teams: Oliver Herrmann ruft täglich unzählige Kontaktpersonen an. Foto: Nicole Endres/THW
Für einige Wochen im Team des Contact Tracing Teams: Oliver Herrmann ruft täglich unzählige Kontaktpersonen an.  Foto: Nicole Endres/THW

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie unterstützt Oliver Herrmann vom THW Forchheim für mehrere Wochen das Contact Tracing Team des Forchheimer Gesundheitsamts. Ein Gespräch über seine Aufgabe und darüber, was ihn bewegt.

Die Zahl der Coronainfizierten im Landkreis bleibt weiterhin hoch. Das Contact Tracing Team (CTT) des Forchheimer Gesundheitsamts hat alle Hände voll zu tun, um alle Kontaktpersonen täglich nachzuverfolgen. Derzeit bekommt es für mehrere Wochen unter anderem Unterstützung von Oliver Herrmann (21) vom THW Forchheim. Gemeinsam wird alles Menschenmögliche getan, um die Corona-Pandemie im Landkreis einzudämmen.

Als das THW landesweit seine Hilfe zur Corona-Bekämpfung anbot, nahm das Forchheimer Landratsamt dankend an. Oliver Herrmann aus Kersbach, der eigentlich als Industriemechaniker arbeitet, meldete sich sofort freiwillig. In einer Schulung lernte er besonders alles rund um die richtige Gesprächsführung, um ein Telefonat professionell, aber auch mit dem notwendigen Einfühlungsvermögen gestalten zu können. Mit bis zu 20 CTT-Mitarbeitern verfolgt er täglich Kontaktpersonen nach. Mit dem Fränkischen Tag spricht er über seine neue Aufgabe, und wie die Menschen auf seinen Anruf reagieren.

Wie hektisch geht es täglich zu beim CTT? Die Nachrichten über neue Infizierte überschlagen sich ja sicherlich häufig.

Oliver Herrmann: Ja, das stimmt. Aber durch die Erfahrung der festen CTT-Mitarbeiter beruhigen sich stressige Situationen meist schnell und es wird eine Lösung gefunden. Wir können die Welt leider nicht an einem Tag retten, aber wir versuchen es täglich.

Ihre Kernarbeit besteht darin, Kontaktpersonen anzurufen. Wie können wir uns solch ein Telefonat vorstellen?

Wir befragen die betroffenen Personen über ihren Gesundheitszustand, die bisherigen Symptome oder Vorerkrankungen sowie den Kontakt zu dem positiven Corona-Fall. Anhand von RKI-Vorgaben kategorisieren wir dann den Betroffenen ein und setzen die Quarantäne fest.

Selbstverständlich informieren wir die Betroffenen über die allgemein geltenden Quarantäne-Regeln und deren Umsetzung, notwendige Hygienemaßnahmen und das Symptomtagebuch. Im Anschluss wird ein Termin für den Corona-Abstrich vereinbart. Nicht selten kommt es vor, dass abschließend viele Fragen der Anrufer geklärt werden müssen.

Wie reagieren die Menschen auf Ihren Anruf?

Ich hatte bis jetzt das "Glück", nur mit freundlichen Bürgern zu telefonieren. Klar gibt es hin und wieder Fälle, in denen Personen mit der jetzt anstehenden Quarantäne nicht einverstanden sind. Dies hat vor allem auch private Gründe. Beispielsweise sind Termine wie Geburtstage oder Familientreffen wie jetzt zu Weihnachten, die sie gerne wahrnehmen möchten, nun jedoch nicht mehr können.

Im Umgang mit schwierigen Personen sind wir ebenfalls gut vorbereitet worden. Man muss die Sorge der Personen ernst nehmen und gleichzeitig schon klar machen, dass ein aggressives Verhalten am Telefon keiner Seite nützt, die Situation zu klären.

Im Großen und Ganzen reagiert der Großteil der Angerufenen aber besonnen und mit Verständnis für die Situation. Oft zeigt sich eine große Dankbarkeit für unsere Arbeit und sie fühlen sich gut betreut, wenn wir uns zwischendurch melden und uns nach ihrem Gesundheitszustand erkundigen, was leider durch die immer höheren Infektionszahlen nicht mehr in dem Umfang möglich ist, wie es der eigentliche Anspruch des CTT-Teams ist.

Hat ein Fall Sie besonders mitgenommen?

Gerade jetzt vor Weihnachten fällt es schon schwer, Familien, die sich auf einen gemeinsamen Weihnachtsabend gefreut haben, zu separieren und beispielsweise Großeltern zu verweigern, ihre Enkelkinder, die sie bestimmt auch schon länger nicht mehr gesehen haben, zu treffen.

Vermutlich müssen Sie auch alles, was Sie am Telefon erfragen, anschließend genau erfassen?

Ja, neben meiner Arbeit am Telefon sind die restlichen Aufgaben überwiegend organisatorischer Art, also Dokumentationen, Archivierungen und Anlegen von Fallakten am PC. Das Verfassen von Aktenvermerken erfordert viel Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit. Hier bewahrheitet sich der Spruch "Wer schreibt - der bleibt!". Jedes noch so kleine Detail wird mithilfe von detaillierten Erfassungsbögen aufgenommen und weiterverarbeitet, um bei Anfragen oder Problemen der Bürger gut und hilfreich reagieren zu können.

Braucht das CTT noch weitere Unterstützung?

Da wir nicht wissen, wie sich die Pandemie entwickeln wird, kann es schon sein, dass in Zukunft weitere Hilfe benötigt wird. Aktuell kommen ja auch immer noch neue Mitarbeiter hinzu. Im Großen und Ganzen denke ich, dass das Team ganz gut aufgestellt ist und wir eine gute Arbeit leisten.

Die Fragen stellte Sabine Memmel.