Am Freitag schließt das Eisenbahn-Bundesamt die Beteiligungsplattform zum Lärmaktionsplan. Die Bürgerinitiative Forchheim Nord reagiert verärgert.
Rund 9000 Bürger werden nach dem vierspurigen ICE-Ausbau unmittelbar vom Lärm der Züge betroffen sein, die mitten durch Forchheim rasen. Deshalb wundert sich Otwin Schneider, der Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Forchheim Nord, dass beinahe sämtliche Bürger der Stadt die sogenannte Lärmaktionsplanung der Deutschen Bahn ignorieren.
Nur 27 Forchheimer Einträge
Das Eisenbahn-Bundesamt hat eine Beteiligungsplattform eingerichtet (
www.laermaktionsplanung-schiene.de). "Am Freitag endet die Anmeldung und nur 27 Forchheimer Bürger haben sich eingetragen", ärgert sich Otwin Schneider.
Dem 80-jährigen BI-Aktivisten ist bewusst, dass diese Einträge keine unmittelbare Konsequenz haben; niemand könne auf diesem Weg einen Anspruch geltend machen. Aber dennoch sieht Schneider in der Plattform eine Chance. Jeder, der sich persönlich vom Bahn-Lärm belästigt fühle, könne hier seine Stimme einbringen.
Schon lange bevor der öffentliche Teil der Lärmaktionsplanung vor sechs Wochen startete, hat die Bürgerinitiative Forchheim Nord versucht, die Menschen und Einrichtung entlang der ICE-Strecke zu sensibilisieren. Doch egal, ob er sich an die Schulen wandte, ob an die Klinik oder an das Bauamt - reagiert habe auf seine Aufrufe und Anschreiben niemand, sagt Otwin Schneider.
Dem Forchheimer Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) wirft er vor, nicht aktiv für die Beteiligungsplattform der Stadt zu werben. "Die Stadt müsste beispielhaft vorangehen und sich in den Lärmaktionsplan des Eisenbahnbundesamtes eintragen", meint Otwin Schneider.
Dem hält Britta Kaiser, die Pressesprecherin der Stadt, entgegen, dass im Stadtanzeiger auf den Lärmaktionsplan hingewiesen wurde. Auch die Bahn habe das gefordert. "Wir haben den Hinweis veröffentlicht, damit wir uns nicht nachsagen lassen müssen, wir hätten nicht unsere Pflicht getan." Obwohl, so betont Britta Kaiser, die Stadt Forchheim streng genommen bei diesem Thema gar nicht in der Pflicht sei. Besagter Lärmaktionsplan "hat mit dem ICE-Ausbau nichts zu tun". Der laufe nämlich parallel zur ICE-Planung in Forchheim.
Zum Thema "Bahn-Lärm nach dem Streckenausbau" sagt Britta Kaiser: Die möglichen Auswirkungen auf Forchheim seien im Rahmen der offiziellen ICE-Planung begutachtet worden. Daher gebe es ja auch den Anspruch auf Lärmschutzfenster und dergleichen. Auch die städtischen Anwesen seien überprüft worden. "Doch sie sind durch das Raster gefallen, weil die hauptsächliche Lärm-Last des Zug-Verkehrs in die Nacht fällt."
Noch zwei Tage Zeit
Während also die Stadt Forchheim darauf hinweist, dass sie erstens keine Notwendigkeit für eine Bürgerbefragung sieht - und zweitens "die Verwaltung auch keine Kapazität hätte, sie zu erfüllen" (Britta Kaiser), ist Otwin Schneider davon überzeugt, dass sich bis Freitag noch möglichst viele Forchheimer unter
www.laermaktionsplanungschiene.de in den Plan eintragen sollten.
"Alleine in den Schulen in Forchheim Nord sind 1400 Schüler betroffen, deren Eltern sich zu Wort melden könnten", meint der BI-Sprecher. "Und auch die vielen Mitarbeiter im Finanzamt, in der Klinik oder in den Ämtern, die sich als Privatpersonen äußern könnten."
Entlang der Bahn-Strecke gebe es diverse Orte, an denen überhöhte Lärmwerte herrschen, sagt Otwin Schneider und nennt beispielsweise die Forchheimer Klinik, die Häuser in der Sudetenstraße oder das Finanzamt, das direkt neben der Schiene liege. "Nur wenn sich viele in den Lärmaktionsplan eintragen, hat die Politik später etwas in der Hand, etwas zu bewegen. Sonst sagt die Bahn, in Forchheim gibt es ja keine Probleme."