Eine 18-Jährige aus dem Gemeindegebiet von Eggolsheim nutzte ihr Abschlussprojekt des P-Seminars dafür, ein politisches Statement zu setzen.
Es war keine Nacht-und-Nebel-Aktion, als Maria (Namen geändert) ihr gestricktes Kunstwerk in Eggolsheim aufgehängt hat. Die Schülerin des Gymnasiums Fränkische Schweiz strickte vier Wochen lang, um einen Pfosten an der Eggolsheimer Kegelbahn zu verschönern. Ihren Namen möchte sie trotzdem nicht in der Zeitung lesen. "Dazu hat mir auch meine Lehrerin geraten", sagt die 18-Jährige, "Guerilla Knitting wird nicht überall gerne gesehen und weil der Teil mit der politischen Botschaft innerhalb weniger Tage abgeschnitten wurde, möchte ich nicht, dass jeder weiß, wer den Pfosten eingestrickt hat."
Der Eggolsheimer Bürgermeister Claus Schwarzmann (BB) begrüßt die Aktion. "Ich wurde zuvor über die Pläne aufgeklärt", sagt er, "und ich finde es gut, wenn sich junge Leute politisch engagieren."
Aus Wollresten entstanden
Politisches Engagement ist das Stichwort, denn Maria hat nicht nur einen Pfosten eingestrickt, sie hat auch eine Botschaft angebracht. "Braune Pfosten gibt's genug", stand dort. Aus vielen bunten Wollresten strickte sie ein zirka 1,60 Meter auf 60 Zentimeter großes Stück, das sie dann an dem braunen Pfosten befestigte. Hinzu kamen gehäkelte Flaggen.
Was man auf den ersten Blick nicht sieht: Auch diese haben eine Bedeutung. "Das sind die Herkunftsländer der Menschen, die in Eggolsheim leben", erklärt die 18-jährige Schülerin. Sie findet es schön, wie viele Nationen in Eggolsheim zusammenleben. Auch die Integration der Asylbewerber sei ihr positiv aufgefallen, weswegen sie darauf aufmerksam machen wollte.
Bürgermeister Schwarzmann sagt, es seien mindestens 20 verschiedene Nationen, die in Eggolsheim leben. "Wir sind uns hier einig, dass wir braunes Gedankengut nicht brauchen", erklärt der Rathauschef und zeigt sich überrascht darüber, dass die politische Botschaft abgeschnitten wurde.
Lehrerin warnt vor Vandalismus
Maria fertigte als einzige der 15 Schüler im P-Seminar des Gymnasiums Fränkische Schweiz eine Abschlussarbeit mit politischem Statement an, erklärt ihre Lehrerin Katja Metschnabl. "Ich finde es sehr mutig, dass sie sich das getraut hat", sagt Metschnabl.
Es habe auch sonst Abschlussarbeiten im öffentlichen Raum gegeben, zum Beispiel wurde in Ebermannstadt ein Mülleimer eingestrickt. Dieser war bekannt dafür, dass er selten benutzt wurde, dafür der Müll aber häufig drum herum verteilt wurde.
"Ich habe schon gesagt, wenn sie etwas im öffentlichen Raum machen, sollen sie sich kundig machen und überlegen, ob sie jemanden informieren müssen", betont die Lehrerin. Maria hat sich in jeder Hinsicht richtig verhalten, den Bürgermeister ins Vertrauen gezogen und das Strickwerk nur mit selbst gehäkelten Schnüren festgezurrt. "Da die Pfosten unter Denkmalschutz stehen, hätten wir es nicht fest tackern oder kleben dürfen", erklärt die engagierte Schülerin.
Entstanden war die Idee für ihr P-Seminar-Abschlussprojekt recht schnell; die Schülerin orientierte sich an der Berliner Guerilla-Knitting-Szene. Auf die Note für ihr Kunstwerk muss sie allerdings noch warten.