Bilingualer Unterricht schon in der Grundschule ist immer mehr im Kommen. Forchheim kam bei der Ausschreibung für Englisch nicht zum Zug.
Bilingualer Unterricht ist immer mehr gefragt. Auch an Grundschulen. Nachdem vor zwei Jahren die Ausschreibung für Englisch war, startete nun ein Modellprojekt für Französisch an Grundschulen. Staatssekretär Georg Eisenreich, der Vorstandsvorsitzende des Bildungspakets Bayern begründete diesen Schulversuch als wichtigen Beitrag, um die deutsch-französische Freundschaft zu stärken. Zehn Modellschulen nehmen an dem Projekt teil. Doch keine Schule aus Forchheim.
Auch Englisch kann als bilingualer Zweig an den Grundschulen im Landkreis nicht gewählt werden. "Für Englisch war vor drei Jahren die Ausschreibung. Als Schule muss man sich dafür bewerben und die Ausschreibung gewinnen", erklärt Schulamtsdirektor Ulrich Löhr. Bislang gab es dafür keine erneute Ausschreibung.
Doch sobald eine Bewerbung möglich ist, werden auch Grundschulen des Landkreises Forchheim wieder dabei sein. Die Sache mit dem bilingualen Unterricht ist doch nicht ganz einfach, braucht es doch Lehrkräfte, die Unterricht in der Fremdsprache halten können.
Anders als an den Realschulen, die den bilingualen Zweig anbieten (dort unterrichtet beispielsweise der Geschichtslehrer auch Englisch und kann somit Geschichtsunterricht auf Englisch halten), bedeutet das Klassenlehrerprinzip an den Grundschulen, dass der Klassenlehrer, der die meisten Unterrichtsfächer hält, sie auch in der Fremdsprache abhalten müsste. Mit Englisch sei das kein Problem, denn die meisten Lehrer sprächen perfekt Englisch. Die Sprache perfekt zu beherrschen, am besten Native Speaker sein oder einen längeren Aufenthalt in England vorweisen zu können, ist Voraussetzung, um Lehrer des bilingualen Zweigs zu sein.
Für Englisch kein Problem. Doch nicht alle Grundschullehrer sprechen Französich perfekt. Noch etwas: "Französisch wird als nicht so dringend erachtet", sagt Löhr. Abgesehen davon, dass nun mal Englisch die Verkehrssprache sei, gibt es im Landkreis nur wenige Gemeinden, die eine französische Partnerschaft haben. Der Landkreis hat eine französische Partnerstadt wie auch Gräfenberg oder Igensdorf zum Beispiel. Dort sei eine bilinguale Grundschule eher vorstellbar.
Etwas Ähnliches wie den bilingualen Zweig Französisch hat es an der Igensdorfer Grundschule schon gegeben, vor ungefähr 15 Jahren - nur wenige Jahre, nachdem die Patenschaft mit dem französischen St.-Martin-la-Plaine geschlossen worden war. Angela Helbach und ihre Kollegin Regine Glaser waren die Motoren für diese Französisch-AG. Die beiden Lehrerinnen sprachen Französisch und aufgrund der besseren Verständigung des Schüleraustauschs wurde Französisch als AG angeboten. Freiwillig. Die AG fand großen Zuspruch.
"Wir hatten im Dachgeschoss ausgebaut, damit sie dort unterrichten konnten", erinnert sich Altbürgermeister Erwin Zeiß, unter dessen Bürgermeisteramt der freiwillige "bilinguale Zweig" für die oberen Grundschulklassen angeboten wurde. "Es gab viele Kinder, die sich dafür interessierten. Die Lehrer machten das freiwillig und ehrenamtlich", sagt Zeiß. Gelernt wurde Französisch spielerisch, bei einem französischen Frühstück konnten die Kinder die Vokabeln für Butter, Messer oder Löffel lernen.
Einige Jahre danach war die erste Euphorie vorbei. Dann kam Englisch, weil es die Weltsprache ist und von vielen Eltern gewünscht war. Ob es gut ist, schon an der Grundschule eine Fremdsprache zu lernen, wenn die Kinder Deutsch noch nicht beherrschen, kann Ulrich Löhr nicht pauschal beantworten: "Es ist sicher nicht für alle gut. Für einige Kinder ist es ein gutes Angebot."
Der bilinguale Zweig wäre sprengelfrei, heißt, wenn er an einer Schule im Landkreis angeboten wird, können auch Schüler anderer Schulen einen Antrag stellen und in der Schule in Sport, in Teilbreichen der Biologie und anderen Fächern Englisch lernen. Bewerben werden sich einige Schulen bei der nächsten Ausschreibung sicher. Für Englisch. Für Französisch sieht es anders aus. Noch.