Bewässerung als Kulturerlebnis in Pretzfeld

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Regierungsvizepräsident Thomas Engel, Georg Schlapp, Landrat Hermann Ulm und Rose Stark (v.l.) fluteten am Modell eine Wiese.
Regierungsvizepräsident Thomas Engel, Georg Schlapp, Landrat Hermann Ulm und Rose Stark (v.l.) fluteten am Modell eine Wiese.
Master-Studentin Johanna Kemmler veranschaulichte, wo es im Trubachtal bei Pretzfeld früher Wässerwiesen gab. Fotos: Josef Hofbauer
Master-Studentin Johanna Kemmler veranschaulichte, wo es im Trubachtal bei Pretzfeld früher Wässerwiesen gab.  Fotos: Josef Hofbauer
 

Die über Jahrhunderte hinweg gepflegte Wiesenbewässerung im Wiesent- und Trubachtal soll der Nachwelt erhalten bleiben.

Das Wässerwiesenprojekt nannte Landrat Hermann Ulm (CSU) einen Teil der einzigartigen Ausstattung, die unsere Kulturlandschaft ausmacht. Die Pretzfelder Bürgermeisterin Rose Stark (Die Ökologen) unterstrich, dass dadurch ein weiteres Absinken des Grundwasserspiegels verhindert und der Schutz der Trinkwasserversorgung gesichert werden könne.

In einer Master-Arbeit zeigte die Studentin Johanna Kemmler am Beispiel des Projektes die Verbindung zwischen dem Denkmalschutz, sprich dem Erhalt der Wehre und Schützen, und dem Naturschutz, dem Nutzen der Anlage für die Natur auf. Ziel der Bewässerung, die im 13. und 14. Jahrhundert, sowie im 18. und 19. Jahnhundert eine Blütezeit erlebt habe, sei die Sicherung und Verbesserung des Ertrages in der Landwirtschaft gewesen.
Im Wiesenttal datiert der erste Wässerungsbrief auf das Jahr 1473. So hätten die Menschen über Jahrhunderte hinweg die Naturlandschaft als Lebensraum für Tiere und Pflanzen für die Zukunft bewahrt.


Froschreichtum gab den Namen

Bürgermeisterin Rose Stark ergänzte, dass die Pretzfelder im Volksmund als "Fröschknicker" bekannt seien. Eine Bezeichnung, die auf den einstigen Froschreichtum hinweise. Deshalb knüpfte sie den Wunsch an das Wässerwiesenprojekt, dass es bald wieder mehr Frösche geben möge. "Wir wollen sie nicht knicken, wir wollen sie nur haben", betonte Stark.

Das Hagenbacher "Bernet-Wehr", wo das Projekt vorgestellt wurde, ist eine beispielhafte Anlage zum Aufstauen des Wasserlaufes und zur Regelung des Wasserflusses in einem Bewässerungszuleiter. Aufgrund der großen Wassermengen wird das Heben und Senken der Absperrplatten durch einen Kurbelmechanismus unterstützt.
Organisiert wurde die Bewässerung der Wiesen durch so genannte Bewässerungsgenossenschaften. Das Ebermannstadter Heimatbuch zitiert eine Anordnung aus dem Jahre 1630, wonach es bei einer Strafe von 50 Gulden verboten war, einem anderen die Wässerung zu nehmen und die Schützen aufzuziehen. Wie das Prinzip funktioniert, demonstrierten Georg Schlapp, Vorsitzender des Bayerischen Naturschutzfonds, der oberfränkische Regierungsvizepräsident Thomas Engel, Landrat Hermann Ulm und Bürgermeisterin Rose Stark, die an einem vorbereiteten Modell eine Wiese "fluten" durften.


400 000 Euro werden investiert

Finanziert wird das Projekt, das von Julia Dummert geleitet wird, vom Bayerischen Naturschutzfond, der 70 Prozent der Gesamtkosten von 400 000 Euro übernimmt und einen Scheck über 280 000 Euro überreichte. Die Oberfrankenstiftung, der Landkreis und die beteiligten Kommunen steuern jeweils 40 000 Euro bei. Auf die Gemeinde Pretzfeld, die mit dem Wiesenttal und dem Trubachtal gleich doppelt an der Erhaltung der traditionellen Bewässerung beteiligt ist, entfällt ein Eigenanteil von 12 000 Euro, der in drei Jahresraten zu begleichen ist.
Zunächst, so Julia Dummert gehe es um eine Bestandsaufnahme, eine Inventarisierung der noch vorhandenen Relikte. Dann müsse ein Regelwerk ausgearbeitet werden, wie die Wässergenossenschaften beim Erhalt der unterschiedlichen Anlagen unterstützt werden könnten. Gleichzeitig sollen ruhende Wässergenossenschaften wieder belebt werden. Zunächst, so Dummert, die auf die Vorbildwirkung der bestehenden Wässergenossenschaften Kirchehrenbach und Gosberg setzt, sei das Projekt auf drei Jahre angelegt.