Das Rätselraten um abgestorbene Pflanzen auf dem Alten Friedhof in Forchheim geht weiter. Zwei Gutachten haben sich jetzt mit der Bodenbeschaffenheit vor Ort befasst, kommen dabei aber zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen.
Traurig recken sich am Alten Friedhof verdorrte Pflanzen in die Höhe. Haufenweise liegen die Nadeln am Boden, die die Gehölze verloren haben. Es ist ein unschöner Anblick, der sich dem Besucher bietet. Woran es liegt, dass die Pflanzen zugrunde gehen, darüber gehen die Meinungen auseinander: Friedhofsgärtner werfen der Stadt vor, mit Streusalz, das auf den Wegen zwischen den Gräbern verteilt wurde, den Boden verseucht und den Tod der Pflanzen verursacht zu haben. Das Gartenamt der Stadt macht dagegen den trockenen Winter für die Dörre verantwortlich.
Streusalz gegen Unkraut Dass grundsätzlich Streusalz auf Friedhöfen im Stadtgebiet ausgebracht wurde, bestätigt Gartenamtsleiter Herbert Fuchs. "Wir haben zunächst auf Wunsch der Friedhofsnutzer Splitt zwischen den Gräbern verteilt, damit das Unkraut nicht mehr so schnell durchkommt", erklärt Fuchs.
"Um den Frauen, die das Unkraut entfernen müssen, die Arbeit zu erleichtern, haben wir dann zunächst in Burk angefangen, dem Splitt kleine Mengen Streusalz beizumischen, des Unkrauts wegen."
Die Folgen? Keine, zumindest auf dem Friedhof. Die Hecke eines Nachbarn hat inzwischen zwar ähnliche Ausfallerscheinungen wie die Pflanzen in der Birkenfelderstraße. Allerdings kann das innerhalb der Friedhofsmauern verteilte Salz nicht für den Schaden an der Hecke verantwortlich sein: Die Fundamente der Mauer gehen rund zwei Meter in die Tiefe. Für Fuchs ist klar: "Das war der Winter, die Hecke ist verdorrt."
Der Gartenamtsleiter verweist auf Daten des Deutschen Wetterdienstes. Demnach sind im Winter gerade mal 122 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, normalerweise sollten es 181 Liter sein. Gleichzeitig war es sehr mild, statt durchschnittlich 171 Stunden schien die Sonne 210 Stunden lang. "Es gab fast keinen Bodenfrost.
Dann lebt die Pflanze natürlich so weiter wie im Sommer - und muss gegossen werden." "Das habe ich auch nicht gemacht, mir sind im Garten auch zwei Bäume verdorrt", ergänzt Walter Mirschberger, Leiter des Bau- und Grünbetriebs der Stadt.
Stopp nach Beschwerden Aufgrund der Erfahrungen in Burk sei dann auch in einigen Bereichen des Alten Friedhofs auf den Wegen Salz gestreut worden, so Fuchs weiter. "Hier gab es dann einige Beschwerden, dass Pflanzen beschädigt wurden. Daraufhin haben wir kein Salz mehr verteilt", betont Fuchs. Und: "In der Abteilung 10, aus der die meisten Beschwerden kommen, haben wir nie Salz gestreut."
Um dem Pflanzensterben auf den Grund zu gehen, hat die Stadt nach den ersten Beschwerden ein ausführliches Bodengutachten in Auftrag gegeben.
"Wir haben überall dort Proben genommen, wo sich Grabbesitzer über Schäden beklagt hatten", sagt Diplom-Geologe Joachim Rossmann aus Nürnberg. Seine Untersuchungen wiesen keinen erhöhten Salzgehalt im Boden auf. "Allerdings war der PH-Wert erhöht, was dazu führt, dass die Pflanzen keine Nährstoffe aufnehmen können", erklärt Rossmann. Und weiter: "Der PH-Wert steigt, wenn der Boden zu trocken ist."
Zu ganz anderen Ergebnissen kommt eine Bodenuntersuchung, die ein Geschädigter, der anonym bleiben will, in Auftrag gegeben hat. Die Ergebnisse, die der Redaktion vorliegen, weisen in einer Probe einen um mehr als 300-fach höheren Salzgehalt auf als in der Vergleichsprobe. "Diese Ergebnisse sind eindeutig, darauf sollte die Stadt reagieren", fordert der Auftraggeber des Gutachtens.
"Trockene Winter hatten wir schon öfter, aber Pflanzen sind davon noch nie abgestorben."
Woher stammt die Probe? Mirschberger sieht diese Forderung gelassen: "Wir hatten uns mit Geologen abgestimmt, bevor wir Salz verteilt hatten, und werden diese Praxis auch in Zukunft beibehalten. Außerdem ist bei unserem Gutachten im Vergleich zu dem anderen genau dokumentiert, wo und wann die Proben entnommen wurden. Ich will niemandem etwas unterstellen, aber ich finde es zumindest seltsam, dass eine Probe so stark erhöhte Werte aufweist, deren Herkunft nicht zweifelsfrei geklärt werden kann." "Zumal die Pflanzen, die kaputt gegangen sind, besonders empfindlich gegenüber Sonne und Trockenheit sind", ergänzt Fuchs. Und weist darauf hin, dass es auf den Forchheimer Friedhöfen Frost-free-Stelen gebe, an denen man auch im Winter Gießwasser zapfen könne, ohne dass die Leitungen auffrieren.
Dass er schlichtweg das Gießen vergessen haben soll, will der geschädigte Forchheimer aber nicht auf sich sitzen lassen: "Die Stadt hat einfach nur nicht den Mumm, für ihre Fehler geradezustehen."