Alleinerziehende Mutter aus Forchheim berichtet, wie sie benachteiligt wird

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Symbolfoto: Jennifer Hauser
Symbolfoto: Jennifer Hauser

Familien können sich bei vielen Freizeiteinrichtungen glücklich schätzen, sparen sie doch mit der Familienkarte häufig einen Teil des regulären Eintritts.

Johanna* ist eine aktive Frau. Sie hat einen Vollzeitjob und kellnert nebenher, sie geht ins Fitnessstudio und engagiert sich dazu noch im Elternbeirat. Doch an manchen Tagen ist die Powerfrau auch niedergeschlagen und verzweifelt fast aufgrund der Ungerechtigkeiten, die ihr widerfahren.

Die Kinder waren ein und vier Jahre alt, als die Ehe von Johanna gescheitert ist. "Dass wir überhaupt noch ein zweites Kind bekommen haben, ist erstaunlich. Es hat damals schon nicht mehr geklappt, aber ich hatte die Hoffnung, dass es wieder wird", sagt die 41-Jährige heute. Die Trennung 2004 war ein schwerer Schlag. Auch, weil sie seither dem Kindsvater wegen den Unterhaltszahlungen nachrennen muss. "Ich verstehe einfach nicht, warum so selten auf Alleinerziehende eingegangen wird", sagt sie.

Die 16-jährige Tochter von Johanna entschied sich vor einigen Wochen dazu, dass sie gemeinsam mit ihrer Mutter ins Fitnessstudio möchte. Als Johanna fragt, ob sie vielleicht einen Familienpreis bekommen könnte, gab es eine Absage. Familienrabatte gebe es, aber nur, wenn beide Elternteile im Fitnessstudio angemeldet sind.
"Verstehen Sie mich bitte nicht falsch", sagt Johanna, "ich arbeite gern und auch viel und kann meinen Kindern alles bieten, was sie brauchen. Aber als Alleinerziehende muss man eben aufs Geld achten."

Auch bei den Einrichtungen der Stadt Forchheim gibt es keine Familien-Angebote für Familien mit nur einem Elternteil, bedauert Johanna. Beim Besuch im Königsbad zum Beispiel kostet die Familienkarte 17,50 Euro. Ein Erwachsener zahlt 7 Euro, Kinder 4 Euro. "Wir sind doch auch eine Familie", sagt Johanna, "eine Familienkarte gibt es für unser Familienmodell aber leider nicht."


Bad sei schon günstig

Die Tarife für das Königsbad Forchheim werden jährlich seitens der Stadt mit zirka einer Million Euro subventioniert; die Preisgestaltung des Königsbades ist - vergleichbar mit ähnlichen Bädern der Region - im unteren Bereich angesiedelt, erklärt Britta Kaiser, Pressesprecherin der Stadt Forchheim.

Dies trifft in besonderem Maße für die Preise für Kinder und Jugendliche zu und ist somit in hohem Maße familienfreundlich", betont Bäderamtsleiter Walter Mirschberger, "bei der Tages-Familienkarte besteht keine Begrenzung hinsichtlich der Kinderzahl was in anderen Bädern so nicht generell der Fall ist - und das lohnt sich auf jeden Fall für Alleinerziehende mit mehr als zwei Kindern."

Mirschberger gibt zudem den Tipp, dass die Sommer-Familien-Saisonkarte auch für Alleinerziehende lohnenswert sei. "Sowohl für die Familie mit zwei Erwachsenen, jedoch auch, entsprechend abgepreist, für Alleinerziehende mit Kindern", erklärt er. Sie gilt viereinhalb Monate und kann auch einzeln von den Familienmitgliedern genutzt werden.


Grenzen werden aufgezeigt

Ein schwacher Trost für Johanna, die natürlich mit ihren Kindern ins Bad geht, aber eben nicht so oft. "Man kommt als Alleinerziehende schnell an seine Grenzen", sagt sie, "das Finanzielle ist immer Faktor, aber es gibt auch einfach viele andere Widerstände, gegen die ich kämpfe." Sie zählt die ständigen Kämpfe um den Unterhalt auf, aber auch Sorgen, die entstehen, wenn alltägliche Probleme alleine gestemmt werden müssen.

"Durch den freien Einlass für Kinder unter sechs Jahren und die Familienkarte ist die Preisgestaltung familienfreundlich", sagt Britta Kaiser über das Pfalzmuseum, "bei der Familienkarte besteht darüber hinaus leider keine Möglichkeit, Alleinerziehende zu berücksichtigen, allerdings wächst der Preisvorteil hier mit der Anzahl der eigenen Kinder, die mitgenommen werden können, denn diese ist nicht begrenzt - und das lohnt sich eben auch für Alleinerziehende mit mehr als zwei Kindern."

"Meine Kinder sollen genau das gleiche erleben und erfahren können wie andere Kinder", sagt Johanna, "aber ich finde es schade, dass es gerade von öffentlichen Einrichtungen kein Entgegenkommen gibt. Würde ich nicht arbeiten, würden wir vermutlich Zuschüsse bekommen. So wird man dafür quasi bestraft."


Kommentar: Die Enttäuschung ist programmiert"

Das Sprichwort "Freunde kann man sich aussuchen, die Familie nicht" trifft voll ins Schwarze.
Wer eine Familie gründet, der sucht sich im Normalfall den Partner durchaus mit Bedacht aus. Aber das bedeutet trotzdem nicht, dass man für immer zu zweit für seine Kinder da sein kann. Es gibt viele Gründe, warum ein Mann oder eine Frau zum Alleinerziehnenden wird. Eine Konsequenz hat dieses Dasein aber immer: Der Alleinerziehende hat es schwer. Bei Fragen rund um den Alltag, bei bockigen oder pubertierenden Kindern. Alleine heißt alleine. Alleine muss entschieden, bestraft, gefeiert werden.
Aber auch der finanzielle Aspekt plagt Alleinerziehende häufiger als Paare. Der Mikrozensus ergab, dass 70 Prozent der Alleinerziehenden in der Region erwerbstätig sind. Bei Paaren, die Kinder haben, sind in 70 Prozent der Fällen beide Partner erwerbstätig. Zwei Einkommen bedeutet in der Konsequenz, dass mehr Geld zur Verfügung steht. Auch wenn Alleinerziehende im Idealfall Unterhalt vom Ex-Partner bekommen. Es ist schade, dass gerade kommunale Einrichtungen keine flexiblere Preisgestaltung ermöglichen. Vermutlich ist es ein zu hoher bürokratischer Aufwand, so etwas zu organisieren. Eine gewisse Enttäuschung von alleinerziehenden Müttern wie Johanna ist damit allerdings programmiert.

*Name von der Redaktion geändert