Wenn der Vater nicht zahlt ...

1 Min

Der Landkreis Erlangen-Höchstadt gewährte 2015 in 280 Fällen Alleinerziehenden Unterhaltsvorschuss. Bald gibt es diese Unterstützung sechs Jahre länger.

Die alleinerziehende Mutter mit ein, zwei oder drei Kindern ist heute gar nicht mehr so selten. Diesen jungen Frauen sollten die Väter eigentlich regelmäßig Unterhalt für die Kinder überweisen - tun sie in vielen Fällen aber nicht. Ist vom Vater der Kinder kein Unterhalt zu holen, springt das Jugendamt ein und gewährt einen so genannten Unterhaltsvorschuss.

Im Jahr 2015 hat das Landratsamt Erlangen-Höchstadt für 280 Kinder im Kreis einen solchen Unterhaltsvorschuss bezahlt. Den bekamen aber nur Kinder bis zum Alter von 12 Jahren, oder maximal für 72 Monate.


Bis zur Volljährigkeit

Alle Bezieher eines solchen Zuschusses vom Amt dürfen sich freuen: Das Bundeskabinett hat jüngst eine Ausweitung des Unterhaltsvorschusses beschlossen. Künftig sollen nicht nur Kinder bis 12 Jahre diese Unterstützung erhalten, sie soll vielmehr bis zur Volljährigkeit gewährt werden.

Die geplante Gesetzesänderung hat bereits die Runde gemacht. Wie Landratsamt-Sprecherin Hannah Reuter mitteilt, häufen sich im Jugendamt auch schon die Nachfragen nach den erweiterten Leistungen beim Unterhaltsvorschuss. Die Anfragen müssen derzeit allerdings noch negativ beantwortet werden, weil es noch kein rechtskräftiges Gesetz gibt. Dieses wird erst Mitte des Jahres erwartet.

Jugendamtsleiterin Heike Krahmer rät allen Betroffenen, die Anträge erst dann zu stellen, wenn die gesetzliche Neuregelung in Kraft tritt. Das Jugendamt werde diesen Termin auf der Internetseite des Landratsamtes bekannt geben. Solange die gesetzliche Grundlage nicht vorliege, könne auch nichts ausbezahlt werden, bittet das Landratsamt um Verständnis. "Mit dieser Vorankündigung wurden Hoffnungen geweckt, die noch nicht befriedigt werden können", sagt Krahmer zur Ankündigung aus dem Bundeskabinett.

Seit Januar 2017 beträgt der Unterhaltsvorschuss für Kinder bis sechs Jahre 150 Euro im Monat. Für ältere Kinder werden 201 Euro monatlich ausbezahlt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Unterhaltspflichtigen ungeschoren davonkommen. Das Landratsamt versucht mit allem Nachdruck, sich das ausbezahlte Geld wieder zurückzuholen.

In Erlangen-Höchstadt ist man damit auch überaus erfolgreich. "Mit einer Rückholquote von 41 Prozent lagen wir 2015 auf Platz eins in Mittelfranken", sagt die Jugendamtsleiterin. Dies verlange aber einen hohen Arbeitseinsatz und hänge auch von der Finanzkraft der Väter ab. Im Landratsamt Erlangen-Höchstadt bindet der Bereich Unterhaltsvorschuss zwei Mitarbeiter.

Im Jahr 2015 hat der Landkreis insgesamt 565 000 Euro Unterhaltsvorschuss an Alleinerziehende weitergeleitet. Das Geld kommt dabei vom Staat, die Aufwendungen für die Verwaltung müssen allerdings die Kommunen übernehmen.


Mit Hartz IV auszahlen

Krahmer rechnet damit, dass sich mit der neuen Regelung die Zahl der Berechtigten verdoppeln wird. Zu einer Entlastung in der Verwaltung könnte dabei der Vorstoß des Städte- und Gemeindebundes führen, Hartz-IV-Leistungen und den Unterhaltsvorschuss zusammen über die Jobcenter auszuzahlen. Immerhin seien 2014 von den 450 000 Unterhaltsvorschuss-Beziehern in Deutschland 87 Prozent Sozialhilfeempfänger gewesen.